Manche haben Klappstühle mitgebracht, einer eine Kühltasche, Snacks, Getränke und vor allem Zusatz-Akkus für die Handys: Viele Schweinfurter lieben das Smartphone-Spiel Pokémon Go – und die Grünanlage am Unteren Wall ist einer der Hotspots. Doch es gibt Probleme mit Müll und Lärm, vor allem die Betreiber des Weinlokals s'Türmle sind genervt. Aber auch diejenigen Spieler, die ihren Müll entsorgen und Rücksicht auf andere nehmen. Sie müssen nämlich fürchten, bald vertrieben zu werden, weil sich einige nicht benehmen können.
„Die angeketteten Stühle werden nachts rausgerissen, Gäste bleiben weg, weil einen Meter neben ihnen der Ghettoblaster aufgedreht wird“, sagt der Pächter Steffen Pfisterer. Einige Stühle sind kaputt, auch Parkbänke wurden zerstört. Gerne setzten sich auch Spieler mit mitgebrachtem Essen an die Tische des Lokals und würden sauer, wenn er sie wegschicke. Besonders abends tummeln sich hier die Spieler, laut Pfisterer gerne mal bis zu 100 Leute.
Dann ist auch die nahe Rückertstraße zugeparkt,
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Das Spiel lockt ins Freie
Bei Pokémon Go muss man nämlich die eigenen vier Wände verlassen, um mit dem Handy kleine Monster, Pokémons genannt, zu fangen. Der Spieler bewegt sich in der realen Welt, auf dem Display sieht er eine Straßenkarte von Schweinfurt, in die das Spiel die kleinen Monster projiziert. Die Tierchen werden gesammelt, manche sind sehr selten und dementsprechend begehrt. Besonders viele Pokémons tummeln sich an sogenannten Pokestops – und davon befinden sich am Unteren Wall drei Stück in unmittelbarer Nähe. „Wenn da vorne ein seltenes Pokémon auftaucht, gibt es einen Massensprint“, erzählt Gastronom Pfisterer.
„Und dann schreien alle“, sagt der 24-jährige Student Peter Ailfeld, der selbst zum Spielen hergekommen ist. Er ist genervt, dass viele der vor allem jungen Spieler ihren Müll liegen lassen. Chipstüten, Colaflaschen, Hunderte Zigarettenkippen: Auch wenn es hier in unmittelbarer Nähe keinen Mülleimer gibt, ist das für ihn keine Entschuldigung, den Dreck einfach liegen zu lassen.
Eine Anfrage beim Ordnungsreferenten der Stadt, Jan von Lackum, ergibt: Der Bauhof muss mittlerweile mehrmals pro Woche anrücken statt wie bisher einmal. Nicht nur auf den Wegen und um die Bänke, auch in den Büschen und auf der Wiese läge haufenweise Müll. „Es wäre nicht zumutbar, die Betreiber des s'Türmle mit dem Problem eine Woche lang allein zu lassen.“ Ein Dauerzustand könne das nicht sein, immerhin koste das alles öffentliche Mittel, sprich Steuergelder. Die Stadt ist deshalb kurz davor, Konsequenzen zu ziehen.
Stadt will Pokestops löschen lassen
Der Plan: Sie wollen vom App-Entwickler die drei nahen Pokestops löschen lassen. „Wir werden spätestens Anfang September die Löschungen angehen, wenn die Lage sich nicht deutlich verbessert“, so von Lackum. In Würzburg hat die Bayerische Schlösserverwaltung bereits die Betreiberfirma kontaktiert – der Hofgarten an der Residenz soll bald aus dem Spiel herausgenommen werden.
In Schweinfurt hat die Stadt bislang an die Betreiber von mehreren Facebook-Seiten für Pokémon-Spieler appelliert, sich gegenseitig zu ermahnen. Tatsächlich steht in der öffentlichen Gruppe „Pokémon Go Schweinfurt“ ganz oben eine eindringliche Benimm-Aufforderung. „Nach unserem Eindruck ist es seitdem auch etwas besser geworden, allerdings immer noch nicht zufriedenstellend“, sagt der Ordnungsreferent.
Im Auge behält die Stadt auch die Wehranlagen. Hier sind auch viele Pokémonjäger unterwegs. Teilweise kam es hier zu bizarren Szenen, als Spieler in Schrittgeschwindigkeit mit dem Auto umher fuhren, das Handy gezückt. Laut von Lackum wurden in den Wehranlagen in der Vergangenheit Beete und sogar Zäune beschädigt. Hier sei die Situation im Moment aber ruhiger. Aber auch hier werde man einschreiten, „wenn Appelle an die Vernunft und Rücksichtnahme der Spieler nicht fruchten“.
Stärkere Kontrollen und Bußgelder
Von Lackum kündigt auch an, dass der kommunale Ordnungsdienst und die Sicherheitswacht am Unteren Wall stärker kontrollieren werden. „Das Wegwerfen von Müll oder Zigarettenkippen stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit mindestens 25 Euro belegt werden kann.“ In der Facebook-Gruppe finden sich Einträge von Spielern, die ankündigen, Mülltüten mitzubringen. Den Gastronomen, der Stadt und auch den vernünftigen Spielern wäre zu wünschen, dass ein hartes Durchgreifen überflüssig wird.