Museen haben den Auftrag, Kunstwerke möglichst lange zu erhalten und sie zu zeigen. Beides passt nicht immer zusammen, weshalb die Technik Kompromisse schaffen muss.
Die Tür am Haupteingang zur „Kunsthalle Ernst-Sachs-Bad“ ist nie von Feststellern offen gehalten. Das Haus macht auf den ersten Blick einen verschlossenen Eindruck. Doch der zweite Blick fällt auf eine Tafel, die auf den Treppen zur Eingangstür steht. „Geöffnet“ verkündet sie täglich, außer am Montag, sonst von 10 bis 17 Uhr, am Donnerstag sogar von 10 bis 21 Uhr.
Das Ganze hat seinen Grund. Die Klimaanlage, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Haus regelt, würde mit den Folgen von Wetterschwankungen nicht zurecht kommen. Techniker Jürgen Benini, den wir im Foyer treffen, klärt darüber auf und freut sich, dass er und die Mitarbeiter eine einfache, nahezu kostenlose und doch wirksame Methode gefunden haben, auf die Öffnungszeiten hinzuweisen.
Gefahr durch Atemluft
Die Luftfeuchtigkeit in der Kunsthalle, auch in den Kellern, auf deren langen Gängen man sich einen Stadtroller wünscht, soll möglichst konstant 50 Prozent betragen, die Lufttemperatur 20 Grad. Umso gleichmäßiger, umso besser, sagt Benini. Schwankungen seien Stress für die Kunstobjekte, würden langfristig die Alterung beschleunigen, könnten aber auch kurzfristig Schäden an den Exponaten anrichten.
Hohe Celsius-Werte dehnen die Materialien, tiefe lassen sie schrumpfen, am schlimmsten seien schnelle Temperaturwechsel. Bei zu hohen Luftfeuchtigkeiten würden sich die Kunstwerke mit Wasser vollsaugen.
Luftfeuchtigkeit entsteht bei jedem Ausatmen der Besucher. Abstände vorzugeben, ist also nicht nur ein Schutz vor „Handgreiflichkeiten“ der Besucher, die beim Berühren der Exponate durch die Hand Hautfette übertragen würden.
Nach über einjährigem Betrieb sagt Benini, dass die Haustechnik den normalen Besuch und selbst große Empfänge, die im Haus stattgefunden haben, im Griff hätte. Nachregulierungen seien zwar immer nötig, doch auch in Häusern, die über jahrzehntelang geöffnet haben.
Auf Erfahrungen mit vollgelaufenen Kellern oder einem vom Sturm abgedeckten Dach können Benini (Sicherheit und Verwaltung), Matthias Langer (Depots für Kunsthalle aber auch für ein künftiges Industriemuseum) und Martin Einbecker (Durchführung von Ausstellungen) verzichten. Die Drei von der Technik haben jedoch regelrechte Notfallpläne entwickelt, für den Fall eines Falles, etwa für das Eindringen von Regenwasser in die im Keller untergebrachten Depots oder für das Ausbrechen eines Feuers.
Schweigen zur Alarmanlage
Zu ihren Aufgaben gehört auch die Schulung des Personals in Sicherheitsfragen und die Wartung der gesamten Haustechnik mit ihren kilometerlangen Rohren der Klimaanlage im Keller. Brandmeldeanlagen müssen geprüft werden, ein Brandschutzkonzept ist erstellt. Über die Funktion der Alarmanlagen schweigen sich die Techniker aus. Sie seien auf dem aktuellen Stand wird versichert.
Zurück zur computergesteuerten Klimatisierung, die in dem Büro von Benini im Erdgeschoss stets zu überprüfen ist. Aus Kostengründen werden im Sommer leicht höhere Temperaturen und im Winter mehr Feuchtigkeit zu gelassen. Allerdings darf die Raumtemperatur in der Stunde nicht mehr als um ein Grad steigen, die Luftfeuchtigkeit nicht über 2,5 Prozent je Stunde.