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Offen für die Weltkunst

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Offen für die Weltkunst

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    Am Museum Georg Schäfer: Kunsthistorikerin Barbara Vogel-Fuchs.
    Am Museum Georg Schäfer: Kunsthistorikerin Barbara Vogel-Fuchs. Foto: Foto: Katharina Winterhalter

    Als die Kunsthistorikerin Barbara Vogel-Fuchs der Stadt vor Wochen ein Gemälde mit einer sehr schönen Geschichte übergeben hat – ein Porträt des Dichters und Sprachgelehrten Friedrich Rückert, das ihre Nichte gemalt und ihr zum 80. Geburtstag geschenkt hatte – da wollte sie selbst gar nicht so sehr im Mittelpunkt stehen. Viel wichtiger war ihr, über die Bedeutung von Rückert zu sprechen, der ihrer Meinung nach viel mehr Aufmerksamkeit genießen sollte. Nicht nur wegen seiner literarischen Werke, sondern auch wegen seiner Arbeit als Orientalist, als Übersetzer und Brückenbauer in andere Kulturen.

    Damit ist eigentlich auch das Lebensthema von Barbara Vogel-Fuchs beschrieben: auch wenn die 80-Jährige inzwischen ein bisschen weniger macht, ist sie doch bis heute eine aktive Vermittlerin von und zwischen den Kulturen, vor allem zwischen Kunst, Kunstgeschichte und Psychologie. Sie hält Vorträge, gibt Kurse, unter anderem über das Thema Märchen.

    1930 wurde Barbara Vogel in eine bekannte Schweinfurter Familie geboren. Stahlbau Vogel ist vielen Schweinfurtern bis heute ein Begriff. Ihr Vater war Theodor Vogel, ursprünglich Schriftsteller, der nach dem Krieg den Betrieb übernahm, als sein Bruder gefallen war und ihn zu einem international agierenden Unternehmen ausbaute. Theodor Vogel war auch der wohl bedeutendste deutsche Großmeister der Freimaurer des 20. Jahrhunderts. Das zumindest schreibt die nach ihm benannte Hamburger Loge auf ihrer Website. Barbara Vogel-Fuchs erwähnt die große Rolle, die ihr Vater bei der Einigung der Großlogen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg gespielt hat, freilich nur am Rande. Die Idee, für einen Artikel zum 110. Geburtstag des Vaters im kommenden Jahr mehr über ihn zu erzählen, findet aber ihre Zustimmung.

    Trotz Krieg auf der höheren Schule

    Barbara Vogel verbringt ihre Kindheit in Schonungen und schafft es trotz der Kriegswirren, auf die höhere Schule zu gehen, zuerst in Schweinfurt, später in Haßfurt. 1948 macht sie Abitur und setzt sich durch mit ihrem Wunsch, Kunstgeschichte zu studieren. In den Semesterferien muss sie freilich im väterlichen Betrieb arbeiten. Sie studiert in Erlangen, München und im italienischen Perugia und promoviert in Erlangen. Den ersten Job, wie man heute sagen würde, vermittelt der Vater: Barbara Vogel hilft zwei Jahre lang beim Wiederaufbau des Deutschen Freimaurer-Museums in Bayreuth. Als ihr Vater sie anschließend in ähnlicher Mission nach Berlin schicken will, setzt sie sich wieder durch, geht nach München und sucht sich auf eigene Faust Arbeit.

    Unter anderem liest sie Drehbücher für eine Filmgesellschaft und entdeckt dabei – obwohl sie nichts vom Film versteht – einen Stoff, dessen Verfilmung zu den bekanntesten der Nachkriegszeit gehört und der bis heute regelmäßig ausgestrahlt wird: „Ich denke oft an Piroschka“ mit Liselotte Pulver in der Hauptrolle. Nach einigen Umwegen wird Barbara Vogel-Fuchs erst Redakteurin und schließlich Chefredakteurin der in München erscheinenden Zeitschrift „Weltkunst“, für die sie auch dann noch freiberuflich schreibt, als sie längst in Amerika lebt.

    1956 hat Barbara Vogel-Fuchs geheiratet und ist mit ihrem Mann nach Washington gezogen. Hans Fuchs arbeitet bei der Weltbank, der UN-Organisation, die nach dem Krieg gegründet wurde, um den Wiederaufbau in Europa zu unterstützen. Die Kunsthistorikerin bekommt drei Kinder, schreibt nebenbei Artikel und engagiert sich im kulturellen Leben der amerikanischen Hauptstadt, unter anderem in der Deutschen Sprachgesellschaft, die sich für Völkerverständigung einsetzt. Die Ehefrauen der Weltbank-Angestellten, die aus aller Herren Länder kommen, bilden eine enge Gemeinschaft. Noch heute gibt es die deutsch-amerikanische Schule, die Barbara Vogel-Fuchs mitbegründet hat.

    Als ihre Kinder aus dem Haus sind, beginnt sie mit dem Studium der Psychologie. Es ist eine aufregende Zeit, vor allem in den USA entwickelt sich die Psychologie weiter. Barbara Vogel-Fuchs engagiert sich in der C.G. Jung Society in Washington. Bis heute prägt die Lehre des Schweizer Psychiaters und Psychologen Carl Gustav Jung ihre Arbeit, beschäftigt sie sich beispielsweise mit den „Archetypen im Märchen“.

    Bei der Rückkehr nach Schweinfurt 1989 ist Barbara Vogel-Fuchs 59 Jahre alt und voller Tatendrang. Sie fängt an, bei der Volkshochschule Kurse zu geben, in denen sie eine Verbindung zwischen Psychologie und Kunst ziehen will. Auch die Städtischen Sammlungen, wie die Museen und Galerien damals noch heißen, sind an ihrer Mitarbeit interessiert. Die Kunsthistorikerin gibt Führungen, bietet ihren ursprünglich privat begonnenen Kurs „Meditatives Malen“ nun auch im Museum an, sie hält Vorträge, später auch im Museum Georg Schäfer.

    Sie erlebt mit, wie die Kunstszene in der Stadt wächst und sie hat ihren Anteil daran, auch wenn sie selbst das so nicht formulieren würde. So entsteht unter ihrer Leitung beispielsweise im Rahmen eines vhs-Kurses das Projekt „Lebensbilder Schweinfurter Frauen“. Immer geht es ihr darum, Menschen für Kultur im weitesten Sinn zu interessieren und zu einem offenen Blick auf die Welt zu motivieren, den sie sich selbst immer erhalten hat.

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