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Unterspiesheim: Rettet die Bienen: Landwirt bietet Blumenwiese auf Ebay an

Unterspiesheim

Rettet die Bienen: Landwirt bietet Blumenwiese auf Ebay an

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    In diesem Frühjahr wird es in Unterspiesheim eine Blühwiese geben. Im Internet kann man sich Patenschaften daran erwerben.
    In diesem Frühjahr wird es in Unterspiesheim eine Blühwiese geben. Im Internet kann man sich Patenschaften daran erwerben. Foto: Christian Schwier

    Bauer Benedikt Schuster aus Unterspiesheim hat sich eine ungewöhnliche Aktion ausgedacht: Er bietet über die Internetplattform Ebay für 9000 Quadratmeter seiner landwirtschaftlichen Nutzfläche, die er als Blühfläche ansät, Patenschaften für jedermann an. Damit reagiert er auf das bayerische Volksbegehren "Rettet die Bienen".

    "Ich will allen Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit bieten, nicht nur beim Volksbegehren sich einzutragen, sondern selbst etwas für den Artenschutz zu tun." Nicht nur unterschreiben, sondern auch handeln, so lautet die Devise des 39-Jährigen, dem die Unverständlichkeit über die Forderungen des Volksbegehrens ins Gesicht geschrieben steht. Er ist gespannt, wie viel sich tatsächlich für die Rettung der Insektenvielfalt entscheiden. Als Vorbild nahm Schuster eine Ebay-Anzeige eines mittelfränkischen Bauers. Der Unterspiesheimer bietet nun Parzellen mit jeweils 100 Quadratmetern über die Ebay-Kleinanzeigen an. Eine Patenschaft kostet 50 Euro für zwei Jahre. Angesät wird eine mehrjährige Blühmischung aus heimischen Blumen und Kräutern. Es wird nur eingesät, es findet keine Düngung und Pflanzenschutz auf der Fläche statt.

    Interessant ist schon die Tatsache, dass sein Eintrag auf Ebay-Kleinanzeigen zunächst gelöscht wurde. Die Begründung des Internet-Riesen: "Dienstleistung", und damit falsche Kategorie. Auf Nachfrage erhielt Schuster keine Antwort. Also stellte er sein Angebot erneut ins Netz.

    "Ich muss Geld verdienen"

    Auf die Frage, ob seine Aktion nichts anderes als nur Geldmacherei sei, erklärt Schuster: "Ich bin Landwirt - ein Unternehmer, das mit Land wirtschaftet. Ich muss Geld verdienen, um den Betrieb am Laufen zu halten." Die Bauern würden schon viel auf freiwilliger Basis tun. "Wir müssen uns nicht verstecken", stellt er klar und fügt hinzu: "Wenn die privaten Hausbesitzer denselben Anteil an Blühflächen hätten wie wir, dann bräuchten wir keinen solchen Aktionismus. Billiger Urlaub ohne Rücksicht auf Ökobilanz, Lebensmittel zu Dumpingpreisen, da müssen sich die Bürger, die auf die Landwirtschaft ständig schimpfen, auch einmal an der eigenen Nase fassen." Und auch die öffentliche Hand sollte mehr tun, meint er und verweist auf die Flächenversiegelung und das Bepflanzung von öffentlichen Flächen.

    Der Unterspiesheimer Landwirt Benedikt Schuster setzt in Eigeninitiative dem Insektenrückgang etwas entgegen: Er bietet für jedermann Blühfläche an.
    Der Unterspiesheimer Landwirt Benedikt Schuster setzt in Eigeninitiative dem Insektenrückgang etwas entgegen: Er bietet für jedermann Blühfläche an. Foto: Leo Stöckinger

    Was Benedikt Schuster ärgert, ist die Argumentation von Befürworter des Volksbegehrens: "Hier wird unsere Landwirtschaft verteufelt, die Leute wollen aber gar nicht sehen, dass wir Bauern doch selbst großes Interesse haben müssen an einer intakten Natur ." Sicherlich gebe es auch bei den Landwirten schwarze Schafe. Er erklärt, dass bereits jetzt schon das Programm ÖVF (Ökologische Vorrangfläche) umgesetzt sei. Betriebe mit mehr als 15 Hektar Ackerfläche müssten fünf Prozent ihrer Fläche als ÖVF ausweisen.

    Das von der EU-Kommission bei der Reform verfolgte Ziel sei neben einer gerechteren Verteilung der Gelder eine umweltfreundlichere, "grünere" Agrarpolitik. Die Notwendigkeit für eine umweltverträglichere Agrarproduktion werde aus dem dramatischen Artenrückgang in der Agrarlandschaft und anhaltend hohen Nährstoffeinträgen in Böden und Gewässer veranschaulicht. Die zentrale Maßnahme sei die Einführung einer Ökologisierungskomponente (so genanntes "Greening"). "Und dann haben wir noch das KuLaP, das bayerische Kultur- und Landschaftsprogramm, VNP und so weiter..."

    Zusammenarbeit mit Vogelschutzbund

    Stolz erzählt er von der sechs Jahre langen, freiwilligen Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz. Dabei richtete er mit einem angrenzenden Landwirt in der Flur Verbindungsstreifen ein und betreibt in diesem Gebiet extensiven Getreideanbau ohne Spritzen und Düngen. "Wir haben hier den Ortolan-Hotspot." Die stark gefährdete Vogelart kommt in der Unter- und Oberspiesheimer Flur noch vor. Auch betreibt der Hobbyimker Markus Weiglein aus Schweinfurt eine Kooperation mit Schuster. Seit vergangenem Jahr hat Weiglein vier Bienenvölker in Unterspiesheim stehen.

    Nach Schusters Meinung wurde die Biene mit ihrem Namen und dem positiven Image beim Volksbegehren schon ein bisschen missbraucht. Und tatsächlich: Schaut man sich die Zahlen des Imkerbundes an, so gab es im Jahr 2013 exakt 158 586 Bienenvölker in Bayern. Im Jahr 2018 waren es erheblich mehr und zwar 189 664 Völker. Problematischer ist die Lage vor allem für die Wildbienen, die immer weniger Naturraum für sich haben.

    Benedikt Schuster hofft nun auf viele Paten für seine Blühflächen. Sieben Anfragen und rund 600 Zugriffe auf sein Angebot in Ebay hat er schon. "Ich werde auf jeden Fall eine Blühwiese ansähen, egal welche Größe", sagt er. Werbewirksam wird sie ziemlich sicher sein, da das Grundstück in Nachbarschaft zum Unterspiesheimer Einkaufsmarkt liegt und direkt an den Fahrradweg nach Kolitzheim angrenzt.

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