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SCHWEINFURT: Mit fränkischer Mentalität auf Herbergssuche

SCHWEINFURT

Mit fränkischer Mentalität auf Herbergssuche

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    Erwartungsvolle Spannung auf der Seite des Publikums, auf der anderen das Versprechen Ludwig Thomas „I moan, dass's enk allesamt gfallt“ beziehungsweise in fränkischer Version „Ich glaab, dass ich euch 'mit erfreu".

    Und dazwischen der Schauspieler Georg Leumer mit dem dreiköpfigen Ensemble Bamberger Spielleut und einer sehr speziellen Fassung der „Heiligen Nacht": die Weihnachtslegende von Ludwig Thoma auf Fränkisch, stimmungsvoll dargeboten im eher nüchternen Konzertsaal des Wohnstift Augustinum.

    Ein Gesamtkunstwerk aus Literatur und Musik, ganz ohne Kitsch und Zuckerguss - genau dieser Ankündigung entsprach die kleine Reise von Nazareth nach Bethlehem in Palästina, wo es nach Thoma, da heiß, schon mitunter einiger Maß Bier bedarf. Nach wie vor brandaktuell stellt sich der gesellschaftskritische Ansatz der 1917 erstmals veröffentlichten Legende dar: Zum Rentamt müsse man, denn der Staat wolle den Menschen noch mehr an den Säckel. Diese und weitere Perspektiven - warum haben das Kind in der Krippe eigentlich nur die Armen gesehen? - fanden raunende Zustimmung im Publikum.

    Georg Leumers Übertragung ins Oberfränkische seiner Bamberger Heimat kommt auf den ersten Blick ganz unprätentiös daher, erschließt sich aber durch seine großartige schauspielerische und sprecherische Leistung bis ins winzigste Detail.

    Überzeugend

    Man nimmt ihm alle Personen ab, die er mit zutiefst fränkischer Mentalität und entsprechendem Tonfall zum Leben erweckt: diejenigen, welche Josef und Maria bei der Herbergssuche so rüde abweisen, den freundlichen wegweisenden Hirten-Engel und den selbstlosen Simmei, der seine Krippe mit extra feinem Stroh ausstattet.

    Zwischen den Abschnitten des Versepos erklangen die kleinen, aber feinen musikalischen Beiträge des Ensembles, bestehend aus Franz Blaschko (Violine, Viola, Kontrabass), Josef Gentil (Klarinette) und Sandra Ruß (Akkordeon), allesamt wahre Musikanten mit profunder musikalischer Ausbildung. Ihre Darbietungen führten die Kompositionen von Frescobaldi und Bartok, von Rathgeber, Orff und anderen auf ihre volksmusikalischen Wurzeln zurück.

    Dazwischen auch Stücke von der Fraunhofer Saitenmusik, alles mit ruhigem Atem dargeboten, voll feinster Zurückhaltung und auf hohem Niveau. Wie Gedankenfetzen erklang die Musik und gab so ausreichend Gelegenheit zum Nachsinnen und -spüren.

    Die Musikauswahl passte ganz einfach: Hoffnung, Verzweiflung, Ausweglosigkeit, Jubel - alles erklang in gediegener, gleichzeitig sehr musikantischer Ausführung. Das komplette Ensemble hatte Freude und diese kam auch beim Publikum an. Den Abschluss bildete das Dreikönigslied von Peter Cornelius. Seine Schlusszeile „Schenk ihm dein Herz" steht für die Atmosphäre im Augustinum-Saal. Die fränkische „Heilige Nacht – eine wahrhaft beglückende Einstimmung auf die Weihnachtszeit.

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