Er regierte das Land am Nil rekordverdächtige 66 Jahre lang, von 1279 bis 1213 vor Christus. Er ging bei seinem Ableben schon stramm auf die 90 zu und hatte zuvor mit seinen vielen Frauen (mit Namen wie Nefreturi, Isisnofret und Maathorneferure) mal eben 40 Töchter und 45 Söhne gezeugt. Bei allem hatte Pharao Ramses II. Usermaatre „der Große“ noch Muse, die berühmte Tempelanlage von Abu Simpel in die Wüste zu klotzen – sehr zur Freude der Tourismusindustrie des heutigen Ägypten.
Höchste Zeit also, den größten Pharao der 19. Dynastie außer als Mumie auch noch in einem Musical zu verewigen, dachten sich Marianne Denk vom Obernburger Ensemble „Music Point“, der Leiter und Schweinfurter Musiklehrer Bernhard Oberländer oder der Chor „Sing for Fun“ von der Gerolzhöfer Zweigstelle der Schweinfurter Musikschule. Heraus kam „Das war Ramses“, ein Musical in deutscher Sprache, das nun im evangelischen Gemeindehaus aufgeführt wurde.
Außer um das Alte Ägypten geht es in dem von Sandra Vogt geleiteten Stück auch um die Gegenwart. Eine Reisegruppe landet im Tal der Könige, wo der „mumiophile“ Reiseleiter Herbert (Rainer Denk) höchst unterschiedliche Charaktere ins Grab von Ramses führt: Etwa die Steuerfachgehilfin Daniela (Nicola Ullmann) mit (Ex-)Freund Stefan (Uwe Kettinger) und schnöseliger Nebenbuhlerin Babsi (Cathrin Gerhard), die Esoterikerin Frederike (Andrea Echevarria) oder den neunmalklugen Finanzbeamten und Ramses-Fan Eduard Schmitt (Bernhard Oberländer).
Prompt trifft die Reisegruppe der Fluch des Pharao. In der Grabkammer gefangen, haben sie genügend Zeit, ihre höchstpersönlichen Konflikte auszuleben. Zum Beispiel den zwischen Teenager Kristin (Marie Schwind) und Mama Ursula, einer viel beschäftigten Geschäftsfrau (alias Monika Kromelis). Zwischendurch taucht auch noch Ramses selbst (Björn Becker) mit seinem ganzen Hofstaat auf. Traum oder Wirklichkeit?
Das ironische Singspiel, das bekannte Melodien von „Cats“ oder „Phantom der Oper“ bis „König der Löwen“ mit neuen Texten unterlegt, ist natürlich eine Low-Budget-Produktion. Dafür glänzt es mit liebevoller Ausstattung, engagiert vorgetragenen Liedern und witzigen Einfällen – etwa einem Ausflug der Ursula („Ich brauch eine Massage“) ins Publikum. Da hätte man sich etwas mehr Schweinfurter Publikum gewünscht, zumal auch Schlagzeug, Piano, Percussion und Keyboards bis zum (glücklichen) Ende des Musicals ihr Bestes gaben.