Zivis sind immer gut, die werden zur Entlastung gebraucht, sagt Barbara Model, Gruppenleiterin in der Lebenshilfe-Werkstatt in Sennfeld. Sie ist die Betriebs-Patin von Jan Kötzel, der hier seit September seinen Zivildienst leistet. Was sie von den Plänen der Regierung hält, die Dienstzeit von neun auf sechs Monate zu verkürzen, sagt sie kurz und knapp „Gar nichts.“
Jan Kötzel ist voll in das Team eingebunden. Er vertritt Gruppenleiter, schaut, wer Unterstützung braucht, hilft. Außerdem ist er für das Menschliche da, wie Barbara Model sagt. Für Unterhaltungen, Gespräche und auch mal eine Runde spielen. Auch bei Freizeitaktivitäten der Lebenshilfe spielen die Zivis eine wichtige Rolle. „Allein kann ich keine zwei Busse fahren“, sagt Barbara Model.
Für die Großindustrie, für Sachs, Fresenius und Uponor, wird hier in der Werkstatthalle gearbeitet. „Verpackungsarbeiten und Montage“, erklärt Barbara Model. Bis jemand die Arbeitsabläufe kennt, braucht es einige Zeit. Für einen Zivi, der nur sechs Monate im Betrieb ist, wäre das sehr schwer, sagt sie. „Wenn sie's können, müssen sie schon wieder weg.“ Zumal von der Dienstzeit ja auch noch zwei einwöchige Lehrgänge abgehen. Viel tatsächliche Zeit in der Einrichtung bleibt da nicht.
Jan Kötzel macht die Arbeit in der Werkstatt in Sennfeld Spaß. Sein Vater hat ihn auf die Idee gebracht, sich hier zu bewerben. „Ich hab nicht genau gewusst, was ich nach dem Abi machen soll , sagt er. Den Zivildienst sieht er als willkommene Zeit zum Überlegen, was er studieren soll. Und auch als seine Art Praktikum. Der Schonunger könnte sich vorstellen, in Richtung Soziales zu gehen.
Die Verkürzung des Zivildienstes um drei Monate hält Jan Kötzel für keine gute Idee. Die drei Monate weniger bringen nicht viel, verhindern auf der anderen Seite aber, dass man sich in seiner Stelle richtig einleben und einarbeiten kann, meint er.
„Die jungen Leute sind hier sehr beliebt“ , sagt Simone Falkenstein, Leiterin der Kreisaltenheimes Werneck über ihre Zivis. Vielleicht, weil sie die alten Leute an ihre Enkel erinnern, meint sie. Außerdem freuen sich die Leute immer wieder über ein neues Gesicht.
Seit Oktober ist Maximilian Markert aus Maibach Zivi im Haus. Er vereilt Essen auf den Stationen, macht die Betten, hilft dem Pflegepersonal. „In der eigentlichen Pflege sind wir nicht“ , beschreibt er die Arbeit der Zivis hier. Zwei Kollegen sind noch mit auf den Stationen, einer unterstützt den Hausmeister. Maximilian Markert sieht den Zivildienst auch als Chance, sich weiterzuentwickeln. Er denkt darüber nach, Lehrer zu werden. Mit Menschen umgehen, auf andere eingehen, zuhören: Dass kann er im Heim trainieren.
Zivildienst als Berufsvorbereitung: Bei einer Verkürzung auf sechs Monate wird das schwierig, meint Simone Falkenstein. Zieht sie die Kurse zur Einführung und den Urlaub ab, würde ein Zivi dann nur gut vier Monat e im Heim sein. „Das ist zu kurz, um sich zu orientieren.“ Bis sich jemand eingelernt hat, die Strukturen im Haus kennt, braucht es auch hier schon einige Zeit. Wird die Dienstzeit verkürzt, sieht sie das gleiche Problem wie Barbara Model in der Lebenshilfe-Werkstatt: „Kaum kennen sich die Leute aus, müssen sie schon wieder weg.“ Für das Heim wäre es auf jeden Fall ein Verlust, wenn die Zivis zwei Monate weniger im Einsatz sind, meint sie. „Die jungen Männer sind eine sehr große Hilfe.“