Frauchen Yella Zilch führt eine logopädische Praxis in Haßfurt. Sie arbeitet mit Kindern, die stottern oder Lautfehlbildungen haben, mit Schlaganfall- oder Parkinsonpatienten oder mit „Polterern“, Patienten die zu schnell sprechen. Die Logopädin wollte aber nicht nur ihr erlerntes Wissen anwenden, sie war auf der Suche nach einer besonderen Kommunikationsbrücke zwischen ihr und ihren Klienten. Gefunden hat sie diese in Linus, einem zwei Jahre alten Golden Retriever.
Heute ist Linus ein Therapiehund, vor kurzem hat er mit seinem Frauchen in Münster die Prüfung des Bundesverbandes für Therapiebegleithunde bestanden. Jetzt kann er zwischen Arbeit und Freizeit unterscheiden. Wenn er die Praxis betritt, ist Linus ausgeglichen, ruhig und unkompliziert. Er hat gelernt in allen Situationen die Ruhe zu bewahren, Körpernähe zuzulassen und auch den Anweisungen Fremder Folge zu leisten.
„Vor einem Dreivierteljahr wäre das alles noch nicht gegangen“, stellt Thomas Taubert fest. Damals war der Hund noch total aufgekratzt und übermütig. In seiner Schwebheimer Hundeschule hat Linus gelernt sich unterzuordnen. Mit viel Geduld und stundenlangem Üben wurde aus dem verspielten Vierbeiner ein hochqualifizierter Therapiebegleithund.
Nicht immer hat Linus es schwer, oft steckt er auch die Belohnung für die Erfolge anderer ein. Da ist zum Beispiel die kleine Sofie. Immer wenn sie es schafft, ein „K“ auszusprechen, darf sie Linus ein Leckerli durch den Futterschlauch schicken. Das macht dem Hund und vor allem der Vierjährigen Spaß, die so oft „K“ sagt wie sonst nie.
Der nächste Patient, ein 15-Jähriger, ist ein Polterer, spricht so schnell, dass ihn niemand versteht. Während er Linus streichelt, wird er ganz ruhig, die Gelassenheit des Hundes überträgt sich und mit der Streichelbewegung kommen auch die Worte – klar und deutlich.
Die siebenjährige L. darf Linus herumkommandieren, sie baut einen Hindernisparcours für das Tier auf und lernt so Handlungsabläufe zu planen und klare, kurze Anweisungen zu geben. Linus folgt natürlich, das heißt fast immer. Durch den Tunnel will er nun doch nicht mehr, aber da wird die Siebenjährige erfinderisch, sie legt einfach ein Leckerli hinein und schon ist Linus durch.
Yella Zilch freut sich immer wieder, wie viel Einfallsreichtum und Eigeninitiative ihre Patienten im Zusammensiel mit dem Hund entwickeln. Gerade die jungen Patienten strengen sich mehr an, sind mit viel mehr Elan bei der Sache, sind ausgelassener und lachen mehr.
Als nächste kommt eine Vierjährige mit ihrer großen Schwester. Jetzt muss Linus beweisen, dass er wirklich die Ruhe weg hat. Die beiden spielen Verkleiden. Der Hund bekommt ein Kopftuch aufgesetzt und ist davon sichtlich wenig begeistert, hält aber still. Die Vierjährige vergisst während des Spiels ihre Schüchternheit und erzählt fast ohne zu stottern.
Linus arbeitet nicht nur mit Kindern. Er besucht auch Frau F., eine 70-jährige Parkinsonpatientin, der das Leben übel mitgespielt hat. Für sie setzt sich Linus auf einen Stuhl, lässt sich das Fell bürsten. Die in sich gekehrte Patientin blüht auf, ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Dann spielt sie sogar mit dem Hund, beide zerren an einem Fadentier. Auch hier beweist Linus wieder seine professionelle Seite, er zieht nur so stark, wie die Patientin dagegen halten kann.
Yella Zilch möchte den Hund in ihrer Praxis nicht mehr missen. Linus sei eine wirkliche Hilfe, motiviere die Patienten, entspanne die Atmosphäre und sorge für viel Freude.