Mal eben beim Handwerken in den Finger geschnitten. Wenige Stunden später dann das Drama: Atemnot, niedriger Blutdruck bei einem hohen Puls und kalte Extremitäten. Dazu Fieber und Verwirrtheit. Kein Grund zur Sorge?
Dass es sich bei diesem Szenario um eine Sepsis – im Volksmund „Blutvergiftung“ – handelt, ist wahrscheinlich. An ihr sterben jedes Jahr in Deutschland rund 60 000 Menschen, ebenso viele wie an einem Herzinfarkt. Nur, dass der Sepsis weit weniger Beachtung geschenkt wird als dem bekannten Herz-Notfall. „Muss das sein?“, fragt sich Dr. Henning Schulz, Leiter der Intensivstation der Gerolzhöfer Geomed-Klinik. „Wären nicht die Leben vieler Sepsis-Patienten zu retten, wenn man eine Blutvergiftung als solche frühzeitig erkennen und sie schnell therapieren würde?“
„Sepsis-Patienten sind bei uns sehr gut aufgehoben.“
Dr. Henning Schulz von der Geomed-Klinik
Der Arzt hat die Brisanz des Themas erkannt und die richtigen Folgen daraus gezogen. Zusammen mit der Geomed-Klinik nimmt er an einer groß angelegten Sepsis-Studie teil und setzt sich so für die Überlebenschancen vieler Menschen ein.
„MEDUSA“, der griffige Name des Projekts, zeigt schon, mit welcher Gefahr man es bei einer Blutvergiftung zu tun hat: Wie die vielköpfige Medusa aus der griechischen Mythologie kann auch die Sepsis von allen Seiten unerwartet zuschlagen und tödlichen Schaden anrichten. Da das Überleben der Patienten davon abhängig ist, wie schnell ein wirksames Antibiotikum verabreicht und eine adäquate Therapie begonnen wird, zählt jede Stunde.
„Uns ist es wichtig, dass die medizinischen Erkenntnisse rund um die Sepsis verstärkt Eingang in die Krankenhaus-Praxis finden“, so Schulz. „Durch ein gezieltes Training in der Versorgung von Sepsis-Patienten sowie die Weiterbildung von Ärzten und Pflegepersonal wollen wir die Überlebenschancen bei Sepsis deutlich erhöhen.“
Die Teilnahme der Geomed-Klinik an der MEDUSA–Studie ist dabei sehr konkret. „Seit dem 1. Dezember dokumentieren wir in unserer Klinik die Patienten mit schwerer Sepsis beziehungsweise septischem Schock“, berichtet der Arzt. „Diese Bestandsaufnahme wird sich über einen Zeitraum von circa fünf Monaten erstrecken.“ Anschließend werden alle teilnehmenden Kliniken in zwei Gruppen aufgeteilt – eine Interventions- und eine Kontrollgruppe. Beide ergänzen sich mit verschiedenen Aufgaben in der Einführung und Umsetzung von Qualitätsstandards sowie der Fortführung der Dokumentation. Ziel ist eine Veröffentlichung der Studienergebnisse 2013.
Schulz ist davon überzeugt, dass die Geomed-Klinik es mit ihrer Teilnahme an der Studie schafft, das Bewusstsein für Blutvergiftung größer werden zu lassen. „Bei uns kann Sepsis gut behandelt werden“, betont der Arzt. „Sepsis-Patienten sind bei uns sehr gut aufgehoben.“