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SULZHEIM/DINGOLSHAUSEN: Mit Plastikkanistern gegen den Biber

SULZHEIM/DINGOLSHAUSEN

Mit Plastikkanistern gegen den Biber

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    An der historischen Wasserweiche im Unkenbach bei Mönchstockheim sollen aufgehängte Plastikeiner und Kanister helfen, die Biber zu verscheuchen. Bislang mit wenig Erfolg, denn der eine Abzweig (links) wurde von den Tieren mit Geäst und Erdreich schon wieder fast verschlossen.
    An der historischen Wasserweiche im Unkenbach bei Mönchstockheim sollen aufgehängte Plastikeiner und Kanister helfen, die Biber zu verscheuchen. Bislang mit wenig Erfolg, denn der eine Abzweig (links) wurde von den Tieren mit Geäst und Erdreich schon wieder fast verschlossen. Foto: Foto: Klaus Vogt

    Ein wichtiger Punkt im gesamten System der kleinen Bachläufe im nördlichen Steigerwaldvorland ist die schon im 17. Jahrhundert von den Zisterziensermönchen errichtete Wasserweiche im Unkenbach bei Mönchstockheim. Mit dieser von den Einheimischen als „Aich“ oder „Eich“ bezeichneten, V-förmigen Anlage auf Höhe der alten Mönchstockheimer Kläranlage kann das Wasser des Unkenbachs reguliert und den Dörfern Sulzheim und Alitzheim zugeteilt werden.

    Regelmäßig hat die Wasserweiche in den vergangenen Jahrhunderten für Ärger gesorgt, weil das eine Dorf mal zu viel, das andere mal zu wenig Wasser in seine Gemarkung bekam. Nun hat sich eine Biberfamilie genau am „Aich“ niedergelassen und baut seine Dämme an dieser heiklen Stelle. Gemeinde und Naturschutzbehörde versuchen nun, die Tiere dort zu verscheuchen.

    Aus einem Bach werden zwei

    Bei der Wasserweiche wurde früher über eingelegte Holzbohlen das aus Richtung Bischwind kommende Wasser des Unkenbachs je nach Bedarf und Wasserstand verteilt: Ein Teil fließt geradeaus weiter über den Seehausbach – im Volksmund auch als Lämmerbach bezeichnet – nach Alitzheim und Herlheim. Der Rest des Wassers fließt im Unkenbach rechts weiter nach Sulzheim und von dort in Richtung Grettstadt.

    Etwaige künstliche Aufstauungen mitten in der Wasserweiche können dramatische Folgen haben – und müssen deshalb beseitigt werden. Erinnert sei an einen Vorfall aus dem Jahr 2013, als bei drohendem Hochwasser ein Mann mithilfe eines Traktors einen Baumstamm in die Weiche warf und zusätzlich mit einer Plane den Wasserablauf in Richtung Sulzheim nahezu blockierte. Die Folge: Das Hochwasser ergoss sich fast ausschließlich über den Seehausbach nach Alitzheim. Dort wurden mehrere Erdbeer-, Zuckerrüben- und Maisfelder sowie die Kreisstraße überflutet. Der Schaden bei den betroffenen Landwirten betrug damals mehrere tausend Euro.

    Bach wird aufgestaut

    Das, was damals der böswillige Saboteur mit seinem Baumstamm und der Plane anrichtete, könnten nun die Biber an der „Aich“ erreichen. Sie bauen regelmäßig Dämme kurz vor oder direkt in die Wasserweiche, um oberhalb den Wasserstand des Unkenbachs zu erhöhen. Die streng geschützten Tiere brauchen tiefes, ruhig dahinfließendes Wasser, weil die Zugänge zu ihren unterirdischen, in die Böschung gegrabenen Wohnhöhlen als Schutz vor Feinden unterhalb der Wasserlinie liegen.

    Doch ein Biberrevier direkt bei der Wasserweiche, das ist denkbar ungünstig. Deshalb sollen die Tiere dort möglichst schonend vertrieben werden. Die Gemeinde Sulzheim habe die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Schweinfurt eingeschaltet, teilte der Sulzheimer Bürgermeister Jürgen Schwab in der jüngsten Gemeinderatssitzung mit. Zu den Vergrämungsversuchen zähle zum einen das regelmäßige Zurücknehmen der Dämme durch Mitarbeiter des Gemeindebauhofs und zum anderen der zwischenzeitlich erfolgte Einbau eines „Biberschrecks“.

    Aufgehängte Plastikkanister

    Horst Hanselmann von der Unteren Naturschutzbehörde bestätigt dies. Dadurch, dass man an dieser sensiblen Stelle im Unkenbach die vom Biber gebauten Dämme mit behördlicher Genehmigung regelmäßig zurücknimmt, hofft man, dass er sich einen anderen Standort sucht. Bei der Vergrämung der Tiere soll auch ein etwas seltsam ausschauendes Bauwerk helfen: Über das Bächlein hat man eine Latte gelegt, an der eng nebeneinander Plastikkanister hängen. In den Kanistern, die knapp über der Wasseroberfläche hängen, sind Kieselsteine drin.

    Dieser „Biberschreck“ soll die Tiere vertreiben. Empfohlen wird diese Vergrämungsmethode auch im „Handbuch für den Biberberater“. In dem Buch wird die Wirkungsdauer der billig herzustellenden Konstruktion allerdings nur mit „kurz- bis mittelfristig“ beschrieben. Im Landkreis Main-Spessart an einem Bach zwischen Hundsbach und Obersfeld hatte der „Biberschreck“ aber schon Erfolg. Dort ließen sich die Tiere durch knapp über dem Wasser aufgehängte PET-Flaschen überreden, das Trinkwassergewinnungsgebiet zu verlassen.

    Elektro-Weidezaun kann helfen

    Neben den Plastikkanistern hält Horst Hanselmann an der historischen „Aisch“ auch den Einsatz von Elektro-Weidezäunen für ratsam, um die Tiere von der Wasserweiche fernzuhalten. Der Einsatz eines Elektrozaunes hat sich an vielen anderen Orten – beispielsweise bei der Verhinderung von Fraßschäden an Feldfrüchten – bewährt. Damit kann auch verhindert werden, dass ein abgeräumter Damm wieder erneuert wird.

    So richtig beeindruckt haben die im Unkenbach aufgehängten Kanister den Biber bislang aber nicht. Am Mittwochnachmittag konnte man vor Ort erkennen, dass die Tiere mitten in die Wasserweiche hinein schon wieder einen kleinen Damm gebaut hatten, der den Zufluss des Unkenbachs in Richtung Sulzheim behinderte.

    Biber bei Dingolshausen

    Auch im Bereich der Gemeinde Dingolshausen haben sich mehrere Biberfamilien niedergelassen, bestätigt Bürgermeister Lothar Zachmann. Ein Biberstandort ist beispielsweise am Volkachbach, etwa in der Mitte zwischen Dingolshausen und Gerolzhofen gelegen auf Höhe des Neuen Sees. In Absprache mit Jürgen Kiefer von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Schweinfurt würden Mitarbeiter des Dingolshäuser Gemeindebauhofs den von den streng geschützten Tieren errichteten Damm regelmäßig kontrollieren. „Die Schäden dort sind aber nicht so gravierend schlimm“, sagt Zachmann. Man achte nur darauf, dass die Volkach ihre Funktion als Fließgewässer noch erfüllt. Eine Vergrämung der Tiere sei dort nicht nötig.

    „Der Natur Raum lassen“

    Anders sieht es am Bimbach bei Bischwind aus. Dort habe sich „eine ganze Horde“ von Bibern angesiedelt, berichtet Zachmann. In Absprache mit dem Landratsamt Schweinfurt habe man hier schon mehrfach die Dämme zurückgenommen. Das Problem dort: Der Bimbach versorgt auch benachbarte Fischteiche mit Frischwasser. Und weil nach dem heißen Sommer sowieso recht wenig Wasser im Bächlein fließt und dies dann von den Bibern auch noch angestaut wird, kann es bei der Teichwirtschaft zu Problemen wegen Sauerstoffmangel kommen.

    Am Bimbach müsse man eine Lösung finden, die auch dem Biber gerecht werde, meint der Dingolshäuser Bürgermeister. „Wir müssen der Natur auch mal Raum lassen. Sie ist gerade dabei, sich das zurückzuerobern, was wir ihr genommen haben.“

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