Der Autor Peter Henning gastiert einen Tag nach seiner Lesung im Literaturhaus Darmstadt im Bayernkolleg Schweinfurt und zwar am 2. Oktober, 12 Uhr, im Kollegsaal der Schule.
Henning rekonstruiert in seinem Buch „Ein deutscher Sommer“, erschienen im Aufbau-Verlag, einen der spektakulärsten Kriminalfälle der jüngeren deutschen Geschichte – die Geiselnahme von Gladbeck – als versteckte Medienkritik und vor allem als packende atmosphärische Studie zu den späten Jahren der alten West-BRD am Vorabend der Wiedervereinigung.
Sieben zentrale Biografien werden miteinander verschränkt, vom Ermittler bis hin zu den beiden Tätern, die – so die Ankündigung – für drei Tage das Fernsehen zu einem extrem schmutzigen Boulevard machten.
Erfundene Personen treten zu realen hinzu. Das erlaube Tiefenbohrungen in die merkwürdige Latenzzeit im vor Hitze wabernden Sommer 1988, vor dem politischen Großereignis der Wende 1989. Peter Henning thematisiert auch die Anfänge des dualen Fernsehsystems, in dem sich die öffentlich-rechtlichen Medien den privaten anzupassen beginnen, die Entpolitisierung der Nachrichtenlage zu Gunsten des Crime-Talk, die ungeschminkten Blicke in die Konversionsgebiete „tief im Westen“, wo im zunehmend vergessenen nördlichen Ruhrgebiet die Abbrucharbeiten am alten Sozialstaatsmodell im vollen Gange sind.
Eine Zeit der Hitze und der „Verlangsamung“, wie der Spiegel in einer langen und genauen Rezension von Matthias Matussek zum Buch analysierte. Die Qualität des Romans liegt im verdichtenden und verdichteten Blick des journalistisch geschulten Autors, des hyperrealistischen Fokus auf die Geschehnisse, die mit der verkorksten Motorradfahrt zur Filiale der Deutschen Bank in Gladbeck beginnen. Eintritt für Gäste 5 Euro.