Fairtrade-Stadt wird, wer vom Verein Transfair aufgestellte Kriterien erfüllt. Schweinfurt wurde 2013 Fairtrade-Stadt: Weil im Rathaus fair gehandelter Kaffee ausschenkt wird; weil zwölf Gastronomiebetriebe (sechs sind nötig) gefunden wurden, die mindestens zwei fair gehandelte Produkte anbieten; weil mittlerweile 16 Geschäfte (elf nötig) und außerdem zwei Vereine, sechs Schulen, sechs Kirchengemeinden und ein Kindergarten mitmachen. Der Clou: Die Walther-Rathenau-Schulen haben sich kürzlich entschieden, „Fairtrade-Schule“ zu werden.
Nun ist vom nächsten besonderen Projekt der Arbeitsgruppe „Nachhaltigkeit in der regionalen Wirtschaft“ zu berichten. Dass auch das jüngste Kind, die NAAB-Taschen, problemlos unter der Fairtrade-Flagge fährt, „ist das Schöne am Projekt“, sagt der Sprecher der Arbeitsgruppe, Roland Merz. NAAB steht für „Neues aus Abfall“.
Roland Merz und seine in der Agendagruppe ebenfalls aktive Frau Angela brachten nicht nur die Idee, sondern eine aus alten Kaffeeverpackungen gefertigte Tasche von einer Urlaubsreise mit. Das lässt sich doch auch in Schweinfurt realisieren, dachten sie sich und schritten zur Tat. Man stellte es beim Treffen der Agenda-Arbeitsgruppen im Februar vor, erhielt den Segen und die Zusage von Agenda-Sprecherin Sorya Lippert, die Taschen von den Schneidern des Interkulturellen Begegnungszentrums für Frauen nähen zu lassen. Das sind die beiden aus Afghanistan stammenden Schneider Abdullbasir Stari und Naiem Jafari.
Mittlerweile wurden viele Taschen in den verschiedensten Größen und Farben genäht. Die Kaffeetüten hatte Angela Merz gesammelt. Als Partner gewann sie die Cafés Vorndran, Bernstein, Petit, Schreier und da Ennio, Subway, Hotel Ross, die Weinstube am Museum sowie Höreder Beck am Roßmarkt, die regelmäßig ihre Kaffeeverpackungen an Angela Merz weitergeben. Sie klopfte auch bei Freunden und Bekannten an und wirft die eigenen Kaffeetüten nicht mehr weg.
Und das genau ist einer der Grundgedanken am Projekt: weniger Abfall und Material wieder verwenden. „Die neuen NAAB-Taschen helfen auch Plastiktüten zu vermeiden“, griff Angela Merz die aktuelle Forderung auf, Schweinfurt möglichst schnell zur Plastiktütenfreien Zone zu machen.
Die Arbeitsgruppe „Nachhaltigkeit“ hat sich mit dem Taschenprojekt übrigens beim Nachhaltigkeitswettbewerb „Zeitzeichen“ beworben. Die Taschen sollen offiziell bei der Veranstaltung „Ehrenamt in Aktion“ im September angeboten werden. Sorya Lippert hat mittlerweile mit den Schneidern ein neues, Interkulturelles Schneiderprojekt ins Leben gerufen. Hier gibt es noch einige Formalitäten abzuklären.
Die Taschen verschiedener Größen sollen schon in den nächsten Wochen in der neuen Schneiderwerkstatt in der Oberen Straße angeboten werden. Der Preis variiert je nach Ausführung und Größe der Tasche, liegt aber unter zehn Euro. Übrigens erhalten die Taschen das Label „Made in Schweinfurt“.