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SCHÖNAICH: Nach Orkan-Schock Stromleitung in Guiness-Rekordzeit verkabelt

SCHÖNAICH

Nach Orkan-Schock Stromleitung in Guiness-Rekordzeit verkabelt

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    Einst war die von weitem sichtbare über den Steigerwald-Höhenzug bei Schönaich führende Schneise mit der Stromfreileitung nach Ebersbrunn ein wesentlicher Orientierungspunkt. Das Sturmtief „Fabienne“ hat die Trasse komplett zerstört, so dass sich die ÜZ Mainfranken entschieden hat, sie zu verkabeln.
    Einst war die von weitem sichtbare über den Steigerwald-Höhenzug bei Schönaich führende Schneise mit der Stromfreileitung nach Ebersbrunn ein wesentlicher Orientierungspunkt. Das Sturmtief „Fabienne“ hat die Trasse komplett zerstört, so dass sich die ÜZ Mainfranken entschieden hat, sie zu verkabeln. Foto: Foto: Norbert Vollmann

    Zwei Dinge sind nach dem Sturm Fabienne besonders bemerkenswert. Zum einen ist es die Welle der Hilfsbereitschaft, die nach den Verwüstungen und schweren Schäden in kleinen Steigerwalddörfern wie Schönaich, Hof, Buch oder Untersteinach losgebrochen ist. Hier wird der Zusammenhalt noch bis zur Erschöpfung gelebt, wenn es gilt, in schweren Stunden zusammenzustehen. Zum anderen sind es Maßnahmen wie die spontane Verkabelung der komplett zerstörten 20-kV-Stromfreileitung von Schönaich nach Ebersbrunn und Hof. Sie wäre in der Kürze dieser Zeit zuvor alleine wegen der erforderlichen Genehmigungen und Erlaubnisse in dieser Form undenkbar gewesen.

    Verschiedene günstige Konstellationen haben diese Glanzleistung der ÜZ Mainfranken ermöglicht. Aber wie sagt Jürgen Kriegbaum, der Mann für den Netzservice bei der ÜZ: „Mitunter braucht man im Pech auch Glück.“

    Schon Mitte nächster Woche soll die quasi über Nacht von „Heinzelmännchen“ verkabelte und buchstäblich aus dem Boden gestampfte 1,9 Kilometer lange Leitung ans Netz gehen. Dann kann der Strom wieder aus dem Leitungsnetz fließen, statt aus der Steckdose des Notstromaggregates. Mit diesem Kraftakt eines regionalen Energieversorgers wollen wir unsere Nachberichterstattung beginnen.

    Notstromaggregate laufen rund um die Uhr

    Seit das schwere Orkantief „Fabienne“ am Sonntagabend des 23. September die von Schönaich durch den Wald führende Freileitung komplett zerstört hat, hängen der Geiselwinder Ortsteil Ebersbrunn und der Ebracher Weiler Hof zusammen mit einem Funksendemasten bei Geesdorf am Tropf der Notstromaggregate der ÜZ. Das Problem ist, dass die Versorgung hier am Rande des ÜZ-Versorgungsgebietes nur von Schönaich her erfolgt, und keine alternative Zuleitung von anderer Seite her besteht, wie es andernorts meist über eine Ringanbindung der Fall ist.

    Damit der Zustand mit der Notstromversorgung nicht unnötig lange anhält und auch, weil die Reparatur teurer kommt, hat sich die ÜZ in Lülsfeld entschieden, die Trasse kurzfristig zu verkabeln. Dies geschieht quasi in Windeseile. Da aufgrund „höherer Gewalt“ keine Versicherung für die Schäden eintritt, nimmt der Energieversorger aus Lülsfeld dafür 250 000 Euro selbst in die Hand.

    Jeder Tag eher ist für die ÜZ 1000 Euro wert

    Die Kosten für die spätere Beseitigung der durch den Wald von Schönaich in Richtung Ebersbrunner Straße verlaufenden bisherigen Freileitung mit gekappten Masten, abrasierten Traversen und herunterhängenden oder zerfetzten Seilen sind darin noch nicht eingerechnet. Diese Arbeiten müssen vorerst auch wegen der immer noch im Wald kreuz und quer oder übereinander liegenden Bäume warten, denn jeder Tag, an dem die seit „Fabienne“ rund um die Uhr laufenden Notstromaggregate eher abgeschaltet werden können, ist für die ÜZ „1000 Euro“ wert, so Jürgen Kriegbaum. Das sind die Kosten, die für die Betankung der Aggregate mit Diesel anfallen.

    Von der ÜZ waren nach den Strom- und Leitungsausfällen umgehend wichtige Störungsstellen sofort instandgesetzt geworden. Teilweise kamen ÜZ-Mitarbeiter, bei denen es etwa in Schönaich oder Stadelschwarzach selbst Dächer abgedeckt hatte, nach Lülsfeld geeilt, um bei der Beseitigung der Störungen mitzuhelfen.

    Ohne Notstrom wäre Schreinerei pleite gegangen

    So war es auch möglich, dass die Notstromaggregate noch im Laufe des Störungstages, also am Sonntag, 23. September, in Betrieb gehen konnten. In Hof war es damit beispielsweise überhaupt erst einmal gegen 22 Uhr möglich, sich ein Bild von den Schäden auf den Dächern zu machen, nachdem die Straßenbeleuchtung wieder ans Netz gegangen war. Norbert Leicht, der Inhaber der örtlichen Schreinerwerkstatt betont demonstrativ: „Das Notstromaggregat gebe ich nicht mehr her.“

    Sein Zulieferbetrieb für Wohnmobilteile hätte ohne ÜZ vor dem Ruin gestanden, versichert er. Umso größer ist seine Freude, dass der Ebracher Weiler Neuhof als einziger Ort in Oberfranken von der ÜZ versorgt wird. In Buch hätten sie noch lange auf Strom gewartet. Vor diesem Hintergrund wird in Ebersbrunn und Hof gerne Verständnis für den einzigen Wermutstropfen aufgebracht, der mit dem Notstrom verbunden ist. Eine Einspeisung aus Photovoltaikanlagen ist aus technischen Gründen während des Aggregatbetriebs nicht möglich und muss demzufolge abgeschaltet werden.

    Weiter chaotische Verhältnisse im Wald

    Das größte Problem, vor dem die ÜZ stand, war der Umstand, dass die Instandsetzung der Freileitung extrem schwierig und für die Mitarbeiter auch lebensgefährlich geworden wäre. Die Bäume liegen zum Großteil nach wie vor kreuz und quer in der Waldschneise. Dazu kommen halbumgestürzte Bäume, deren abgeknickte Stämme teilweise in einer Höhe von bis zu vier Metern im Wald hängen. Manche Bäume haben sich ineinander verhakt. An einen Zugang für Maschinen und ÜZ-Mitarbeiter ist da nicht zu denken.

    Bei einer Begehung am nächsten Tag bei Tageslicht war deshalb von der ÜZ-Leitung unter der Regie von ÜZ-Chef Gerd Bock die Entscheidung getroffen worden, parallel zur Frage der Reparatur zu prüfen, ob eine zeitnahe Verkabelung der Trasse möglich ist. Eine gute Entscheidung, die sich aufgrund mehrerer günstiger Voraussetzungen schließlich als praktikabel erwies und mit Vollgas angegangen wurde. Jürgen Kriegbaum ist selbst überrascht davon, „wie wahnsinnig schnell das gegangen ist“. Die Kürze der Zeit ist in der Tag Guiness-Rekord-verdächtig.

    Keiner stellte sich quer

    Die ÜZ lobt in diesem Zusammenhang zum einen die sehr gute Unterstützung der beteiligten Behörden, sprich der Unteren Naturschutzbehörden an den Landratsämtern in Schweinfurt und Kitzingen sowie der Straßenbau- und Forstbehörden, dazu die der Marktgemeinden Oberschwarzach und Geiselwind sowie der Privat-Waldbesitzer, um die erforderlichen Zustimmungen und Erlaubnisse zu bekommen. Die Trasse tangiert unter anderem den Genossenschaftswald Ebersbrunn. Nirgendwo habe es Widerstände, sondern volle Unterstützung gegeben, auch wenn es darum gegangen sei, die sogenannten Kabelendmaste in Schönaich und an der Straße nach Ebersbrunn auf privaten Wiesen aufzustellen, bestätigt ÜZ-Planer Burkhard Schmitt.

    Voll bewährt es sich an diesem Abend nach Aussage von Jürgen Kriegbaum, ein umfangreiches Störungslager seitens der ÜZ vorzuhalten. Er betont: „So hatten wir ausreichend Kabel und Masten da liegen, um nach der Kappung der alten Leitung sofort schon einmal mit den Freileitungsarbeiten loslegen zu können, um daran die neue verkabelte Trasse anzuschließen. Der Leiter des Netzservice unterstreicht: „Nach dem Sturm ist momentan kein Material zu bekommen. Allein bei den Masten beträgt die Lieferzeit bis zu zwölf Wochen“.

    Kabelpflugfirma sprang bei

    Die Kabelpflugfirma Preisinger aus Weismain habe derweil „über Nacht“ einen andernorts eingesetzten kompletten Trupp abgezogen und losgeschickt. Damit sie bereits am Donnerstag und Freitag das Kabel in ein Meter Tiefe entlang der Straße von Ebersbrunn nach Schönaich verlegen konnte, hatten die Gemeindearbeiter aus Oberschwarzach und die Bauhofbeschäftigten der Landkreise Schweinfurt und Kitzingen das von der Fahrbahn auf Seite geräumte Holz beseitigt, da ein zweieinhalb Meter breiter freier Seitenstreifen benötigt wird, um das Kabel mit dem Kabelrohr-Pflug ins Erdreich einzupflügen.

    Parallel dazu haben die Mitarbeiter der Grafischen Datenverarbeitung der ÜZ mit GPS bereits am offenen Kabelgraben die neue Trasse eingemessen, bevor die Walze den Kabelgraben einebnete. So wurde Hand in Hand gearbeitet, um auch dank des mitspielenden Wetters das Unmögliche möglich zu machen, sprich die Leitung voraussichtlich ab Mitte nächster Woche durch diesen Kraftakt in Betrieb nehmen zu können, an dem insbesondere viele eigene Leute der ÜZ beteiligt waren und sind.

    Leerrohr für DSL-Ausbau

    Die sich durch die Verkabelung bietende Chance hat der Stromversorger übrigens dazu genutzt, um in weiten Teilen der Trasse vorsorglich ein Leerrohr für einen späteren DSL-Ausbau einzuziehen.

    Online-tipp

    Online-Tipp: Mehr Bilder von der Verkabelung der Stromleitung und der durch „Fabienne“ zerstörten Freileitung gibt es im Internet unter www.mainpost.de

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