Paintball ist eigentlich ein Mannschaftssport. Aus sogenannten Markierern schießen die Gegner mit Farbmunition aufeinander. Die Munition besteht aus Kugeln mit einem Gelatine-Mantel, die gewöhnlich mit Lebensmittelfarbe gefüllt sind. Wer von einer solchen Kugel getroffen ist, trägt nicht nur einen auffälligen Farbklecks davon, sondern scheidet auch aus.
Ginge es nach dieser Regel, würden in diesen Tagen auch viele Verkehrsschilder in Gerolzhofen und Umgebung ausscheiden. Denn es hat sich offenbar ein neuer Sport entwickelt, der etwas bequemer ist als das herkömmliche Paintball. Anstatt auf bewegliche Ziele zu ballern, nehmen die Besitzer der pistolen- oder gewehrähnlichen Markierer nun vorzugsweise Verkehrszeichen aller Art ins Visier. Die sind leicht zu treffen und wehren sich nicht.
Unterwegs sind die Paintball-schützen vor allem an Wochenenden und meistens nachts. Geschossen wird wohl aus dem fahrenden Auto heraus. Das hat Joachim Bördlein, Leiter des Kreisbauhofs in Gerolzhofen festgestellt. In Gerolzhofen lässt sich eine ganze Spur von Treffern verfolgen, beginnend am Ortsschild Richtung Schallfeld über die Berliner Straße und die Schnellstraßen-Auffahrt Gerolzhofen-Süd weiter über die B 286 bis zur Anschlussstelle Nord. Dort sind Verkehrsschilder und Wegweiser in den Farben rot und weiß verschmutzt, viele von ihnen gleich mehrfach. Offensichtlich haben die Schützen ihren Spaß, wenn die Munition an den Schildern zerplatzt und flächige Kleckse hinterlässt.
„Was die Paintball-Schützen als Spaß und Jux verstehen, kann sehr schnell teuer für sie werden.“
Joachim Bördllein, Leiter des Kreisbauhofs Gerolzhofen
Was auf den ersten Blick aussieht wie Vogeldreck, sind also in Wirklichkeit ganz andere Hinterlassenschaften, die Bördlein und seine Mitarbeiter nicht nur ärgern, sondern auch ganz schön auf Trab halten. Das Problem dabei: Die getroffenen Schilder und Tafeln lassen sich nicht so leicht reinigen wie von Vogeldreck. Laut Bördlein lässt sich die Farbe nur zeitaufwendig entfernen und das mit unbefriedigendem Ergebnis. Denn durch das verwendete Lösungsmittel verliert das Verkehrsschild seine Nachtsichtbarkeit.
Das wird so manchem Autofahrer bereits aufgefallen sein, an dessen nächtlichem Weg fleckige und nur halb erkennbare oder schwer lesbare Schilder standen.
Verkehrszeichen sind nicht billig. Das zeigt der Blick in die Preisliste des Herstellers, die Joachim Bördlein in Händen hält. Ein einfaches Schild „Vorfahrt achten“, kostet beispielsweise 143 Euro plus Steuern, eine Ortstafel je nach Aufschrift ab 260 Euro plus Steuern. Wenn ein Schild aufgrund zu vieler Treffer ersetzt werden muss, geschieht das letztendlich mit dem Geld des Steuerzahlers. Normalerweise tut ein Verkehrsschild für rund zehn bis zwölf Jahre seine Dienste.
„Was die Paintball-Schützen als Spaß und Jux verstehen, kann sehr schnell teuer für sie werden“, sagt Bördlein. Er meint damit nicht die Kosten für das sonderbare „Hobby“ – laut Internet-Preislisten ab 90 Euro für den Druckluft- oder Gasdruck-Markierer und 3,90 Euro für 100 Schuss Munition. Sondern Bördlein meint die Anzeige wegen Sachbeschädigung, die er bei der Polizeiinspektion Gerolzhofen gestellt hat.
Die Anzeige, so bestätigt Inspektionsleiterin Margit Endres, beziehe sich auf mehr als 40 Treffer, die einen Schaden von gut 500 Euro verursachten. Die Gerolzhöfer Polizei hat die Anzeige der Staatsanwaltschaft Schweinfurt vorgelegt, die nun entscheidet, ob die Farbkugel-Ballerei weiterverfolgt wird. Auch den Beamten, so Endres, fallen bei ihrem Streifenfahrten immer wieder Verkehrszeichen mit Farbklecksen auf. Ohne Anzeige wird die Polizei hier aber nicht tätig.
Falls die Polizei jemand bei der Ballerei ertappen würde, würde auf den Schützen eine Anzeige wegen Sachbeschädigung und wohl auch ein Zivilverfahren für den Regress zukommen.
An Staats- und Bundesstraßen wurde die Paintball-Unsitte ebenfalls schon registriert, sagt Peter Herbig vom Staatlichen Bauhof in Gerolzhofen. Betroffen ist vor allem die Strecke von Gerolzhofen bis Michelau. Auch hier sind erhebliche Schäden zu erkennen. Auf Reinigungsversuche haben die Leute vom Bauhof bisher verzichtet, weil die Folgen nicht absehbar sind.
Bei der Stadt Gerolzhofen wurden laut Stadtbaumeister Jens Pauluhn noch keine derartigen Schäden an Verkehrszeichen bekannt.