Unser redaktioneller Mitarbeiter Erhard Scholl hatte an seinem Haus in Gernach eine mysteriöse Entdeckung gemacht und diese gleich aus nächster Nähe fotografiert: Zu sehen ist die hohle Vorderseite eines Brems-Stopfens am unteren Ende eines Fenster-Rollos. Sie wurde mutmaßlich von einem Insekt mit kleinen Sandkörnchen verschlossen. Wir fragten: Wer weiß, welches Tier hier tätig war?
Der Appell an die "Schwarmintelligenz" des Internets hat gefruchtet. Das Insektennest konnte aufgrund des Verschluss-Deckels eindeutig identifiziert werden.
Auf jeden Fall eine Solitärbiene
Mehrere Leser waren der Meinung, dass es sich um das Gelege einer Solitärbienen-Art (alleinlebende Bienen ohne Volk) handelt, möglicherweise um das Nest der Rostroten Mauerbiene. Diese Bienenart ist das "Insekt des Jahres 2019". Auf der Internetseite des Naturschutzbunds Deutschland (NABU) ist über die Rotrote Mauerbiene zu lesen: "Aufgrund ihres Nistverhaltens ist sie häufig in der Nähe menschlicher Behausungen zu finden. Die Insekten nutzen vorhandene Hohlräume, um darin ihre einzelnen gemörtelten Brutnester anzulegen. Nester dieser Biene wurden schon in Türschlössern, in der Plastikhülle eines Rolladenstoppers und sogar in einer Holzflöte gefunden."

Peter Ertel hingegen ist anderer Meinung: "Das könnte die Bruthöhle einer Gehörnten Mauerbiene sein. Sie sind bei mir jedes Jahr zu beobachten, wo ebenfalls gerne die Rollostopper als Nisthöhle zweckentfremdet werden." Auch Manuel Wolf klärt auf: "Der Verschlussdeckel sieht aus wie der von der Gehörnten Mauerbiene." Als Hilfe fügt er ein Schaubild bei, das den Unterschied zwischen den Verschlussdeckeln zeigt, die von der Rostroten und von der Gehörnter Mauerbiene angelegt werden (zu finden im Internet unter www.naturgartenfreunde.de). Das Schaubild ist eindeutig. Damit ist klar, dass es im konkreten Fall tatsächlich um ein Nest einer Gehörnten Mauerbiene handelt.
Weit verbreitet
Diese Bienenart ist in Süddeutschland weit verbreitet. Da die Gehörnte Mauerbiene hinsichtlich Nistplatz und Nahrung keine hohen Ansprüche stellt, ist diese Wildbienenart in Deutschland nicht gefährdet. In den Nestern kann es bis zu zwölf hintereinander liegende Brutzellen geben, vor denen sich zum Ausgang hin ein dicker Verschlusspfropfen befinden. Als Baumaterial dient feuchter Sand oder Lehm, der von den Insekten mit einem Drüsensekreten vermischt wird. Noch im September schlüpfen die jungen Bienen im Nest, verbleiben aber bis zum Frühjahr darin. Mit Beginn der Flugzeit im nächsten Jahr fressen sie sich dann durch den Pfropfen nach außen.