Rasende Farbphilosophin nennt sich die Grafenrheinfelderin Eva Treutlein und wird schon beim Pressegespräch optisch diesem Anspruch gerecht. Die Kleidung, die Strähnen im Haar und die Accessoires am Ohr sind farbenfroh.
Ihr Lachen ist tief und schallend und erklingt oft, die 62-Jährige scheint mit sich im Reinen, immer auf der Suche nach der Farbe im Leben. Das ist ihre Philosophie, ob als Künstlerin oder Weltenbummlerin. Schon früh hat sie ihrem Heimatdorf den Rücken gekehrt, aber nicht ohne „Grafenrheinfelderin“ zu bleiben, wie sie schmunzelnd erklärt.
Berlin, Bamberg und schließlich 16 Jahre in Amsterdam lautet die Bilanz, erst die Krankheit der Mutter bringt sie nach Grafenrheinfeld zurück.
In Amsterdam ist 1997 auch die Idee zum Regenbogenbaum entstanden, schon dort hat sie viele gefertigt und einen von ihnen jetzt der Gemeinde Grafenrheinfeld als Dauerleihgabe überlassen. Und das Bäumchen macht sich gut im Bürgerbüro, mit vielen filigranen knallbunten Papierblüten bestückt, ist es ein farbenfroher Blickfang.
Die künstlerischen Gene liegen in der Familie und die Leidenschaft der Autodidaktin sind die reinen Spektralfarben. Jedes Mittel und Medium ist ihr recht, um deren Pracht, Macht und Schönheit, ja Heiligkeit, wie sie sagt, richtig in Szene zu setzen. In ihren Regenbogenbäumen vereint sie ihre Farbvorstellungen mit ihrer Lebenseinstellung, gestaltet sie zu farbprächtigen Symbolen für Toleranz, Friedfertigkeit, Nachhaltigkeit und die Schönheit der Natur.
Als Korpus dienen Haselnusskorkenzieheräste, die sie mit Nylondraht optisch noch verdichtet und dann mit regenbogenbunten Krepp-Blüten schmückt und so eine fröhlich-berauschende Installation schafft.
Gut 70 Stunden hat sie an dem Regenbogenbaum der Gemeinde gewerkelt, weit über 1000 Euro müsste sie dafür theoretisch verlangen. Doch sind die Bäumchen keine Kunstwerke für die Ewigkeit und bleiben nicht für immer so bunt. Mit der Zeit verblassen die Farben, aber auch das gehört zum Kreislauf des Lebens, im Alter verblasst doch alles ein wenig.
Im Bürgerbüro steht das Bäumchen gut geschützt vor natürlichem Licht und hält vielleicht etwas länger die Farbenpracht, freut sich Eva Treutlein, allerdings hat sie bereits neue Pläne. 2017 steht wieder mal ein Tapetenwechsel auf dem Programm, Fuerteventura lautet das Auswanderziel und zum Abschied, so ihr Versprechen, will sie noch einen weiteren Regenbogenbaum für die Gemeinde kreieren.
Ein bisschen Zeit hat sie bis dahin noch, falls das Bäumchen gut ankommt und jemand kreativ werden möchte, will die Künstlerin einen Bastelkurs anbieten, Interessenten können sich in der Gemeindeverwaltung melden. Eindrücke über die Künstlerin gibt es bei Facebook: Blumen-basteln-mit-Krepppapier