Seit letztem Sommer ist der 15. März als Einweihungstag für die neue Waigolshäuser Pfarrkirche festgeklopft. Doch wer sich noch vor vierzehn Tagen bei der Kirche umschaute, konnte Zweifel bekommen. Zwar hatte nach der Weihnachtspause der gepflasterte Kirchenvorplatz mit der großen Treppenanlage Gestalt angenommen. Auch der Holzboden im Kirchenraum war verlegt. Doch ansonsten sah es in und um der Kirche noch nach viel Arbeit aus. „Wir sind im Plan. Die Kirche wird fertig“, versicherte Kirchenpfleger Herbert Hammer.
Und tatsächlich. Mit Beginn der Faschingswoche verwandelte ein Tross von zeitweise bis zu 30 Handwerkern die Kirche in einen emsigen Bienenstock, in dem überall konzentriert gearbeitet wurde. Dass die heiße Endphase angelaufen war, ließen auch die vielen Firmentransporter und Autos erkennen, die das Kirchenumfeld zuparkten. Und es zeigte sich, dass die Handwerker die letzten Monate draußen in ihren Werkstätten bereits fleißig gearbeitet hatten. Denn entladen wurden nicht nur Maschinen und Werkzeugkisten. Tag für Tag kamen auch weitere Teile der Kircheneinrichtung, neue und überarbeitete Kunstwerke und fertige Werkstücke hinzu.
Den Anfang machten Metallbauer aus Karlstadt, die mit einer Hebebühne über mehrere Tage die vorgefertigten Metallplatten im kirchenhohen Mauerhalbrund beim Eingang anbrachten. Auch die sechs Scheiben für das große Eckfenster der Werktagskapelle aus den Glaswerkstätten Rothkegel aus Würzburg trafen jetzt ein. Mit schwerem Hebegerät und acht Mann Unterstützung fanden die sechs Glasscheiben im Verlauf eines Tages nacheinander vorsichtig ihren Weg zum vorgesehenen Platz. Nachdem eine der großen Scheiben beim Farbbrand zweimal kaputt gegangen war, verlief der eigentlich viel früher geplante Einbau ohne Zwischenfälle.
Drinnen in der Kirche waren Mitarbeiter von gleich vier Schreinereien im Einsatz und erledigten ihren Teil der Arbeit: Einbau der Sakristei-Möbel, Montage der neuen Kirchenbänke, Einbau eines Holzpodestes beim Hochaltar, Türen und Verkleidungen. Stahlbauer brachten die Glas-Innentüren an. Schwere Fracht aus Eibelstädter Muschelkalk hatten die Steinmetze der „Steingalerie Würzburg“ im Gepäck. Sie bauten Altar, Ambo und Stelen für sakrale Figuren und Weihwasser auf. Noch verlegen werden sie in den kommenden Tagen die Natursteinplatten beim runden Vorplatz direkt vor dem Kircheneingang.
Eine Gold- und Silberschmiedin platzierte nach Überarbeitung und Vergoldung das Ewige Licht und den Tabernakel. Aufgabe einer Restauratorin war es, den barocken Hochaltar auf Hochglanz zu bringen. Auch die von ihr überarbeiteten Figuren aus der alten Kirche sind mittlerweile an ihren neuen Plätzen. Kunstschmiede aus Würzburg montierten die gefertigten Apostelleuchter und die Altar-Leuchter und führten vor Ort letzte Vergoldungsarbeiten aus. Mit Nachbesserungen beschäftigt waren auch noch Maler, Verputzer und Elektriker.
Ständig zu sehen waren Architekt Benedikt Gerber und Bauleiterin Silvia Full, die in zahllosen Besprechungen mit den Handwerkern und Kirchenpfleger Herbert Hammer Details klärten. „Es wird gut“, strahlte die Bauleiterin Anfang der Woche und gestand, dass die Anspannung, für die der groß im Raum stehende 15. März gesorgt hatte, durch die Fortschritte nachlasse. Als von allen gesuchte Autorität war täglich auch der Mann vor Ort, der die Kirche geplant und entworfen hat: Domkapitular Jürgen Lenssen.
Mit dem Auge des erfahrenen Kunstreferenten der Diözese wachte Lenssen über die exakte Umsetzung seiner Gestaltungsvorstellungen und dirigierte die Feinjustierung und Ausrichtung der Exponate entsprechend ihrer Wirkung im fertigen Kirchenraum. Beim Einbau der Kreuzwegstationen, die der japanische Künstler Mutsuo Hirano aus versilbertem Terrakotta geschaffen hat, weicht er den Handwerkern einen ganzen Tag lang nicht von der Seite. Stimmen muss nicht nur die Reihenfolge und Platzierung in den beleuchteten Glasgehäusen. Auch um den vorsichtigen Umgang der Handwerkerhände mit den kleinen Kostbarkeiten, die aus Italien angeliefert wurden, sorgt er sich und lässt dies die Schreiner des kleinen Eßlebener Betriebes, für die das sicher kein alltäglicher Auftrag war, auch wissen. Am Ende des Tages sind die 14 Stationen zur Zufriedenheit aller in den Nischen der Kirchenwand platziert.
Das Einrichten der Kirche bezeichnet Lenssen als „die schönste Zeit“. Wenn sich zeige, „dass man nicht so falsch gelegen war“, wenn man merke, „dass alles stimmig ist“ und die Kirche „eine Formensprache hat“. Sehr glücklich macht ihn aber nicht nur das: „Ich glaube, die Gemeinde hat die Kirche schon vor der Einweihung angenommen“, spricht er die gespürte Resonanz in der Bevölkerung an. Mit den täglichen Zaungästen in der Kirche sucht er das Gespräch, auf jeden einzelnen geht er zu. Einer war Werner Freibert: „Es wird jeden Tag schöner“, spricht er das Empfinden vieler aus. Und zaubert mit dem Satz ein Lächeln auf Lenssens Gesicht.
Nachdem die Handwerker am Mittwoch noch einmal bis weit in die Abendstunden gearbeitet hatten, war die Kirche am Donnerstagmorgen wie leergefegt und zeigte sich nach zwei intensiven Arbeitswochen zum ersten Mal in ihrer ganzer Schönheit.
Daten und Fakten
Kirche Waigolshausen An den Gesamtkosten von gut vier Millionen Euro hat der Kirchenbau einen Anteil von 2,7 Millionen Euro. Für 335 000 Euro wurde der alte Echter-Kirchturm renoviert, der jetzt wieder die historische Farbgebung und eine neu geschieferte Spitzhaube hat. Hinzu kommen 230 000 Euro für die Neugestaltung des Kirchenumgriffs mit neuem Kirchenvorplatz und großer Treppenanlage. Die Abbruchkosten betrugen 130 000 Euro. Mehrkosten von 600 000 Euro gab es zu Baubeginn aufgrund archäologischer Grabungen auf dem Kirchenareal und einer aufwändigen Beton-Stabilisierung des Kirchturmfundaments. Die Diözese Würzburg trägt den Löwenanteil der Kosten. Der Eigenanteil der Pfarrgemeinde wurde von der Bischöflichen Finanzkammer auf 218 000 Euro festgelegt. Hinzu kommen Eigenleistungen im Umfang von 45 000 Euro. Insgesamt 152 000 Euro der Kosten übernimmt die politische Gemeinde in Raten bis 2017. Die Bauleitung und Ausführung des Kirchenprojektes lag in den Händen des Architekturbüro Benedikt Gerber aus Mühlhausen. geri