"Es gab schon immer Sachen zu beklagen", stellte Bürgermeisterin Bettina Bärmann zum Auftakt der Parkkirchweih in Niederwerrn fest. Auch wenn das Wetter sommerlicher hätte sein können, war nicht das Festwochenende des VfL gemeint, sondern die Zeitenwende, in der Symbolfigur Hugo von Trimberg gelebt hat, als gelehrter Moralist und Bücherschreiber des späten Hochmittelalters.
Zum Festumzug trafen sich man und frau auf dem roten Platz an der Schule, statt (wie vor Corona) am Marktplatz. Dort wird gerade gebaut. Der Bamberger Schulmeister Hugo, der um 1230 in "Werna" geboren worden ist, gilt als großer Sohn der Gemeinde und war ein echter Beststellerautor, der sich mit geistiger Erbauung in Krisenzeiten befasst hat. Der "Renner" nennt sich sein Hauptwerk, mit fast 25.000 Versen.
Auch neben der Festbühne wurde an Hugo aus Werna erinnert. Die zweitägige Kirchweih fand erneut im naturnahen, festlich beleuchteten Wernpark statt, statt, wie früher, im XXL-Festzelt auf Asphalt. Schon zum Einstand am Schulhaus prickelte das Kultgetränk Hugo, außerdem erklang eine Fanfare, bevor Gästeführer Edgar Schuck die Schriftrolle öffnete, im blauen Gewand des Namensgebers der Hugo-von-Trimberg-Schule.
Blau war auch die Tracht der Euerbacher und Geldersheimer Gäste, die Unterstützung in Sachen Brauchtumspflege boten für die jungen Niederwerrner Planpaare, die VfL-Vorstandsmitglied Benedikt Böhm trainiert hatte. "Tracht, nicht Uniform", betonte Oliver Brust, mit Dreispitz und Festtagsjacke, als früherer Vorsitzender des Trachtenverbands Unterfranken und Geldersheimer Bürgermeister a.D.. Ihm zur Seite gesellte sich Niederwerrns Vize-Bürgermeister Thomas Wohlfahrt, ebenfalls in heimischer Tracht.
2022 vermochten die Zuhörer sich wohl gut in die Sorgen Hugo von Trimbergs einzufühlen, der auf Mittelhochdeutsch gegen menschliche Nöte und Laster angeschrieben hat. Nach zwei Jahren "Pestilenz-Pause" sollte einfach wieder mal zwanglos und friedlich gefeiert werden, auf Einladung des VfL, namentlich der Vorstandsmitglieder Daniel Hümmer und Bernd Hilmer. "Die Kriege richten Reichtum und Ruhm zugrunde", zitierte Schuck den weisen Dichter – die Völker sowieso.
Edelfräulein Elisabeth vom Buchweg (alias Elisabeth Bieber) erinnerte an die schwache Stellung der Frau im Mittelalter. Da habe sich doch vieles zum Besseren gewendet, sagte die erfahrene Oberwerrner Kommunalpolitikerin. Mit dem Traktor wurde das erlauchte Paar zum Festplatz gefahren, beim Umzug der Vereine, Planpaare und Promis, begleitet von der Mönchstockheimer Blaskapelle. Unterstützt durch Günther Graf von der Brauerei Roth schlug Bürgermeisterin Bärmann den Zapfhahn ins Bierfass, dann war der Tanzboden für die Planpaare eröffnet. Viele junge Familien mit Kindern "chillten" im Wernpark mit.

