Seit 1. August werden neu abgefüllte alkoholische Mixgetränke, so genannte Alcopops, mit einer Sondersteuer von 80 bis 90 Cent pro Flasche belegt. Die Preissteigerung soll, so will es die Bundesregierung, den starken Konsum dieser Getränke von Jugendlichen verringern. In diesen Mix-Getränken wird der Alkohol mit süßen Zutaten überdeckt, so dass sie eher wie Limo schmecken und die Jugendlichen dadurch die enorme Auswirkung nicht erkennen.
Gerolzhöfer Getränkehändler haben eigene Erfahrungen mit Alcopops gesammelt. Überraschenderweise konnten alle Fachmärkte einen Rückgang des Verbrauchs schon vor der Steuererhöhung feststellen. "Bei der Einführung der Mix-Getränke vor zirka drei Jahren kauften Jugendliche viel häufiger Alcopops als heute. Überhaupt ist der Verkauf dieser Alkoholika im Getränkehandel direkt nicht besonders hoch", stellt Heinz Marx, Geschäftsführer des Getränkefachhandels Marx, fest. "Der Konsum läuft eher über Veranstaltungen wie Weinfeste oder Beatabende", bei denen die Jugendlichen innerhalb ihrer Clique im Rausch der Musik den Alkoholkonsum drastisch erhöhen.
Auch Marlies Neidhal vom Getränkefachmarkt Lindner stellt eine geringere Nachfrage nach alkoholischen Mix-Getränke fest. Allerdings glaubt sie nicht, dass der teure Preis die Jugendlichen abschrecken wird, die Getränke zu kaufen. "Natürlich spielt der finanzielle Aspekt eine Rolle, aber Jugendliche bezahlen auch einen Euro mehr für den Alkoholgenuss." Dieser Meinung kann sich Edgar Würll, Leiter des Getränkehandels Logo, nur anschließen. Seiner Auffassung nach ist die Preiserhöhung von Alcopops zwar ein erster Schritt der Regierung, aber um den Konsum wirklich einzudämmen, müsste viel härter durchgegriffen werden.
Ein großes Problem stellt hier die Kontrolle der jugendlichen Verbraucher beim Einkauf der alkoholischen Getränke dar. Alle Getränkemärkte versichern, dass sie nach dem Alter fragen, bevor die Alcopops über die Theke wandern. Aber wenn unter 18-Jährige an solche Getränke herankommen wollen, steht ihnen immer die Möglichkeiten offen, ältere Geschwister oder Freunde für sie zum Alkoholeinkauf zu schicken. Dieser Vorgang lässt sich von Getränkehändlern natürlich nicht unterbinden. Deshalb sieht man sogar Zwölfjährige schon mit der Rigo- oder Smirnoff-Flasche in der Hand bei diversen Festen abends durch die Stadt laufen.
Gerade der Getränkemarkt Logo kann immer noch einen hohen Verbrauch der beliebten Mix-Getränke feststellen, was sich wohl auf die unmittelbare Nähe zum Geodrom zurückführen lässt. Dieses bezieht nämlich seine Getränke vom Logo-Fachhandel, und im Geodrom finden die Alcopops bei den Veranstaltungen dann reißenden Absatz. Das zeigt, dass die Jugendlichen in der Regel das Geld aufbringen, um den Alkohol auch in großen Mengen konsumieren zu können.
Heinz Marx bezweifelt, dass der Jugend nur mit Preiserhöhungen ein Riegel vorgeschoben werden kann. Seiner Meinung nach wird der Konsum durch die neue Steuer schon zurückgehen, allerdings nicht ausreichend. "Jugendliche müssen selbst erkennen, wo die Grenze ist, wenn der Verbrauch wieder stark sinken soll."
Außerdem bieten sich bereits Alternativen zu den Alcopops. Edgar Würll berichtet, dass die Industrie neue Getränke auf den Markt gebracht hat, so genannte Bier-Mixgetränken. Bei diesen wird anstatt Schnaps Bier mit Cola, Lemon oder Energy-Drinks vermischt. Durch den niedrigeren Alkoholgehalt sind diese Getränke nicht mit der Sondersteuer belegt und dürfen zudem schon an 16-Jährige verkauft werden. Ob diese Produkte die bekannten Alcopops ersetzen werden, muss sich erst noch herausstellen.
Marlies Neidhal betont, dass Jugendlichen ein großes Angebot an alkoholischen Getränken zu Verfügung steht, weswegen sie vielleicht auf andere Produkte ausweichen werden, wenn ihnen die süßen Alcopops zu teuer sind. Auf Grund dieser enormen Auswahl lässt sich die Entwicklung des Konsums schlecht voraussagen und die Auswirkung der neuen Sondersteuer schwer abschätzen.
Die Befragten der Gerolzhöfer Getränkemärkte betonen übereinstimmend, dass sie gegen den Ausschank von Alkohol an Jugendliche sind und versuchen, ihren Teil zu einem niedrigeren Konsum beizutragen.