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OBERSCHWARZACH: Öfter wiederholt als Dinner for one

OBERSCHWARZACH

Öfter wiederholt als Dinner for one

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    Hauptmann voran: Georg Wagner führt die Bürgerwehr.
    Hauptmann voran: Georg Wagner führt die Bürgerwehr. Foto: Foto: M. Beck

    Bereits seit 403 Jahren steht man in der Marktgemeinde zum Gelöbnis für den Schutzpatron der Pestzeit, den heiligen Sebastian. Dieses Gelöbnis beging man auch dieses Jahr mit einem feierlichen Umzug, bei dem weit über 100 Teilnehmer durch Oberschwarzach zogen: die Mitglieder der Bürgerwehr, Fahnenabordnungen der Vereine und die Steigerwaldkapelle Oberschwarzach. Sie alle feierten mit den Ortsbewohnern den Sebastianitag mit einem Festgottesdienst.

    Im Beisein vieler Zuschauer und einiger Medienvertreter marschierten die mehr als 70 Angehörigen der uniformierten Bürgerwehr im Bereich des Marktplatzes und des Kirchplatzes auf. Mit ihren symbolischen Holzgewehren, Äxten und Hellebarden gerüstet, ging es von Station zu Station des traditionellen Zuges, während die Zuschauer aus den Reden von Bürgerwehrhauptmann Georg Wagner und Pfarrer Stefan Mai Näheres über Sinn und Hintergrund der Parade erfuhren.

    Begonnen hat der Sebastianitag mit der Aufstellung der Bürgerwehr am Marktplatz. Klaus Bördelein und Erich Goldstein, die zwei Offiziere der Bürgerwehr, stießen mit Bürgerwehrhauptmann Georg Wagner zu ihren angetretenen Leuten. Von den Reservisten kamen Manfred Tröppner und Erich Müller hinzu, die den Kranz für das Ehrenmal trugen.

    Meldung der Angetretenen

    Zugführer Heinrich Bausewein von der Bürgerwehr erstattete seine Meldung über die Zahl der angetretenen Mitglieder. Hauptmann Wagner begrüßte Bürgermeister Josef Radler, Pfarrer Stefan Mai sowie den Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Karl Helmich und Rosi Illner vom Pfarrgemeinderatsteam. Dann marschierte die lange Kolonne der Bürgerwehr und der anderen Zugteilnehmer vorbei am Kindergarten und an der Mariensäule, um sich auf dem Kirchplatz neu zu formieren.

    Zusammen mit den zwei Offizieren der Bürgerwehr holte deren Fähnrich Edgar Beck die Sebastianifahne aus der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Dann zogen alle Oberschwarzacher in die Kirche, Festzugs-Teilnehmer wie Zuschauer, wobei sich die Bürgerwehr wie üblich im Mittelgang des Gotteshauses aufstellte.

    Seit 1611 gefeiert

    Pfarrer Mai erinnerte an das alljährlich an Silvester ausgestrahlte „Dinner for one“. Es ging ihm dabei nicht um die Komik des Sketches, sondern um dessen jährliche Wiederholung. „Wir in Oberschwarzach feiern Sebastiani seit 1611 immer in der gleichen Weise, obwohl sich die Gesellschaft sehr verändert hat.“ Gerade deswegen müsse man sich fragen, welchen Sinn die Verehrung des Heiligen Sebastians einnimmt, so dass sie einem „nahe geht und nicht nur Tradition bleibt“, so der Geistliche. In der Predigt erzählte Mai die Lebensbeschreibung des Heiligen anhand der mittelalterlichen „Legenda aurea“ nach. Darin werde Sebastian als ein Mann geschildert, der andere zum Bekenntnis ihres Glaubens ermutigt habe und sich in der Zeit der Christenverfolgung radikal zum Christentum bekannte.

    Gegenseitig den Rücken stärken

    Diese Zeit liege zwar weit zurück, sagte Mai. Er sah dennoch Bezüge zur Gegenwart. Mai fragte sich aber, wo denn der Sebastian unserer Zeit bleibe. Die Bedeutung des Sebastianitags – für ihn das wichtigste an dieser Tradition – sieht der Pfarrer darin, „sich gegenseitig den Rücken zu stärken und sich für seinen Glauben nicht zu schämen“.

    Nach dem Gottesdienst nahm die Bürgerwehr erneut Aufstellung, diesmal auf dem Friedhof. Von dort zogen die Teilnehmer des Umzugs weiter zum Ehrenmal am Kirchplatz, wo der Kranz niedergelegt wurde. Georg Wagner, der Hauptmann der Oberschwarzacher Bürgerwehr, hielt dort seine Ansprache, in der er an Christenverfolgungen der Gegenwart erinnerte.

    Wagner verwies auf den Ersten Weltkrieg, der heuer vor 100 Jahren begonnen hat, und mahnte zum Frieden mit einem Plädoyer gegen den Krieg und gegen Aufrüstung. Er kam auch auf Papst Franziskus zu sprechen, der sich für eine arme Kirche, eine Kirche für die Armen einsetzen wolle. Der Bürgerwehrhauptmann ergänzte: „Sind wir froh, dass unsere Pfarreiengemeinschaft den Namen St. Franziskus am Steigerwald trägt.“

    Patron aus Zeiten der Pest

    Danach ging es weiter zum Marktplatz, wo Wagner über die Tradition des Festes, die Erinnerung an das Lebenszeugnis des heiligen Sebastian sprach. Beispielhaft sei die Standfestigkeit Sebastians als Soldat sowie sein Glaubensbekenntnis zu Gott. Auch gehe es um seine Funktion als Pestpatron. 1611 habe die Pest in Oberschwarzach 158 Einwohner dahingerafft. 1612, nach dem Gelöbnis, seien die Sterbefälle zurückgegangen.

    Seit damals stehe man zum Gelöbnis, den Schutzpatron zu ehren. Auch in der heutigen Zeit sei es notwendig, daran festzuhalten und den Sebastianitag würdig zu begehen. Als Patron von Oberschwarzach und als Glaubenszeuge ermuntere er dazu, immer wieder über den Glauben nachzudenken und ihn weiterzugeben: „Sebastian kann uns ein Vorbild sein, den Glauben in unser Leben zu integrieren, von Gott zu erzählen und standhaft zu ihm zu stehen.“

    Dann brachte man die Sebastianifahne zur Kirche zurück. Bürgerwehrhauptmann Wagner bedankte sich bei allen Beteiligten und Gästen des Umzugs, die Fahnenabordnung zog ein letztes Mal an der Bürgerwehr vorbei, der Umzug war zu Ende.

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