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Neutralisieren wie ein Weltmeister

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Neutralisieren wie ein Weltmeister

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    "Die Pferde und Reiter müssen sich wohl fühlen und Vertrauen haben, dann gibt es die besten Lerneffekte", verrät der Isländer eines seiner Geheimnisse. Diese Atmosphäre des gemeinsamen Lernens von Pferd und Mensch genießen hier 15 Reiter auf ihren oder den hofeigenen Islandpferden. "Das ist eine enorm vielseitige Rasse", kommt Ungerhof-Besitzerin Helga Hatos ins Schwärmen. Neben dem stark ausgeprägten Charakter sind es insbesondere die fünf verschiedenen Gangarten, die das Islandpferd so anziehend machen. Auch die Durchschnittsgröße von 1,40 Metern macht die Pferderasse aus dem hohen Norden zum idealen Einsteigerpferd für Kinder und Erwachsene.

    Styrmir Arnason ist aus seiner Wahlheimat im bergischen Land für ein Wochenende auf den Ungerhof gekommen, um mit Pferd und Mensch zu arbeiten. Auf der neu angelegten Ovalbahn sind vier Reiter konzentriert bei der Sache. Die ruhigen Anweisungen des Isländers wehen über das idyllisch gelegene Reitgelände. "Wir machen bewusst sehr kleine Gruppen, damit der Lernerfolg optimal ist", erklärt Hatos.

    Die 15-jährige Berenike kämpft ein wenig mit der noch jungen Island-Stute Pjássa, der es nicht schnell genug um das ausgebaute Oval des Reitplatzes gehen kann. Doch heute ist die Gangart Tölt angesagt, eine Art schneller Schritt. Immer wieder nimmt Berenike die Zügel straffer, um ihre temperamentvolle Stute zu bändigen. Doch hier beginne das Missverständnis zwischen Pferd und Reiter, erklärt Helga Hatos. Die angezogenen Zügel bedeuten für das Islandpferd, den Hals aufzurichten und schneller zu werden.

    Kritikrunde mit Video

    Damit solche Missverständnisse den Reitern bewusst werden, wird der Reitunterricht mit einer Videokamera aufgenommen. Nach zwei intensiven Reitstunden pro Gruppe, analysiert der Weltmeister den Unterricht am Abend noch mal anhand des Videos und vermittelt Theorie. Die Atmosphäre ist freundlich, gelöst und konzentriert. Kritik wird dankbar angenommen. Wann hat man schließlich schon die Gelegenheit einen mehrfachen Weltmeister als Lehrer zu haben?

    Aus ganz Franken sind die Islandfreunde auf den Ungerhof nach Altenmünster gekommen, um den Pferdemann aus der Heimat der Isländer kennen zu lernen und von seinen Erfahrungen zu profitieren. Auch Andreas Schweizer, der Reitlehrer auf dem Ungerhof, nutzt die Gunst der Stunde, um seine Kenntnis in den speziellen Gangarten Tölt und Pass zu vervollkommnen.

    Seit Mai unterrichtet Schweizer auf dem Ungerhof. Helga Hatos ist froh, nach langer Suche eine Unterstützung für den Reitbetrieb gefunden zu haben. Die Ausbildung der Pferde, der Unterricht, Reiterferien, Pensionspferde und der Verkauf von Reitutensilien erfordern viel Zeit und Energie von der Ungerhof-Familie. 1998 konnte sich die Familie den langjährigen Traum eines eigenen Hofes für sich und ihre Isländer erfüllen. Seitdem ist hier in Altenmünster eine kleine Oase für Reiterfreunde entstanden. Nach dem Reitunterricht in Vierergruppen finden sich die Gleichgesinnten häufig noch im Reiterstübchen zum Fachsimpeln zusammen.

    Berührungsängste gibt's nicht

    "Die Gegend hier ist zwar abgelegen, aber von der Umgebung nicht so leicht zu toppen", erzählt Helga Hatos. Berührungsängste gibt es nicht, jeder Neuling ist willkommen. Neben den Ferien- und Nachmittagskursen gibt es auch einen Hausfrauenkurs am Vormittag und einen reinen Jungenkurs mit Reitlehrer Schweizer. Wenn das Wetter passt, geht es auch schon mal mit der ganzen Gruppe raus ins Gelände. "Am schönsten ist es jetzt im Herbst am Ellertshäuser See, wenn die Badegäste weg sind", schwärmen die Reiterfreunde. Neutralisiert ist hier keiner, eher vollauf begeistert von dem Zauber der Islandpferde.

    Zur Person

    Styrmir Arnason
    Der mehrfache Weltmeister reitet
    nicht nur auf Wettkämpfen, er
    züchtet Islandpferde auf seinem
    Hof, bildet die Pferde aus und gibt
    Unterricht. "So einmal im Monat
    gebe ich außerhalb meines Hofes
    Reitkurse", erklärt der Pferdefach-
    mann. "Stymmi", wie ihn die Reit-
    schüler der Einfachheit halber nen-
    nen, ist in Islandreiter-Fachkreisen
    kein Unbekannter. Sein Wort gilt,
    sein Name hat Zugpferd-Charakter.
    "Die Arbeit mit dem Pferd ist das
    Wichtigste", sagt der Isländer. Erst
    danach komme der Reitunterricht.

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