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Platane die Wurzel allen Übels

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Platane die Wurzel allen Übels

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    Platane die Wurzel allen Übels
    Platane die Wurzel allen Übels Foto: FOTO STB

    20 Jahre hatten die Anwohner mit den ursprünglich für die Spessartstraße gar nicht vorgesehenen Bäumen gut gelebt. 1997 begann der Ärger: Wurzeln haben in mehreren Häusern Abwasserkanäle zerstört, Straßen, Gehwege und Garageneinfahrten gesprengt und an Terrassen deutliche Spuren hinterlassen.

    Gesundheitliche Probleme bereiten die Platanen beim Straßenkehren oder auch nur, wenn die Leute in ihrem Garten sitzen: die feinen Härchen der nach Meinung der Anlieger von Pilzen befallenen Bäume sorgen für tränende Augen, Juckreiz, Atembeschwerden. Ein Fenster zu öffnen, sagt beispielsweise Hans-Jürgen Dörnhöfer, ist mitunter gar nicht möglich. Und im Herbst hat die ganze Straße kräftig zu tun, weil da "unvorstellbare Mengen" des nicht kompostierbaren Laubs vom Himmel fallen.

    Die letzte Berichterstattung in dieser Zeitung Ende Mai war freilich für den Stadtrat Anlass, sich - nicht öffentlich - mit dem Thema zu befassen. Und dabei zeichnete sich eine Tendenz Richtung Fällung ab, weil man die Spessartstraße als Sonderfall ansah. Im Umwelt- und Bauausschuss hakte am Donnerstag Dr. Thomas End (SPD) nach und erfuhr von Baureferent Jochen Müller, dass ein Fäll-Antrag vorliegt und im Moment geprüft werde. Die Spessartstraße sei aufgrund "der Vielzahl an Problemen" ein "besonderer Fall", weshalb es wohl nur eine Lösung gibt: Fällen und eine andere Baumart neu anpflanzen. Müller meinte allerdings, dass eine solche Entscheidung auch schwer falle, weil die Bäume hinsichtlich Wachstum ja gesund seien.

    Krank macht die Platane vor seinem Haus (Nummer 9) demgegenüber Dr. Uwe Weth. Man hatte den Keller gerade ausgebaut, als man 2001 erstmals feststellte, dass das Wasser im neuen Badezimmer nicht abfließt. Später staute sich das kühle Naß der Waschmaschine zurück. Eine Fachfirma rückte mehrmals mit einer Kanalkamera an und entdeckte Wurzeln in den Rohren. Seitdem durchzieht ein Graben-System den Keller, der vom Besucher viel Aufmerksamkeit abverlangt, damit er nicht in eine der Gruben fällt.

    Weil bei Ortsterminen mit der Stadt der Verdacht aufgekommen war, dass die Wurzel allen Übels nicht die Wurzeln der Platane, sondern die von Pappeln des Nachbargrundstückes seien, engagierte Weth mit Diplom-Ingenieur Dr. Willibald Grasmeier einen öffentlich vereidigten Sachverständigen. Und dessen Gutachten ist eindeutig: "Bei den Proben handelt es sich ausnahmslos um Wurzeln der Platane, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf für die Kanalverstopfungen in Frage kommt."

    Gemeinsam mit seinem im Haus lebenden Vater Rudolph Weth hat Uwe Weth jetzt seinen Anwalt ein Schreiben an die Stadt schicken lassen, das man eine Rechnung nennen kann. Die Stadt als Eigentümerin der Platane vor dem Haus trage auch die Kostenlast, heißt es darin. Und die macht - Kanalkamera, Ausfräsen und Gutachten - 3158,04 Euro aus. Die noch offene, vermutlich weitere 5000 Euro teure Rechnung der Baufirma wird demnächst nachgereicht. Bis 23. Juli erwartet man die Zahlung, falls nicht, werde geklagt, sagt Weth, der - auch wegen der Zustände in seinem Keller - einräumt, "stinkig" zu sein.

    Der Fällung der in falschen Verdacht geratenen Pappeln hat die Stadt nach anfänglichem Zögern übrigens zugestimmt. Sieben Pappeln sind weg, geblieben sind die Wurzeln, die aber weiter wachsen und jetzt dem Weth'schen Garten zusetzen. Aber das ist eine andere Geschichte.

     
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