(ul) Es ist der Radsportleidenschaft des Gründers Horst Schabel zu verdanken, dass das Heimatmuseum an den Gaden eine eigene Fahrradabteilung bekam. Auf drei Stockwerken wird die Entwicklungslinie des Fahrrads nachgezeichnet. Erich Deppert führt eine Kindergruppe durch diese Abteilung. „Kinder führe ich total gerne, die sind noch so neugierig, für die ist Lernen noch nicht 'bäh'“, meint er.
An einem nachgebildeten Laufrad von 1817 entdecken die Viertklässler, was dem Rad alles noch fehlt, um ein richtiges Fahrrad zu sein: Pedale, Kette, Bremsen, Licht, Klingel. Das Nachbarrad, ein Nachbau des 1860 von Philipp Moritz Fischer konstruierten Rades, besitzt bereits ein Pedal und eine Laterne mit Kerzenbeleuchtung. Außerdem gibt es da eine Halterung für einen Schirm gegen Regen und Sonne und sogar eine Klingel. Allerdings, meint Deppert, habe das Ding „so gerappelt“, dass die Klingel überflüssig gewesen sei.
Die Hochräder erzählen vom Beginn des Radsports. „Je größer das Rad, umso weiter die zurückgelegte Strecke pro Umdrehung“, erklärt Deppert. Mit diesen Rädern wurden die ersten Radrennen gefahren. War schon das Aufsteigen auf so ein Rad schwierig, so noch mehr das Absteigen. „Die mussten entweder an eine Mauer fahren oder hinten am Rad 'runterrutschen,“ erklärt der Führer den staunenden Kindern.
In Schaukästen gibt es die unterschiedlichsten Lampen und Klingeln zu sehen. Und eine Schweinfurter Erfindung aus den 70er Jahren: „Speedy“, die ersten Inliner. Durchgesetzt haben die sich aber erst als Re-Import aus Amerika in den 90er Jahren. Auf der Zeitreise durch die Entwicklung des Fahrrads gibt es noch viel zu entdecken. Das Bild einer Fahrradfahrschule beweist, dass man früher einen Fahrradführerschein brauchte. Die Fahne des Radfahrvereins 1898 zeigt, wie schnell das Fahrrad zu einem Alltagsgegenstand wurde, benutzt für Ein-kauf, Fahrt zur Arbeit und für die Freizeit.
Eine Quittung von 1955 demonstriert, dass Radfahren noch nie ein billiges Vergnügen war. Ein Rad kostete damals schon 225 DM. Und dann gibt es da noch das Klappfahrrad im Koffer, das für einen Porsche aus den 90er Jahren konstruiert wurde, die vielen Kinder- und Jugendräder und eine kleine Fahrradwerkstatt.
In einer eigenen kleinen Abteilung wird auf den Radsport geblickt. Uniformen von der Münchner Olympiade hängen dort, die Olympiafackel, Bilder von Siegern und Trikots, etwa mit der Aufschrift „Torpedo Freilauf gewinnt 1927-1928-1929“.
Von 11 bis 18 Uhr gibt es am Internationalen Museumstag, 17. Mai, in den Gochsheimer Gaden allerlei Attraktionen rund um das Fahrrad. Kinder sind um 11 Uhr eingeladen zu einer „Spurensuche in der Vergangenheit“ nach dem Motto: „erleben, anfassen und mitmachen“.