Am Faschingsdienstag des Jahres 1950 traten in Bamberg zwei junge Leute vor den Traualtar. Nun feierten Fritz und Agathe Riegler in Untersteinbach ihre Eiserne Hochzeit und erinnerten sich lachend an den Tag, an dem einiges schiefging, der aber der Start für eine 65 Jahre andauernde Ehe bildete.
Eine große Familie, viele Freunde und allerhand Prominenz gratulierten zu diesem seltenen Ehejubiläum. Haßberge-Landrat Wilhelm Schneider und Bürgermeister Matthias Bäuerlein überbrachten Glückwünsche des Landkreises und der Gemeinde Rauhenebrach, schriftliche Grüße kamen vom Regierungspräsidenten. Ministerpräsident Horst Seehofer gratulierte in Form der Ehrenmedaille „Patrona Bavariae“ und sogar Bundespräsident Gauck schrieb dem Jubelpaar. Pfarrer Kurt Wolf hatte neben den Grüßen der gesamten Pfarreiengemeinschaft die Glückwünsche des Bischofs dabei.
Die Rieglers blicken zufrieden auf ein arbeitsreiches Leben zurück, in dem sie einen florierenden Betrieb aufbauten und die Basis für eine große Familie legten. In Theinheim wuchs Fritz Riegler auf, lernte den Beruf des Sattlers und Polsterers. Seine Frau Agathe flüchtete mit ihren Eltern aus der heutigen Ukraine nach Deutschland. Sie arbeitete bei Erba in Gaustadt, als die beiden sich beim Tanzen in Zettmannsdorf erstmals begegneten.
Mancher habe zwar gemeint, er müsse doch auch „daheim“ eine Frau finden, aber „ich bin mit meinem Flüchtlingsmädla glücklich geworden“, freut sich Fritz Riegler. Er machte sich 1949 in Untersteinbach mit einer Sattlerei selbstständig, mit der Eheschließung stieg auch Agathe in den Betrieb ein und gemeinsam bauten sie ihr Geschäft auf bis zur Polstermöbel- und Matratzenfabrik, die 1964 noch um ein Sägewerk mit Holzhandel erweitert wurde.
Fritz Riegler war viel unterwegs, um seine Produkte zu verkaufen, seine Frau hielt die Stellung im Betrieb und in der Familie mit den drei Töchtern Renate, Rita und Ingrid. Die älteste Tochter, Renate Wolf, übernahm 1992 den Betrieb, so dass sich Fritz und Agathe Riegler in den Ruhestand zurückziehen konnten.
Fritz Riegler, der sich früher leidenschaftlich gern mit Motoren beschäftigte und sich als Taubenzüchter betätigte, engagierte sich auch von 1984 bis 1996 im Verwaltungsrat der Sparkasse. Nachrichten und Tageszeitungen gehören zu seinem festen Tagesablauf, wie der sonntägliche Kirchgang, auch wenn Agathe Riegler mit gesundheitlichen Problemen kämpft.
Besonders froh sind beide, wenn die sechs Enkel mit ihren Ehepartnern und inzwischen fünf Urenkeln zu Besuch kommen, wie sie das natürlich am Wochenende taten, denn Fritz Riegler feierte zugleich seinen 87. Geburtstag.
Eigentlich hat er alle wichtigen Termine, zum Beispiel auch seine Gewerbeanmeldung, auf seinen Geburtstag gelegt. „Aber die Hochzeit, das ging damals nicht, das wäre ja Aschermittwoch gewesen“, lacht er und nimmt seine Frau in den Arm. Die hat ihm neulich das schönste Kompliment gemacht: „Ich hätte mir keinen Besseren vorstellen können“, sagte sie im Hinblick auf das Fest.