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SCHWEINFURT: Nähmaschinenfabrik Meister: „Bis 1977 war alles gut“

SCHWEINFURT

Nähmaschinenfabrik Meister: „Bis 1977 war alles gut“

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    1979 entstand dieses Bild in der Produktion.
    1979 entstand dieses Bild in der Produktion. Foto: Foto: Schweinfurtfuehrer

    Unter besonderen Vorzeichen steht das Treffen der ehemaligen Belegschaft der Nähmaschinenfabrik Husquarna/Meister. Es findet statt am Samstag, 15.Oktober, um 14 Uhr, in der Sportgaststätte am Jahnsplatz in Schweinfurt. Ein Mitglied des Fördervereins der Industrie- Handwerks- und Gewerbekultur (AKI) hat sich angekündigt. Die Firmengeschichte von Husquarna/Meister wird wieder für genügend Gesprächsstoff sorgen. Schon über 30 Jahre haben die Zusammenkünfte Bestand.

    Einmal im Jahre treffen sich die Ehemaligen der Meisterwerke, die 1973 von Husqvarna übernommen wurden (Werksschließung 1983). Die jährliche Zusammenkunft war Anlass für das Mitglied Gerhard Fiedler vom „AKI-Förderkreis Industrie-, Handwerks- und Gewerbekultur Schweinfurt“ (kurz: AKI) Kontakt mit Franz Egerer, den ehemaligen Betriebsrats-Vorsitzenden, aufzunehmen und eine Befragung durchzuführen.

    Blick in die Firmengeschichte

    Im Rahmen der Kooperation mit Peter Hofmann hatte der AKI im Vorjahr die Firmengeschichte der Meisterwerke zusammengestellt und im Internet unter www.schweinfurtfuehrer.de (Rubrik: Industriegeschichte / Firmen) veröffentlicht.

    Diese Daten und Fakten sollen noch um die Erfahrungen Ehemaliger ergänzt und präzisiert werden, so die Pressemitteilung.

    Die Unternehmerpersönlichkeit Friedrich Meister war ein sehr geschäftstüchtiger, ehrgeiziger, sparsamer, die Öffentlichkeit meidender Mensch. Gewerkschaften waren für ihn – und da stand er sicherlich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht alleine – wie ein rotes Tuch für den Stier in der Arena.

    Dem ersten Gewerkschafter im Betrieb wurde gekündigt und 1951 sperrte der Chef höchst persönlich seine Mitarbeiter aus. Der damalige Betriebsrat Niklaus hat den Gewerkschaftssekretär Georg Wichtermann (später OB Wichtermann) persönlich mit seinem Motorrad zur erfolgreichen Schlichtung abgeholt, erzählt Egerer.

    Mit der Übernahme durch die „Schweden“ 1974 war eine deutliche Aufwertung des Betriebsrats verbunden. Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit war – mit Ausnahme des zur Abwicklung von Husqvarna eingesetzten Geschäftsführers – immer gegeben.

    Sohn Klaus Meister übernahm überraschend

    In der Chronik zum 50-jährigen Bestehen der Meisterwerke ist zu lesen, dass gesundheitliche und altersbedingte Gründe maßgeblich für den Ausstieg von Friedrich Meister aus dem Betrieb waren. Sohn Klaus Meister musste jedenfalls kurzfristig die Geschäftsführung übernehmen. Sein Einsatz, der auch für ihn völlig überraschend war, verdient eine angemessene Würdigung, meint Egerer.

    Es ging damals darum, die Zukunft der Firma und seiner Belegschaft zu sichern. Klaus Meister führte die Verhandlungen zur Übernahme neben Husqvarna auch mit einer chinesischen Firma. 1974 war die Übergabe an die Schweden

    Die Übergabe an die Firma Husqvarna und die Eingliederung in den Husqvarna-Konzern erfolgte am 15. April 1974. Zurecht wurde der Verkauf in der damaligen Pressemitteilung als „in jedem Falle dazu angetan, den Umfang der Meister-Werke zu erweitern und die Sicherheit der Arbeitsplätze zu gewährleisten“, bezeichnet.

    Erwähnt werden muss im Sinne des Familienbetriebs, dass auch Frau Meister die im Büro „mitwirkte“ eine „entscheidende“ Rolle bei den Meisterwerken hatte, erläutert Egerer. Sechs Geschäftsführer gab es bis zur Schließung 1983.

    Einer, Axelson, forderte Neueinstellungen aufgrund eines Großauftrages aus Frankreich. Diesen Großauftrag hatte er allerdings im Rahmen seiner Tätigkeit bei Husqvarna in Frankreich mitgebracht. Er handelte sich damit eine Rüge ein, denn diesen Großauftrag hätten die „Schweden“ zur Vermeidung eines Sozialplans selbst dringend benötigt.

    Vor dem Liquidator Ostergreen kam noch für kurze Zeit Thielking, ein Geschäftsführer mit den besten Absichten. „Er hatte sich vorgenommen aus dem Betrieb etwas zu machen“, sagt Egerer. Vermutlich erfuhr er die Schließungsabsichten und war damit nicht einverstanden. Er wurde kurzfristig abberufen.

    Kam die Schließung 1983 überraschend? Egerer betont, man hatte mit der Übernahme durch Husqvarna zunächst den Eindruck, alles würde sich positiv entwickeln. „Bis 1977 war alles gut“, sagt Egerer. Aus heutiger Sicht sieht er den Wendepunkt bereits mit der Übernahme des Husqvarna-Konzerns durch den niederländischen Electro-Lux-Konzern. Damals wurde die „Fertigung herausgelöst und die Administration abgekoppelt. Eine angeblich fehlende Rentabilität künstlich herbeigeführt“.

    1980 keine Ausbildung mehr

    Vermutlich hat man schon 1980 auf die Schließung hingearbeitet, meint Egerer. Mit der Entscheidung in 1980, keine neuen Ausbildungsverhältnisse mehr zu begründen, hätte man die Absichten der „Schweden“ erkennen müssen.

    Erst im Jahr der Schließung 1983 kamen Befürchtungen auf, da es erstmals kein Budget gab. Die fehlende Planung wurde zunächst mit Verzögerungen kaschiert, so Egerer. Aus Sicht der Schweinfurter Belegschaft lässt sich – nach Aussage von Egerer – berichten: „1979 war noch keine Schließung absehbar. Die Zeichen der Zeit wurden damals nicht erkannt.“

    Ziel des AKI ist, die Industriegeschichte und die Firmen Schweinfurts vollständig darzustellen. Dafür braucht der Verein Dokumente, Austellungsstücke. Kontakt: E–Mail: fiedler.gerhard@gmx.de, Tel. 21814

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