Dem strömenden Regen zum Trotz folgten gut 50 Menschen, darunter der Landtagsabgeordnete Paul Knoblach (Bündnis90/Die Grünen) und der stellvertretende Landrat Thomas Vizl (Bündnis90/Die Grünen), dem Aufruf von "Schweinfurt ist bunt" zur Aktion "Demokratie bedeutet für mich..." auf dem Bernd-Köppel-Platz im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf. Der Ort war nicht zufällig gewählt. Nur unweit entfernt, in einem Gebäude in der Hauptstraße, hat die rechtsextremistische Partei "Der Dritte Weg" im vergangenen Herbst ihre erste bayerische Parteizentrale eröffnet.
Vor fast genau einem Jahr war das Wetter ähnlich ungemütlich: Die "Schweinfurter Erklärung" veranstaltete am 6. Februar 2022 als Antwort auf die zu dieser Zeit immer größer werdenden "Corona-Spaziergänge" in Schweinfurt unter dem Motto "Lichter für Demokratie und Zusammenhalt" eine Aktion auf dem Marktplatz, bei der die Teilnehmenden aufzuschreiben sollten, was Demokratie für sie bedeutet. Entstanden sind daraus 120 Platten mit den entsprechenden Aussagen, die jetzt auch in Oberndorf wieder zum Einsatz kamen.
Babs Günther erinnerte in ihrer Rede, dass die Aufmärsche damals von Ausschreitungen gegen Ordnungsbeamte begleitet waren. Auch Rechtsextreme seien mitgelaufen. Die Aufmärsche seien ihrer Meinung nach von Kräften gesteuert worden, "denen es um einen Angriff auf unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung ging". 23.000 Unterschriften wurden damals online von der "Schweinfurter Erklärung" gesammelt.
"Demokratie bedeutet auch solidarisch zu sein", erklärte Günther und holte weiter aus: "Wir erklären uns solidarisch mit allen Menschen in Oberndorf, die mit beiden Beinen auf den Boden der Demokratie stehen und damit klarkommen müssen, dass in ihrem Stadtteil an eine rechtsradikale Partei vermietet wird." Sie warnte, dass der "Dritte Weg" seine "üble Propaganda, scheinbar sozial bemäntelt".
"Schweinfurt hat so viele tolle Menschen, die Demokratie in all ihren Facetten leben", findet Günter. "Da haben diejenigen, die Demokratie mit Füßen treten, keine Chance." Demokratie sei keine Selbstverständlichkeit, sie müsse geschützt und im Bedarfsfall auch verteidigt werden.