Gitta Sünkel will ihre Freude am Lesen weitergeben. Die ehemalige Leiterin der Volkshochschule hat im Herbst das Projekt „Mentor Lesekatzen Schweinfurt“ ins Leben gerufen, das Kindern, die Schwierigkeiten beim Lesen haben, Spaß an Büchern vermitteln soll. Betreut werden die Kinder von Lesepaten, so genannten Mentoren, die sich freiwillig zur Verfügung stellen. In Schweinfurt kümmern sich derzeit 36 Mentoren um rund 70 Kinder. „Optimal wäre ein Kind pro Mentor“, sagt Sünkel. Deshalb ist sie weiter auf der Suche nach Lesepaten.
Unterstützt wird sie von UniCredit Direct Services. „Das Projekt hat uns sehr gut gefallen“, sagt Christina Grill vom Personalmarketing des Unternehmens, das Mentoren in den eigenen Reihen sucht. Am Montag hat man die Mitarbeiter über das Projekt informiert, Potenzial gibt es dort genug: Im UniCredit-Callcenter im Maintal, wo Kunden der HypoVereinsbank aus ganz Deutschland betreut werden, sind 450 Mitarbeiter beschäftigt. „Einige Kollegen haben sich für das Projekt sehr interessiert“, so Grill. Ein Engagement als Mentor werde mit Sonderurlaub gefördert, sagt sie. Daneben habe man Flyer gedruckt, um für das Projekt zu werben.
Projekt an sechs Schulen gestartet
Der Zeitaufwand für die Mentoren ist überschaubar: einmal in der Woche zwischen 45 und 60 Minuten. Ein halbes Jahr lang sollen Mentoren und Kinder gemeinsam lesen, mindestens. In der Regel treffen sich die Kinder mit den Lesepaten gegen Mittag in der Schule, meist in der fünften oder sechsten Stunde, manchmal auch am Nachmittag, sagt Sünkel. Sechs Schulen in Schweinfurt – Albert-Schweitzer-, Körner-, Friedrich-Rückert-, Dr.-Pfeiffer-, Schiller und Pestalozzi-Schule – beteiligen sich an dem Projekt. Je ein Lehrer ist Ansprechpartner für die Lesekatzen. Außerdem benennt die Schule Kinder, die Unterstützung brauchen und meldet sie – mit Einverständnis der Eltern – bei den Lesekatzen an.
Zwischen sieben und zehn Jahren sind die Kinder alt und damit noch in der Grundschule. Geplant sei, das Angebot auch auf Hauptschulen auszuweiten, so Sünkel. Dafür bräuchte man aber mehr Lesepaten. Der Großteil der 36 Mentoren, die sich bisher gemeldet haben, ist zwischen 55 und 75 Jahre alt, die meisten schon im Ruhestand. Gerhard Herrmann aus Schweinfurt zum Beispiel. Er betreut zwei neunjährige Jungs in der Schillerschule. Mit ihnen liest der 65-Jährige, der als Techniker bei SKF gearbeitet hat, Geschichten von Paul Maar oder vom Pumuckl. „Was mich besonders zufrieden macht, ist, dass die Kinder Freude haben“, sagt er. „Seine“ Kinder mögen Kreuzworträtsel sehr gerne, sagt er. So übt er mit den beiden nicht nur Lesen, sondern auch Schreiben.
Gitta Sünkel betreut zwei neunjährige Jungs in der Dr.-Pfeiffer-Schule. Es wird nicht mehr lange dauern, dann kann sie mitreden bei Gesprächen zur Fußballweltmeisterschaft in Südafrika. „Ich werde aufgeklärt über Fußball“, sagt sie und lacht, „und über Dinosaurier.“ Denn die Kinder bringen zur Lesestunde Bücher mit, die sie am meisten interessieren. Doch Lesen ist nicht alles. „Die Kinder freuen sich, dass jemand da ist, der sich mit ihnen beschäftigt und der sich für sie interessiert.“ Daneben sollen die Mentoren mit den Kindern auch über das sprechen, was sie gelesen haben. Denn einige von ihnen könnten zwar lesen, verstünden aber nicht immer den Inhalt.
In Schweinfurt sind es derzeit mehr Mädchen, die zu den Lesekatzen kommen. So lässt sich vielleicht auch der Name erklären. „Wir haben die Kinder gefragt, was ihr Lieblingstier ist“, sagt Sünkel, denn eigentlich gibt es bisher ja nur Leseratten. Ratten seien als Tiere aber eben nicht so sympathisch.
Unterstützung von vielen Seiten
Unterstützt wird das Projekt von vielen Seiten: Anita Kaltenbach, Leiterin der Stadtbücherei, hat eine Bücherkiste für die Kinder gepackt, im Collibri Buchladen und der Vogel Buchhandlung darf sich jedes Kind, das bei den Lesekatzen mitmacht, ein Buch aussuchen, und die Oskar-Soldmann-Stiftung unterstützt das Projekt finanziell – übernimmt Ausgaben für Telefon oder die Kosten für Kreuzworträtselhefte und Bücher. Das Projekt sei gut angelaufen, sagt Sünkel zufrieden. Ein paar Lesepaten mehr für die Lesekatzen wären aber echt prima.
Wer Interesse hat, als Mentor mit Kindern zu lesen, meldet sich bei Elisabeth Philipp, Tel. (0 97 21) 18 73 20, oder per E-Mail unter mentor-lesekatzen@web.de