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GRAFENRHEINFELD: Promikoch und Sportprofessor im Kampf gegen die Pfunde

GRAFENRHEINFELD

Promikoch und Sportprofessor im Kampf gegen die Pfunde

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    Koch trifft Coach: Helmut Gote und Ingo Froböse wollen gesunde Ernährung schmackhaft machen.
    Koch trifft Coach: Helmut Gote und Ingo Froböse wollen gesunde Ernährung schmackhaft machen. Foto: Foto: Uwe Eichler

    Es duftet schon recht verführerisch, als die Werbebilder der „DAK Gesundheit“ auf der Leinwand leuchten unter dem Motto „Koch Dich fit“. Rund 400 Besucher füllen die Kulturhalle.

    Matthias Gabeli greift zum Mikrofon, um den Appetit noch zu steigern: „Erleben Sie eine ungewöhnliche Kochshow, amüsant und lehrreich zugleich“, wirbt der Leiter der Serviceregion Oberfranken. „Lassen Sie sich von unseren Experten zu einem gesunden Leben verführen“.

    Ganz uneigennützig ist die kostenfreie deutschlandweite Verköstigung von DAK-Mitgliedern nicht: Die „Deutsche Angestellten-Krankenkasse“ profitiert von jedem Kunden, der nicht aufgrund falscher Ernährung und Bewegungsmangel zum Schwergewichts-Patienten mutiert. Es hat sich viel getan am Umfang der Deutschen, seitdem vor fast 250 Jahren der erste DAK-Vorgänger gegründet worden ist. Gehungert wird hierzulande in der Regel nur noch im Kampf gegen die Pfunde.

    „Ran an den Speck“ nennt sich das Kochbuch, das es in Kooperation mit der Buchhandlung Hugendubel zu erwerben gibt, das „Fitnessland“ lädt zum Abbau überschüssiger Kalorien ein. Zum Schluss versprechen die Gastgeber ein Versucherle: „Das Besteck bitte dalassen!“

    Die Experten: Zum einen ist das Helmut Gote (60), Buchautor und Radiokoch bei WDR2, Spitzname „Butter“. Zum anderen Koautor Professor Ingo Froböse (fast 60), einst Spitzen-Sprinter und Bobfahrer, nun Präventionsexperte des Bundestags, Sportwissenschaftler und Fitness-Coach der Sporthochschule Köln: „Manche nennen ihn das schlechte Gewissen der Nation“.

    Gesünder sterben

    Beide sind 1,80 Meter groß, das Gewicht ist ungleich verteilt. Das Duo darf ausgiebig miteinander frotzeln, im Kampf um Leib und Seele des Publikums, Modell guter Koch, böser Coach – und umgekehrt. Sportlich aktiv sind sie aber beide, fünfmal die Woche. „Langläufer leben nicht länger, sterben aber gesünder“, weiß der disziplinierte Gesundheits-Ratgeber, der zudem Rad fährt. Gote zieht als rheinische Frohnatur im Schwimmbad seine Bahnen.

    Die allgemeine Unsicherheit beginnt bei der Nahrungsaufnahme: „Wir reden heute von Ernährung, nicht mehr vom Essen.“ Der Powerpoint-Blick geht hinaus in eine Welt mit unterschiedlichen Familienrationen. Da sind die Dicken, im Fastfood-Schlaraffenland USA: „Warten Sie, bis die Bilder von den Deutschen kommen.“ Die vertilgen auch nicht wenig, nur wird die fettige Wurst gerne mit „gesundem“ O-Saft kompensiert. „Machen wir es doch wie die Japaner“, sagt Froböse, während Gote sanft zu köcheln beginnt. Okinawa ist eine Insel der Hundertjährigen, dank Fisch und Gemüse zwischen den Stäbchen.

    Wunderpillen oder Fastenqualen bringen jedenfalls wenig. 75 Prozent der Deutschen haben schon eine Diät hingelegt, meist mit mäßigem Erfolg: Nach dem Hungern dehnt der Jojo-Effekt die Maße wieder aus. Seit den mageren Jahren der Steinzeit ist der Körper überzeugt, dass eine pralle Wampe gut für ihn ist. Ihm gilt es in Jahrzehnten des Überflusses beizubringen, Maß zu halten. Morgens darf und soll sogar energiegeladen gegessen, mittags vital- und nährstoffreich „nachgetankt“ werden. Abends, bevor der Körper zur nächtlichen Baustelle wird, ist eiweißreiche Nahrung angesagt. Wichtig: „Keine Zwischenmahlzeit.“

    Selbst ein verwöhnter Magen kommt vier, fünf Stunden ohne Schoko-Nachschub oder Pizzaservice aus. Was bei Sofa-Kartoffeln als Erstes auf Trab gebracht werden muss, ist der Stoffwechsel: 60 bis 70 Prozent der aufgenommenen Energie verfeuert der Körper im „Leerlauf“, für seine lebenserhaltenden Funktionen. Wohl dem, der reichlich Muskeln hat, als aktivstes Stoffwechselorgan überhaupt: „Die Muskeln müssen brennen, damit sie wachsen.“

    Diäten sind der falsche Weg

    Dafür braucht es Sport oder zumindest körperliche Anstrengung. Während gerade Diäten den Stoffwechsel senken. Der Mensch fährt plötzlich Trabi statt getuntem Rennwagen, formuliert es Froböse, mit entsprechend geringem Verbrauch.

    Unterdessen ist Helmut Gote mit Chinakohl, roten Zwiebeln, Linsen und Schafskäse zu Gange, abgeschmeckt mit feinem Öl, gefolgt von proteinreichem Lamm, grünen Bohnen, Kartoffeln. „Genuss ist kein Grund für ein schlechtes Gewissen“, lautet Gotes Credo, „im Gegenteil.“ Weniger, aber qualitätsvoll zu essen, und die Nährstoffe wieder in ein aktives Leben zu investieren, müsste jedem Freude bereiten. Spätestens auf der Waage.

    Der Koch preist Geschmackserlebnisse dank Piment oder Kreuzkümmel, Rapsöl, Olivenöl und Apfelessig. Oder original schwäbische Alblinsen, die in einer Petersburger Pflanzen-Samenbank vorm Aussterben gerettet worden sind. Froböse warnt, einzelne Energieträger wie die Kohlenhydrate zu verteufeln: „Wir brauchen sie alle.“ Selbst die gute Butter ist gesund. In Maßen.

    Zwischendurch dürfen Freiwillige vorkosten, aus Knetzgau, Frankenwinheim, Randersacker. Das kennt Genussmensch Gote vom Silvaner. Endgültig begeistert ist er, als ein Brotsommelier die hochwertigen Zutaten „retronasal“ auf sich wirken lässt. Auch die übrigen Besucher sind angetan von der einfachen, aber leckeren Gesundheitskost. Zum Abschluss gibt's einen gemeinsamen Rotwein des ungleichen Paars, als demonstrative kleine Sünde.

    Fürs Publikum wurden zum Bewegungs-Ansporn Preise unter den Sitzen versteckt, Fitnessgerät, Schürze, Buch und Fitness-Gutschein. Auch wer nichts gewinnt, darf sich vorne sein Versucherle abholen.

    Wem nun ob des Anblicks des ranken Sportprofessors und eines gesund ernährten Promikochs Selbstzweifel kommen, dem bleibt ein Trost: Demnächst hält Froböse einen Vortrag im Kontrast zu Reiner Calmund: „Lebender Buddha“ für alle Fans von Currywurst mit Pommes rot-weiß.

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