„Die wichtigste Aufgabe ist es, möglichst frühzeitig eine exakte orthopädische Diagnose zu stellen“, erklärt der Ärztliche Direktor Professor Dr. Christian Hendrich. Das könne der Orthopäde häufig nicht alleine erfüllen, er brauche dazu beispielsweise einen Radiologen, um eine Kernspintomographie anzufertigen oder die Hilfe eines erfahrenen Physiotherapeuten. Um dem geplagten Patienten die oft langen Wege zwischen den einzelnen Fachdisziplinen zu ersparen und Wartezeiten zu vermeiden, wurde in Werneck das Rücken-Schmerz-Centrum gegründet.
Als maßgebliche Verstärkung des Behandlungsteams nennt Hendrich Dr. Marcus Schley, der sich als ausgewiesener anästhesiologischer Schmerztherapeut in Werneck auf orthopädische Krankheitsbilder spezialisiert hat. Schley hat bis zu seinem Wechsel nach Werneck am Universitätsklinikum Heidelberg/Mannheim als stellvertretender Leiter der Schmerzambulanz gearbeitet. Schley hat sich für Werneck entschlossen, weil er sich einen Traum erfüllt: „Ich wollte schon immer Schmerzen interdisziplinär behandeln – genau das habe ich hier in Werneck optimal vorgefunden.“
Wie sieht eine typische Behandlung aus? Am Anfang steht die orthopädische Diagnose. Dazu gehört immer eine Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule. Bei allen Schmerzzuständen über sechs Wochen sollte ein Schnittbildverfahren wie die Computer- oder Kernspintomographie angestrebt werden. Damit könne der Orthopäde abschätzen, ob dem Patienten beispielsweise mit einer Injektionsbehandlung geholfen werden könne oder doch eine Operation unvermeidbar ist.
Bereits zu diesem Zeitpunkt werde der Schmerztherapeut hinzugezogen. Für viele Patienten seien Medikamente eine große Hilfe. „Die modernen Präparate sollen frühzeitig eingesetzt werden, um zu verhindern, dass der Patient ein Schmerzgedächtnis entwickelt“, so Schley.
Um den Ort der Schmerzentstehung genau lokalisieren zu können, sei eine spezielle Injektionstechnik unter Durchleuchtung geeignet, die oft den Beweis liefere, welcher Anteil der Wirbelsäule den Schmerz verursacht. „Da diese Injektionen aber eine Überwachung des Patienten erfordern, ist meistens eine stationäre Behandlung erforderlich“, sagt Hendrich, der den Vorteil der stationären Behandlung auch darin sieht, dass das komplette Behandlungsteam zum Patienten kommen kann.
Als eine neue Therapie für Hexenschuss nennt Hendrich die Injektion körpereigener Wachstumsfaktoren. Ist eine Operation doch nicht zu vermeiden, ließen sich durch minimale Erweiterungen des Wirbelkanals unter dem Mikroskop nicht selten frappierende Besserungen erreichen. Der Schlüssel zum Erfolg, da sind sich Hendrich und Schley einig, sei „das interdisziplinäre Team“. Schnittbilddiagnostik, Schmerztherapie, psychologische Betreuung, Osteopathie, eine angepasste Physiotherapie und die richtige orthopädie-technische Versorgung seien die Bausteine des neuen Schmerz-Centrums.
Am Samstag gibt es im Guddensaal des Schlosses Vorträge über Schmerzentstehung, -therapie und Wirbelsäulenoperationen. Operationssäle, Kernspintomographie oder die physikalische Therapie können besichtigt werden. Das Programm gibt's unter www.orthopaedie-werneck.de im Internet.