Seit neun Jahren brechen die „Benefiz-Konzerte“ zugunsten der Station Regenbogen alle Rekorde. Großartige Künstler mit dem Herz auf dem rechten Fleck, spendable Sponsoren, ehrenamtliche Förderer, Schirmherren, Betroffene und viele tausende, zutiefst berührte Besucher machen daraus Veranstaltungen mit einem ganz einzigartigen emotionalen Zauber.
Doch ist es letztendlich nicht das Ergebnis auf dem Scheck, das hier diese ganz außergewöhnliche Atmosphäre schafft, sondern vielmehr das uneigennützige Zusammenwirken vieler so augenscheinlich unterschiedlicher Menschen. Getrieben sind alle von dem Wunsch, denen zu helfen, die das vorstellbar schlimmste Schicksal tragen und um das Leben eines Kindes kämpfen müssen.
„Wir können die Diagnose nicht ändern, wohl aber Umstände“ lautet das Motto und macht diese Konzerte so einzigartig, denn auch das Publikum begreift sich als Teil dieses „Wir-Gefühls“ und geht mit dem tiefen Gefühl nach Hause, etwas Besonderes erlebt zu haben.
40 000 Euro für die Elterninitiative
Doch auch die Fakten sprechen für sich: 40 000 Euro, die der Vorsitzende des Fördervereins, Dietmar Beugel, gemeinsam mit seinem Stellvertreter Jürgen Maier in diesem Jahr an die „Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder“ überreichen durfte, dazu zwei ausverkaufte und eine sehr gut besuchte nachmittägliche Veranstaltung mit insgesamt 1300 Besuchern, stehende Ovationen und tränenreiche, frenetische Applausstürme.
Mehr als verdient. Denn was diese ständig wachsende, höchst sympathische Künstlerriege auf die Bühne zaubert, ist Musik vom Allerfeinsten, von Jazz über Pop, Rock, Musicals, Operette bis hin zur Oper. Jeder ist ein Meister seines Faches und dabei doch so herrlich bescheiden, im Herzen bestrebt, den virtuosen Fähigkeiten der Kollegen vollsten Respekt entgegen zu bringen und bei Bedarf auch mal „nur“ im Background die musikalische Kulisse abzurunden.
Selbst die hochschwangere Simone Pfeffer ließ es sich nicht nehmen und moderierte in ihrer herrlich unkomplizierten, charmanten und doch so einfühlsamen Art alle drei Veranstaltungen.
Die Konzerte bergen gerne Überraschungen mit spannenden musikalischen Synergien und akustisch wie optisch gespickten Leckerbissen. Da ist Anne Kox-Schindelin, die ihrer sphärenhaften Harfe auf der Bühne zum Auftakt gleich beim „Moliendo Café“ im Zusammenspiel mit Saxophonist Matthias Köhler und Drummer Chris Maldener atemberaubende rassige lateinamerikanische Klänge entlockte. Schon beim zweiten Lied „Up where we belong“ ist neben den grandiosen Duettpartnern Heike Gündisch und Alfred McCrary die geballte Musikerkraft auf der Bühne.
Tenor Georgios Bitzios rockt „like a hurricane“. Sopranistin Anke Katrin Glucharen besingt „Juliskas“ Herz von Paprika und tanzt dazu. Und Alex Pfriem, sonst gerne in Deutsch unterwegs, gibt eine sehr coole Version von „Viva la Vida“. McCrary interpretierte den wunderbaren „Rat-Pack“ Klassiker „Mr. Bojangles“ und Heike Gündisch einfühlsam „Gabriellas Song“. Umwerfende Duette wie „Don't want to miss a Thing“ (Gündisch, Pfriem) und „Barcelona“ (Glucharen, Bitzios) begeisterten ebenso das delikat intonierte Instrumentalstück „Morning Dance“ vom Mann mit den roten Schuhen (Matthias Köhler) – gemeinsam mit Maldener, Gitarrist Chris Adam, Bassist Stefan Hergenröther, und Keyborder Wolfgang Schöttner.
Violinistin Daniela Reimertz trat diesmal mit Kim Heilmann (Violine), Regina Brand (Viola) und Birgit Förstner (Cello) auf. Als „La Finesse“ entfalteten sie in einem von Förstner perfekt arrangierten Klassik-Medley die ganze magische Bandbreite ihrer aufwühlenden klangmalerischen Streichqualitäten.
Als besonderer Gast verzauberte dann am Sonntag der 14-jährige Tristan, ein Klavierschüler Schöttners das Publikum. Erst kürzlich nach einer Hirntumoroperation von der „Station Regenbogen“ entlassen, setzte er mit „Keyboard Solo“ den wohl gefühlvollsten Höhepunkt der Veranstaltung. Nicht fehlen durfte natürlich zum Abschluss der für die Station Regenbogen komponierte Song „Let's bring a smile“, ein Lied, das wie auch die Zugaben „Music“ und „Hinterm Horizont“ tief berührte und viele Besucher und Künstler auf der Bühne und im Saal emotional überwältigte.
Impfung gegen Rückfälle
Für Professor Dr. Paul-Gerhard Schlegel von der Kinderklinik der Universität Würzburg sind die Benefizkonzerte ein warmer Geldsegen für seine Forschungsarbeit. Im Gespräch mit Moderatorin Simone Pfeffer erläuterte er am Freitagabend den neuesten Stand seiner Forschungsarbeit und dankte den vielen „lieben Wiederholungstätern“ in der Kulturhalle, die seit Jahren seine Arbeit maßgeblich mit unterstützen.
Auf zwei Projekte richtet Schlegel das Augenmerk, das erste ist quasi aus den „Babyschuhen“ heraus: die Tumorimpfung mit so genannten dendritischen Zellen, die bei Hirntumoren vor Rückfällen schützen soll. Hier ist das erste Kind bereits geimpft, ein zweites angemeldet.
Das neueste Projekt steckt, so Schlegel, in der „Pipeline“. Hier geht es um die Immunisierung mit körpereigenen, tumorspezifischen T-Zellen, die den Hirntumor bekämpfen sollen. Vorteil: T-Zellen werden nur aktiv, wenn sie auf auffällige Gewebestrukturen stoßen, Nachteil: Es gibt nur sehr wenige tumorspezifische T-Zellen im Blut. Und so ist es das Ziel des Uni-Teams, die vorhandenen Zellen im Labor so zu vermehren, dass sie in guter Funktion und großer Zahl zur Immuntherapie zur Verfügung stehen.