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Ratten schicken zuerst "Testfresser" los

Gerolzhofen

Ratten schicken zuerst "Testfresser" los

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    Die Gemeinde Kolitzheim führte in ihren acht Ortsteilen eine Rattenbekämpfung durch. "Dies ist eine rein vorbeugende Maßnahme, die einmal jährlich routinemäßig erfolgt", betont Klärwärter Jürgen Rettner. Dabei wird die gemeine Wanderratte, die vorwiegend in den Abwasserkanälen beheimatet ist, bekämpft. Sie ist vor allem wegen der Übertragung von Krankheiten ein Risiko für die Gesundheit der Einwohner.

    Anhand einer Bedarfsermittlung stellte Schädlingsbekämpfungsmeister Erich Sehrt von der gleichnamigen Firma aus Alzenau die Hauptbefallsgebiete fest. Dabei wurde mit Hilfe eines Spiegels das Kanalsystem auf Tritt-, Fraß- und Kotspuren der Ratten überprüft, und dann wurden die Einsatzgebiete festgelegt. "Gerade in den Kanälen fühlen sich die Ratten richtig wohl", erläutert Sehrt. Denn hier finden sie optimale Lebensbedingungen: Es ist angenehm warm, es gibt fließendes warmes und kaltes Wasser und - das ist der Hauptgrund - im Kanalsystem existieren für die Ratten keine natürlichen Feinde.

    Zudem entsorgen in letzter Zeit viele Bürger ihre Nahrungsmittelreste über die Toilette, so dass den Ratten in den Entwässerungskanälen ein immenses Nahrungsmittelangebot zur Verfügung steht. Dies sei der Hauptgrund für die starke Vermehrung der Wanderratten in den vergangenen Jahren, stellt Sehrt fest.

    Alle Bürger sind daher aufgerufen, zum Wohle der Gemeinschaft ihre Nahrungsmittelreste korrekt und nicht über die Toilette zu entsorgen. So können für die Gemeinde Gelder, mit denen die Rattenbekämpfung finanziert wird, eingespart werden, und die Ausbreitung der Wanderratte kann wirksam eingedämmt werden. Denn: "Wo es nichts zu fressen gibt, gibt es auch keine Ratten!", betont Sehrt.

    Nach der Befallsermittlung werden an den ausgewählten Stellen Ködermatten mit unterschiedlichen Wirkstoffen ausgelegt, die die Ratten zum Fressen animieren sollen. Da Ratten ausgesprochen kluge Tiere sind, schicken sie immer einen Testfresser  voraus, der die angebotene Nahrung probiert. Deshalb führt das Mittel nicht zum sofortigen Tod der Ratte, sondern enthält Blutgerinnungshemmer, die dafür sorgen, dass die Ratte nach einiger Zeit müde wird und friedlich einschläft. So ist für andere Ratten nicht erkennbar, woran der Artgenosse verendet ist. Der Nager stirbt völlig schmerzfrei.

    "Ratten sind außerdem extrem widerstandsfähig", verdeutlicht Bekämpfungsexperte Sehrt. Deshalb werden verschiedene Wirkstoffe verwendet, um möglichen Resistenzen vorbeugend zu begegnen. Die toten Ratten sind für den Bürger nicht zu sehen, da sich die Ratten bei Schläfrigkeit in ihren Bau zurückziehen. Außerdem neigen Ratten zum Kanibalismus. "Nur einige wenige Exemplare werden daher in den Kläranlagen angespült", unterstreicht Klärwärter Jürgen Rettner. In etwa vier Wochen wird an markierten Stellen stichprobenartig überprüft, ob die Wirkstoffe angeschlagen haben. Es kann nämlich durchaus sein, dass einzelne Wirkstoffe von den Ratten regelrecht verschmäht wurden, da die Wanderratte ein ausgesprochener Feinschmecker ist.

    Bürgermeister Horst Herbert bedauert, dass sich trotz eines Aufrufes der Gemeinde nur so wenig betroffene Bürger gemeldet hatten, die in ihrem Lebensbereich eine Bekämpfung für notwendig halten. "Wenn die Ratten bereits am Tag über ber den Hof laufen, ist eine effektive Bekämpfung fast schon zu spät," mahnt Sehrt. Denn Ratten sind nachtaktive Tiere, die am Tage nur zu sehen sind, wenn das Nahrungsangebot aufgrund der hohen Population zu gering ist.

    Auf Nachfragen stellte sich heraus, dass sich viele Bürger schämen oder Angst haben zuzugeben, dass es bei ihnen Ratten gibt. Dies sei ein gesellschaftliches Tabuthema. Ratten siedeln sich jedoch nicht wegen mangelnder Sauberkeit an, sondern nur dort, wo sie ausreichend Nahrung oder deren Reste und Wasser vorfinden. Dies ist vor allem in der Kanalisation und auf landwirtschaftlichen Betrieben der Fall.

    Der Bürgermeister wünscht sich im nächsten Jahr mehr Offenheit vonseiten der Bevölkerung, um des Rattenproblems Herr zu werden.

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