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Mit dem Schreihals ins Bett

Stadt Schweinfurt

Mit dem Schreihals ins Bett

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    Vor dem Notarzt-Einsatzfahrzeug (von links): Dr. Klaus Freund, Gruppensprecher der Schweinfurter Notärzte, Dr. Robert Koburg und Dr. Wolfgang Menger, Obmann der Notärzte am Leopoldina.
    Vor dem Notarzt-Einsatzfahrzeug (von links): Dr. Klaus Freund, Gruppensprecher der Schweinfurter Notärzte, Dr. Robert Koburg und Dr. Wolfgang Menger, Obmann der Notärzte am Leopoldina. Foto: FOTO K. Winterhalter

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    Der Dienst war relativ ruhig. „Nur sechs Einsätze“, sagt Menger, der letzte gegen 1 Uhr nachts, also zu einer zivilen Zeit. So ist der Obmann der Notärzte am Leopoldina recht gut ausgeschlafen, als er zum Gespräch über die Situation der Notärzte in Stadt und Region kommt. Mit dabei auch der Obmann der Notärzte am Josefs-Krankenhaus, Dr. Rudolf Rüger, und der Gruppensprecher aller Schweinfurter Notärzte, Dr. Klaus Freund. Der Chirurg Rüger ist mit 25 Notarzt-Jahren der Dienstälteste, der Anästhesist Freund kommt auf über, Menger auf fast 20 Jahre.

    Ausreichende Zahl von Notärzten

    Um es vorwegzunehmen: die Situation in Schweinfurt ist nicht schlecht. Es gibt ausreichend Klinik- und niedergelassene Ärzte, die in ihrer Freizeit als Notärzte Dienst tun. Im Gegensatz zu einigen ländlichen Gebieten in Bayern, in denen es aufgrund des Ärztemangels seit Jahren eng ist. Freund nennt als Beispiel Bad Königshofen. In Schweinfurt wechseln sich die zwei Gruppen vom Leo und vom Josefs im wöchentlichen Wechsel ab. Mitglieder sind neben den Ärzten der Krankenhäuser niedergelassene Kollegen. Ihr Gebiet: Von Maßbach im Norden bis Scheinfeld im Süden, von Wasserlosen im Westen bis etwa Gädheim im Osten. Die meisten Einsätze sind in Schweinfurt und den Randgemeinden. Im Durchschnitt braucht der Notarzt nur acht bis zehn Minuten bis zum Einsatzort.

    Weil das alles gut funktioniert, sei die „Zwangsstationierung“, die das neue Rettungsdienstgesetz eigentlich vorsieht, nicht nötig. Bis jetzt bleiben nur die auswärts wohnenden Kollegen im Krankenhaus, wenn sie Notarztdienst haben. Die anderen können nach Hause, tragen ihren Piepser mit sich und werden vom Fahrer, der meist auch in der Nähe wohnt, innerhalb kürzester Zeit abgeholt.

    Eine andere Änderung, die das neue Gesetz vorsieht, wird von den Notärzten sehr gewünscht, ist aber noch nicht realisiert: die Einführung eines Ärztlichen Leiters Rettungsdienst, der die fachliche und organisatorische Leitung, die Verantwortung für Qualitätskontrolle, Standards, Ausstattung und ähnliches übernimmt und auch die Interessen der Ärzte vertritt. „Er muss eine Stellung haben, in der er mitreden kann“, sagt Klaus Freund. Polizei und Feuerwehr wären straff organisiert, hätten klare hierarchische Strukturen. Anders beim Rettungsdienst, da würden verschiedene Ebenen nebeneinander arbeiten, ohne klar abgegrenzte Kompetenzen. „Ein strukturfreier Raum“, formuliert Freund wörtlich. Die Problematik sei nur, wer den hauptamtlichen Ärztlichen Leiter zahle. Als Lösung sei angedacht, dass eine Gruppe das übernehmen könne. Noch ist unklar, wie das Problem gelöst wird.

    Aber auch ohne „Chef“ kümmern sich die Notärzte um ihre Fortbildung. Alle Schweinfurter und die Kollegen aus Gerolzhofen sind einmal im Quartal zum Qualitäts-Zirkel eingeladen. Kein Stammtisch, sondern eine gute Möglichkeit, Fälle zu besprechen, Methoden weiterzuentwickeln und wichtige Themen zu diskutieren. Dazu werden auch auswärtige Kollegen oder Vertreter von Polizei und Feuerwehr eingeladen. „Hier können wir auch die Fälle besprechen, bei denen wir an unsere Grenzen gekommen sind“, sagt Rudolf Rüger, oder Probleme auf dem kurzen Dienstweg klären. Gleichzeitig erfüllen die Notärzte so ihre Pflicht zur Fortbildung.

    Gutes Notfalltraining

    Auf die Frage, warum sie alle drei nach so viel Jahren noch Notarzt-dienst schieben, kommen unterschiedliche Antworten. Klaus Freund, niedergelassener Anästhesist, sieht darin ein hervorragendes Notfalltraining. Außerdem müsse es schließlich jemand machen, der dazu befähigt sei. Früher am Krankenhaus sei es außerdem ein netter Nebenverdienst gewesen.

    „Ich mach' es immer noch gerne“, sagt Wolfgang Menger, außer vielleicht nachts um drei. Rudolf Rüger nickt und ergänzt „sonst würden wir es nicht tun“. Schnell helfen und Leben retten zu können, sei faszinierend. Aber man müsse die schlimmen Erfahrungen auch aushalten können.

    Verantwortlich für den Rettungsdienst in der Region Main-Rhön ist der Rettungsdienst-Zweckverband, dem die Stadt Schweinfurt und die Landkreise Schweinfurt, Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen angehören. Die Rettungsleitstelle hat ihren Sitz in Schweinfurt und ist für insgesamt 18 Rettungswachen, drei Stellplätze für Einsatzwagen und zwölf Notarztstandorte und damit für über 445 000 Menschen zuständig.

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