Klein- und Großwüchsige, Siamesische Zwillinge und Hermaphroditen. Haarmenschen, Hautmenschen, Tiermenschen, lebende Gerippe, Albinos, Vogelköpfe und Rumpfmenschen. Zu sehen waren aber auch Ganzkörpertätowierte und Allesschlucker.
Diese bedauernswerten Personen dienten als Schauobjekte, als lebendes Exponat. Man zeigte bevorzugt Menschen aus den neuen Kolonien, haarsträubende „Völkerschauen“. Wichtig war dabei, die „Wildheit“ und „Unzivilisiertheit“ der Vorgezeigten in den Vordergrund zu stellen. Ob sie nur gespielt war, und ob die vermeintlichen „Wilden“ nur geschminkt waren, spielte keine große Rolle.
Präsentiert wurden aber auch Menschen und Tiere mit besonderen Missbildungen. Sie sollten „Beweisstücke“ sein und wurden als „Missing links“ der Abstammung des Menschen vom Tier vorgestellt. Sie dienten damit (angeblich) dem Forschungs- und Bildungszweck. In Wirklichkeit ging es jedoch nur um Unterhaltung. Neugierde und ein von den Schaustellern sorgfältig inszeniertes Schaudern über das „Abnorme“ spielten dabei eine tragende Rolle. Das erscheint heute befremdlich und obszön. Zynischerweise aber war die Zurschaustellung auf solchen Volksfesten für diese Personen oft die einzige Möglichkeit, ein finanzielles Auskommen zu finden.
Demnächst im Teil 3 der Serie: Feiern im Schatten der beiden Weltkriege - Schicksalhafte Unterbrechungen????Larissa Howora ist Autorin des Begleitbuches der Ausstellung "100 Jahre Schweinfurter Volksfest 1909 - 2009". Sie hat es gemeinsam mit den Museen und Galerien der Stadt Schweinfurt sowie basierend auf einer Materialsammlung von Dieter Adlfinger und Sammlern im Rahmen der Schweinfurter Museumsschriften veröffentlicht. Die Ausstellung ist noch bis 21. Juni in der Glashalle des Konferenzzentrums auf der Maininsel zu sehen.