Der Dezember 1813 sollte für Friedrich Rückert (1788–1866) und sein Werk in zweierlei Hinsicht von großer Bedeutung sein: Zum einen entstanden die „Geharnischten Sonette“, mit denen ihm der dichterische Durchbruch gelingen sollte (die allerdings erst 1814 in Heidelberg erschienen). Zum anderen konnte er gleichzeitig seinem Freund Christian Stockmar (1787–1863) die Fertigstellung der „Fünf Mährlein zum Einschläfern für mein Schwesterlein“ vermelden.
Es mutet fast ein wenig sonderbar an, dass Rückerts Werk, von dem wahrlich niemand behaupten kann, dass es besonders kindgerecht sei, vor allem wegen seiner „Kinder-Gedichte“ nicht in Vergessenheit geriet. Es ist aber zweifelsfrei Gustav Mahlers (1860–1911) Vertonungen der „Kindertodtenlieder“ – und den zahllosen Auflagen der „Fünf Mährlein“ zu verdanken, dass Rückerts Name weiterlebte. Kaum ein Gedichtzyklus Rückerts konnte sich einer derart konstanten Beliebtheit seitens des Lesepublikums erfreuen wie diese fünf „aber-witzigen“ Märchen für sein damals gut drei Jahre altes Schwesterchen Maria Christina Ludovika (1810–1835), Nesthäkchen der Familie.
Anlässlich des 200. „Geburtstages“ besagter „Fünf Mährlein“ zeigt das Museum Otto Schäfer vom 26. Dezember bis 12. Januar in Zusammenarbeit mit der Rückert-Gesellschaft und dem Stadtarchiv eine kleine Sonder-Ausstellung. Darin werden nicht nur sämtliche Einzel- wie Werkausgaben der Rückertschen Märlein (so die heutige Schreibweise) von 1813 bis heute präsentiert, sondern auch die multimedialen „Aufbereitungen“ des 20. Jahrhunderts in Szene gesetzt: wie Schallplatten, MCs und CDs und sogar einer der ersten deutschen Zeichentrickfilme, der 1940 das „Bäumlein, das andere Blätter hat gewollt“ – leider in zeittypischer Manier.
Am Sonntag, 12. Januar, endet die Ausstellung mit einer Finissage um 15 Uhr. Gruppen können bei Voranmeldung ab dem 4. Dezember durch die Ausstellung geführt werden.