Kazim Akboga kommt posthum zu literarischem Ruhm. Der Berliner Ullstein Verlag bringt am Montag, 27. März, ein Buch des im vergangenen Februar mit nur 34 Jahren gestorbenen Schweinfurter Sängers und Comedians auf den Markt.
YouTube oder Buch? Is' ihm egal. Die ersten Worte des Buchs könnten genauso aus einem seiner schnoddrigen Selfie-Videos tönen. „Hi Leute, ich bin Kazim Akboga, der ,Is' mir egal‘-Mann. Das Leben geht hoch und runter wie der Zuckerspiegel. Aber bleibt locker“, textet der Rapper, den Millionen als tanzenden Schaffner aus einem Werbeclip für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) kennen.
„Zebra ist schwarz und weiß – und trotzdem glücklich – Weisheiten von Kazim Akboga“ heißt das Buch. Schon vor dem Werbevideo wurden Akboga und sein genölter Markenspruch berühmt, als er seinen Job als Werbetexter an den Nagel hing und stattdessen aus seiner Wohnung ebenso einfache wie absurde Reime über Arbeitslosigkeit, Regale und Roboter in YouTube-Videos verpackte.
Zwischen Rap-Parodie und Glückskeks
Dem Rezept bleibt der Rapper im Buch treu. Dort zeigt der Franke mit türkischen Wurzeln seine Sicht der Welt durch kurze Sprüche in krakeliger Handschrift und sorgfältig simple Buntstift-Zeichnungen von Ponys, Hüten und Köfte. Die Weisheiten liegen irgendwo zwischen Rap-Parodie und Glückskeks, Dada und Höhö. Sprüche, die aus Omas Küchen-Kalender stammen könnten, einmal durch Neuköllner Kakao gezogen.
Da tauchen Döner auf und stehen wahlweise für Leben, Ewigkeit oder innere Werte. Aus Redewendungen werden „Redewenndumm“: „Abwarten und Ayran“, oder: „Wenn du nach den Sternen greifst, musst du gegen Wände laufen.“ Treue Fans des YouTube-Stars finden vertraute Bilder und Charaktere wie den Roboter mit Senf oder „Fisch mit Fuss“. Und natürlich ist alles: egal. Noch kurz vor seinem Tod hatte der Sänger das Buch freigegeben, aus Rücksicht verschob der Verlag die Veröffentlichung. Das Buch solle zum Schmunzeln anregen, schreibt die Familie des Rappers im Vorwort: „Die zuerst unsinnig wirkenden Kritzeleien lassen die empfindsame Tiefsinnigkeit erahnen, die die Seele unseres Sohnes und Bruders in sich trug.“
"Is' mir egal" als Spiel und Sinnbild
Der „Is' mir egal“-Mann sei nur eine Kunstfigur, sagte Akboga selbst immer wieder. Das Türken-Klischee, die falsche Sprache, das mürrisch halb zusammengekniffene Gesicht? Alles nur Spiel und Sinnbild für den gelernten Fremdsprachensekretär. „Meine Vorbilder sind eher Leute wie Johann König, Urban Priol und vor allem Helge Schneider. Also eher so sprachlich verspielte Sachen“, hatte er 2016 in einem „taz“-Interview erklärt. Und so durchzieht Akbogas Wortspiele und Kritzeleien in ihrer Banalität trotzdem auch ein ironischer Blick auf die Gesellschaft, mal abgeklärt-trotzig, mal liebevoll. „Mensch ist Mensch, wenn stinkt und lacht“, „Der Klügere gibt nichts“, „Leid is Leid“, textet Akboga. „Menschlichkeit ist wärmer als ein Anzug von Hugo Boss.“
„Leb einfach dein Leben"
Er richtet seien Blick immer wieder aufs Ganze: „Mensch macht Menschen, Macht, Arbeit, Häuser, Städte, Metropolen, Banken, Waffen, Kriege, Geld, Kunst, eine extra Garderobe für Schlüssel“, zählt er auf. „Aber der Kosmos ist groß, und der Mensch ist klein. Wir leben in der Unendlichkeit des Weltraums und die Erde ist nur ein kleiner, gammliger, blaugrüner Ball.“ Also: „Leb einfach dein Leben, versuch ein guter Mensch zu sein und sag zu dem Rest: Is' mir egal!“