Wohl nicht ohne Grund bat Ober-aurachs Bürgermeister Siegmund Kerker die Gäste, „das heiße Thema mit kühlem Kopf zu diskutieren“. Trotz der negativen Reaktionen auf die Absagen verschiedener Teilnehmer (unter anderem Haßberge-Landrat Rudolf Handwerker) gelang es den Organisatoren, die Veranstaltung sachlich durchzuziehen.
Im Vorfeld war kritisiert worden, dass diese Informationsveranstaltung zu früh stattfinde. Dazu erklärte Josef Mend, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags, dass durch die Veröffentlichungen in Zeitung und Fernsehen dieser Zeitdruck entstanden sei. Die Tagesordnung der Sitzung des Naturpark-Vorstands für den 14. Mai habe den Eindruck erweckt, dass hier der Antrag auf Einrichtung eines Nationalparks ohne viel Aufhebens auf den Weg gebracht werden sollte. Daraufhin hätten die betroffenen Bürgermeister reagiert und sich um Aufklärung bemüht.
Mend gestand ein, dass ein Nationalpark natürlich ein Werbe-Label sei, reizvoll vor allem für Bamberg und Würzburg. Doch bleibe die Frage offen, was die direkt betroffenen Gemeinden davon hätten. Vor einer Entscheidung müsse geklärt werden, ob die Steigerwalddörfer zu Museumsdörfern würden und wie die Auswirkungen für Landwirtschaft, Jagd und Weinbau aussähen.
„Was ist ein Nationalpark“, diese Frage zu klären, bemühte sich Rauhenebrachs Bürgermeister Oskar Ebert in einer Präsentation. Im Gespräch sei derzeit ausschließlich Staatswald, erklärte Ebert. Dennoch müsse man sich fragen, warum noch eine weitere Unterschutzstellung nötig ist. Schließlich erhalte der Steigerwald gerade in seiner jetzigen, bewirtschafteten Form die besten Bewertungen auch aus ökologischer Sicht.
BBV-Kreisobmann Klaus Merkel appellierte, die Landwirte als aktive Naturschützer anzuerkennen, denn schließlich sei es ihre Arbeit, die die Landschaft so schützenswert machte. Einem Nutzungsverbot im Wald steht er kritisch gegenüber, denn die Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz stehe erst am Anfang, die Forschung bewege sich seiner Meinung nach in Richtung Kraftstoffe und Vergasung. Wenn der Natur- und Klimaschutz ernst genommen werde, dürfe man wertvolles Holz nicht einfach verrotten lassen, so Merkel.
BBV-Bezirkspräsident Bernhard Weiler hält das Siedlungsgebiet Steigerwald nicht für geeignet für einen Nationalpark. Er bedauerte die bisherige Entwicklung.
Als Geschäftsführer des Bayerischen Waldbesitzerverbandes war Ernst Baur in die Gründung des Nationalparks Bayerischer Wald eingebunden. Er stellte fest, dass der Tourismus unzweifelhaft profitiert habe. Der Titel Nationalpark sei weltweit unübertroffen. Baur sprach sich gegen Urwald-Inseln aus, dagegen für eine möglichst naturnahe Waldbewirtschaftung auf gesamter Fläche. Der Steigerwald ist seiner Meinung nach für einen Nationalpark zu klein und zu dicht besiedelt.
Für die Sägeindustrie ist der Wald ein Wirtschaftsfaktor, so Veith Welsch. Gerade die kleinen Sägewerke, die es in Franken noch in großer Zahl gebe, seien auf den örtlichen Rohstoff angewiesen, der durch die hohen Exporte ohnehin knapp geworden sei. Die Tourismus-Effekte bezweifelte er, denn mittlerweile sei ein Nationalpark nichts mehr so Besonderes.
In der Diskussion wurde von Landwirten, Waldbesitzern und Jägern immer wieder deutlich, dass die bisherigen Erfahrungen mit Naturschutzverfahren alles andere als vertrauensbildend gewesen waren.
Der Walsdorfer (Oberfranken) Bürgermeister Heinrich Faatz, wie auch der Rauhenebracher Landwirt Hermann Hotz sprachen das Schwarzwildproblem an. Hotz zäunt nach seinen Angaben schon jetzt jährlich 40 bis 60 Hektar Winterweizen gegen die Sauen ein.
Für den Bund Naturschutz ergriff Ralf Straußberger vom Landesverband das Wort. Er betonte, der Bund Naturschutz hält den nördlichen Steigerwald für prädestiniert dazu, erster fränkischer Nationalpark und später auch Welt-Naturerbe zu werden. Es handle sich bei der nutzungsfreien Zone mit 5000 Hektar gerade einmal um zehn Prozent des Waldes im Steigerwald – von einer Holzverknappung könne nicht geredet werden, meinte er.
Gegen das Schwarzwild gebe es im Nationalpark die Methode des Saufangs (ein Saufang ist ein großer eingeschlossener Platz in einem Wald, worin sich die wilden Schweine selbst fangen). Für diese Äußerung erntete er jedoch lautstarken Widerspruch.