Musik kann man studieren so intensiv man will – es braucht neben Talent und Übung echte Leidenschaft, denn ohne diese haftet professionellen Musikdarbietungen etwas einstudiert Mechanisches an. Nicht so beim Musik-Duo Chen Shen (28, Flöte) und Anton Mangold (24, Harfe) in der Disharmonie; da war von Beginn an Gefühl mit im virtuosen Spiel.
Die beiden Musikstudenten eröffneten ihren Konzertabend mit einigen Barockstücken, die überaus modern anmuteten. Auf dem Programm standen vornehmlich romantisch-impressionistische Werke französischer Komponisten und Virtuosen – etwa von Claude Debussy, Gabriel Fauré, Marin Marais, Jean Françaix, oder dem zeitgenössischen französischen Tonschöpfer Philippe Hurel. J.B. Bach durfte da nicht fehlen mit seinen französischen Suiten (eigentlich für Cembalo oder Clavichord komponiert), die Albert Mangold später im Solovortrag auf seiner Harfe, kaum einen Blick aufs Notenblatt werfend, präzise und dabei ganz auf seine Weise interpretierte.
Unter die Franzosen hatte sich auch der italienische Komponisten und Cellovirtuose Luigi Boccherini mit seiner Sonate in C-Dur geschmuggelt: „Das erste französische Stück des Abends war also gar keines“, scherzte Mangold. Die Auswahl der Stücke trafen Chen Shen und Anton Mangold gemeinsam.
Die Flötistin Shen macht dieses Jahr noch ihren Masterabschluss an der Hochschule für Musik Würzburg, bei Anton Mangold (er macht auch als Saxophonist und Jazzer von sich reden) braucht es hingegen noch zwei Semester, dann ist auch er soweit. Bei Shens Solovortrag „Eolia“, einer Komposition für Flöte von Philippe Hurel, waren einige im Publikum zunächst etwas irritiert, denn dabei wurden auch Schnalz-, Schmatz- und Pustelaute ins Flötenspiel integriert. Bei einem anderen Musikthema in elf Variationen, zeigte Chen Shen eindrucksvoll, dass sie die Luftsäule auch auf der Holzflöte kontrollieren kann. Und schließlich Achille-Claude Debussy, der herausragende Protagonist und Komponist des Impressionismus. Debussy war der Faun beziehungsweise Pan der Pariser Musik- und Künstler-Boheme rund um das Fin de Siecle, das erst nach dem Ersten Weltkrieg vollständig ausklang. Was man aus seinen Kompositionen heraushört, ist der Einfluss russischer Komponisten der Romantik.
Debussy schuf auch Sonaten für Flöte, Viola und Harfe. Die Kompositionen erinnern an zauberische Filmerzählungen oder geheimnisvolle griechische Haine. Debussys Kompositionen waren die Höhepunkte dieses französischen Abends in der Disharmonie. Von seiner Musik geht ein lyrisch-sphärisches Fluidum aus.