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SCHWEINFURT: „pro familia“ berät ergebnisoffen

SCHWEINFURT

„pro familia“ berät ergebnisoffen

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    Beratung in Konfliktsituationen: Martina Schneider (Bildmitte) leitet die pro-familia-Anlaufstelle in Schweinfurt.
    Beratung in Konfliktsituationen: Martina Schneider (Bildmitte) leitet die pro-familia-Anlaufstelle in Schweinfurt. Foto: Foto: Holger Laschka

    Sein erstes Anschreiben in dieser Angelegenheit richtete Erich Bodenberger – Geschäftsführer von „pro familia“ in Unterfranken – am 1. September 1992 an die Regierung. Es ging um die Eröffnung einer Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen in Schweinfurt und – natürlich – um Fördermittel. Die Replik war eindeutig: „In Bayern war damals neben kirchlichen und staatlichen Anlaufstellen kein weiteres Angebot erwünscht“, erinnert sich Bodenberger.

    „pro familia“ war zwar auch seinerzeit schon präsent in den großen Städten München, Nürnberg, Augsburg und Würzburg. Aber zusätzliche Beratungsstellen wurden nicht genehmigt. Dies änderte sich erst 2007, als der unabhängige Verein – mit vollständigem Namen „Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung“ – vor dem Bundesverwaltungsgericht ein Urteil erstritt, das einem flächendeckenden pluralen Beratungsangebot den Weg ebnete.

    Flächendeckend – ein gutes Stichwort für die seit Mai quasi auf kleiner Flamme betriebene und seit Dienstag offiziell übergebene „pro-familia“-Anlaufstelle in Schweinfurt (Manggasse 18a, Tel. (09721) 759 94 55). Mit ihr hat der Verein den letzten „weißen Fleck“ in der unterfränkischen Beratungslandschaft geschlossen. Das Angebot strahlt aus in die gesamte Region Main-Rhön, weitere Schwangerschafts-Beratungsstellen gibt es in Aschaffenburg (2006 auf der Basis einer Kompromisslösung mit dem Freistaat Bayern eröffnet) und in Würzburg.

    Durchschnittlich 200 Konfliktberatungen jährlich werden laut Erich Bodenberger an den beiden etablierten Standorten geleistet. In Schweinfurt waren es seit Anfang Mai schon 16, Tendenz steigend. „Wir beraten nicht gezielt auf den Abbruch hin“, wehrt sich Annemarie Rufer, Vorsitzende von „pro familia“ Bayern, gegen ein verbreitetes Vorurteil. Die Beratung sei stets neutral, ergebnisoffen „und die Entscheidung trifft die Betroffene am Ende ganz alleine“. Unabhängig davon erhält sie hier den Beratungsschein, der für den legalen Schwangerschaftsabbruch (vor der zwölften Woche) zwingend erforderlich ist.

    Die „Stoßrichtung“ der Beratung bei „pro familia“ ist allerdings durchaus eine andere als etwa bei den kirchlichen Angeboten. Bodenberger: „Ungewolltes Leben ist nicht gegen die schwangere Frau zu schützen.“ Alternative Beratungsstellen in Schweinfurt halten das Landratsamt (Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen, Schrammstr. 1) und die Diakonie (Schwangerenberatung, Luitpoldstr. 14) vor. „Erfahrungsgemäß“, so Erich Bodenberger, „verteilen sich die Konfliktberatungen nach einer Anlaufzeit ziemlich gleichmäßig auf die vorhandenen Angebote“. Pluralismus eben – mit der Möglichkeit für die Betroffenen, je nach Weltanschauung und emotionalen Bedürfnissen die geeignete Beratungsstelle aufzusuchen.

    Das Angebot von „pro familia“ geht über die viel diskutierte Konfliktberatung weit hinaus. Das betont Geschäftsstellenleiterin Martina Schneider. Man informiert zu Verhütungsfragen (unter anderem im schulischen Sexualkundeunterricht), zeigt Möglichkeiten finanzieller Hilfen bei Elternschaften auf, kooperiert bei der Baby-Erstausstattung mit der Landesstiftung „Hilfe für Mutter und Kind“ und berät auch bei einem ganz anderen Problem: dem unerfüllten Kinderwunsch.

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