Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

KREIS SCHWEINFURT: Noch genug Holz vor der Hütt'n

KREIS SCHWEINFURT

Noch genug Holz vor der Hütt'n

    • |
    • |
    Spalter bei der Arbeit: Aus der Hainbuche wird Brennholz.
    Spalter bei der Arbeit: Aus der Hainbuche wird Brennholz. Foto: Foto: Markus Hümmer

    Gerade mal zehn Jahre ist es her, dass man sich in den heimischen Forstämtern „Strategien zur Industrieholzvermeidung“ überlegte. Damals war der Holzpreis am Boden, der Festmeter Buche kostete 40 D-Mark, das Ster Brennholz etwa 28, gut 14 Euro. Heute kostet der vergleichbare Festmeter Polterholz mindestens das Dreifache, was der Nachfrage aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: Immer mehr Häuslebauer setzen zumindest ergänzend zur Gas- oder Ölheizung auf einen Kaminofen für die Übergangszeit. Und heizen damit den Holzmarkt an.

    Forstwissenschaftler Stephan Thierfelder ist der zuständige Bereichsleiter am Schweinfurter Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er hat die Zeiten miterlebt, als etwa Kronenholz nach Baumfällaktionen im Forst ein Ladenhüter war und weitgehend im Wald liegen blieb. Mit unschönen Folgen: Altholz ist bevorzugter Nistplatz für Borkenkäfer.

    Die günstigste Variante

    Heutzutage findet Kronenholz als „Losholz“ reißenden Absatz – auch weil es die preiswerteste Art ist, an Brennholz zu gelangen. Ab 15 Euro je Ster ist man – je nach Landkreisgemeinde – dabei, muss allerdings selbst in den Einschlaggebieten Hand anlegen, die zurückgelassenen Baumkronen zerkleinern und das Holz dann mit einem Schlepper oder einer Schubkarre über die Rückergasse zur Forststraße bringen.

    „Holz ist der einzige Brennstoff, bei dem man durch Eigenleistung den Preis maßgeblich mitbestimmen kann“, sagt Forstdirektor Stephan Thierfelder. Wem die Arbeit im Wald zu aufwendig ist, der kann auch Polterholz kaufen – das sind die langen, entasteten Stämme, die entlang der Forststraßen lagern. Den Festmeter – er entspricht nach der Verarbeitung etwa 1,4 Ster – gibt es für rund 60 Euro, ein Ster kostet also rund 45 Euro. Mittels Motorsäge und Axt wird aus den Stämmen per Handarbeit Scheitholz gemacht. Der früher übliche Vertrieb bereits fertig aufgeschichteter Stere durch die Forstbetriebe an Endkunden ist hingegen weitgehend aus der Mode gekommen, weil „zu aufwendig“ (Thierfelder). Lediglich für ältere oder Bestandskunden leisteten einige Kommunen noch diesen Service, die Preise lägen meist deutlich über 60 Euro je Ster. Und dann gibt es noch die gewerblichen Holzbetriebe, die Scheite als Schüttholz verkaufen; hier liegt man meist bei rund 100 Euro je Ster.

    Vor zehn Jahren ein paar Mark, heute bis zu hundert Euro: Vermeintlich ist der Holzpreis explodiert, in jedem Fall ist sein Anstieg im Vergleich zur Inflationsrate weit überproportional. Aber im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten in der Energiewirtschaft – Öl und Erdgas – ist der nachwachsende Brennstoff aus den heimischen Wäldern immer noch billig. „Ein Ster Buchenholz hat den Energiegehalt von rund 200 Litern Heizöl“, rechnet Thierfelder vor. Heuer habe der Literpreis zwischen 80 und 90 Cent gelegen – das Ster-Äquivalent also bei 160 bis 180 Euro. Im Vergleich zu 16 Euro bei Einsatz von viel Muskelkraft und Zeit zur eigenhändigen Aufbereitung von Kronenholz.

    Das Schweinfurter Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist zuständig für die kommunalen und privaten Wälder in den Landkreisen Schweinfurt und Haßberge. Diese sind – von den Mittelgebirgslagen abgesehen – „eher unterproportional bewaldet“, sagt Stephan Thierfelder. Und: „Mit Holz alleine könnten wir die Heizversorgung unserer Bürger nicht sicherstellen.“ Auch wenn „das Geschäft“ mit dem Wald inzwischen ordentlich läuft, liegt ihm Energieeinsparung am Herzen. Ein verantwortlicher Umgang mit dem Brennstoff – etwa durch das Beheizen nur zentraler Räume in der Übergangszeit, das Dämmen von Häusern oder moderne Heiztechnik – könnten zur Holzeinsparung beitragen.

    Einmal schlagen, mehrmals nutzen

    Langfristig sei es eine Vision der Forstwirtschaft, zu einer „Kaskadennutzung“ der Hölzer zu gelangen. Gemeint ist, dass jeder Kubikmeter Holz eine Verwertungskette durchläuft – zunächst hochwertig als Brett für die Möbelschreinerei, Kantholz oder Paneele, dann als Spanplatte, schließlich energetisch bei der „Entsorgung“ mittels Verbrennung in speziellen Öfen mit moderner Filtertechnik. „Wir müssen auch darauf achten, dass unsere mittelständischen Sägewerke sicher und dauerhaft versorgt werden“, argumentiert Thierfelder. Noch habe man in der Region genug Holz; aber eine Prognose lasse sich angesichts der dynamischen Marktentwicklungen nur schwer abgeben.

    In den meisten Landkreisgemeinden werden nur noch die eigenen Bürger mit Brennholz versorgt. War man früher froh um jeden Kunden, kann man heutzutage bei der Losvergabe wählerisch sein. Der Holzmarkt ist ein Verkäufermarkt. Auch in Wasserlosen, wo Forstwirt Alfred Heil im Wald das Sagen hat. Er erinnert sich an Zeiten, als nur wenige Dörfler in den Wald hinausgingen, Holz machten und im Wirtshaus verlacht wurden. Diese treuen Kunden beklagen sich heute bisweilen, dass sie die benötigte Menge – etwa 50 Ster fürs Jahr – nicht mehr ohne weiteres zugeteilt bekommen. „Ins Gemeindeblatt schreiben wir jetzt meist eine Höchstabgabemenge von zehn Ster“, sagt Heil, spricht aber auch davon, dass er versucht, die Stammkundschaft ein bisschen besserzustellen.

    Vor zehn Jahren noch habe man das hochwertige Buchenholz komplett an die Papierindustrie verkauft und nur Kronenholz sowie Eichenstämme an Brennholzkunden. „An die Industrie geht jetzt gar nichts mehr“, sagt Heil. 80 Prozent des Ertrags wandere in die Öfen der Wasserlöser, 20 Prozent geht an Privatkunden von außerhalb. Preislich sind sie in Wasserlosen „die Billigsten im ganzen Landkreis“ (Heil). 15 Euro kostet der Ster Kronenholz, 40 der von Polterholz. Ja, das ist billig. Aber nicht im Zehn-Jahres-Vergleich.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden