Schweinfurt (CG) In einem Stoffbeutel transportieren Elisabeth Deiz und ihr Mann die kleine Patientin zu der vorübergehenden "Praxis" von Dr. Geier in der Zeughauspassage. Sie sind auf dem Weg zum Puppendoktor, der bereits zum fünften Mal in Schweinfurt zur Visite ist.
"Der Schildkrötenpuppe fehlt das linke Ärmlein, das ihr beim ersten Bombenangriff auf Schweinfurt im Jahre 1941 abhanden gekommen ist", sagt Frau Deiz. "Alles halb so schlimm", beruhigt Puppendoktor Geier die Oma, "das kriegen wir schon wieder hin". Für den 63-jährigen "Mediziner" aus dem oberfränkischen Altendorf besitzt dieser Fall keinen Seltenheitswert.
Von kleineren Wehwehchen wie kaputten Augen, einem abgebrochenen Finger bis hin zu extremen Härtefällen kommt bei dem Puppendoktor alles unters Messer. Auch der erst an diesem morgen eingelieferte Teddybär, der laut Assistentin und Ehefrau Ute Geier eher ausschaut wie ein "Kriegsveteran, der in tausend Teddy-Fetzen zerfleischt wurde". Eine "Operation", die sich wohl über drei bis vier Stunden hinziehen wird und dem Doktor möglicherweise eine Nachtschicht abverlangt. Neben viel Fingerspitzengefühl und Geduld bedarf es eines riesigen Ersatzteillagers.
Ein solches besitzt Dr. med. pup. Geier, wie er gerne von Außenstehenden tituliert wird. 25 000 Ersatzteile umfasst sein Fundus, der das stolze Ergebnis von 30 Jahren Sammeln, Tauschen und Aufkaufen ist. Seinen "Arztkoffer" mit 10 000 Ersatzteilen nimmt er stets mit auf Tour. Mit seinem Notarztwagen ist er auf Einladung von Hotels in ganz Europa unterwegs.
Als nächster Stopp steht Ende Februar Wien auf dem Programm. Davor kümmert er sich wieder um seine Patienten in seinem Heimatort Altendorf bei Hirschaid, wo er sich seine Praxis eingerichtet hat. Was Schweinfurt betrifft, so nimmt die hier die Zahl seiner Patienten von Jahr zu Jahr zu. Eine Praxisgebühr verlangt er seinen kleinen Patienten nicht ab. Er stellt lediglich die erbrachte Leistung in Rechnung.
Der Puppendoktor Dr. Geier ist nur noch heute von 9 bis 17 Uhr in Schweinfurt.