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GEROLZHOFEN/VOLKACH: Rotarier haben keinen Anspruch des Elitären

GEROLZHOFEN/VOLKACH

Rotarier haben keinen Anspruch des Elitären

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    Amtsantritt vor fast einem Jahr: Gerhard Halm (links) steckt Hubert Zinkl die Präsidentennadel des Rotary Clubs Gerolzhofen-Volkach an.
    Amtsantritt vor fast einem Jahr: Gerhard Halm (links) steckt Hubert Zinkl die Präsidentennadel des Rotary Clubs Gerolzhofen-Volkach an. Foto: Archiv-Foto: Anne Bauerfeld

    Ein elitärer Kreis, ein Akademiker-Zirkel oder gar ein obskurer Geheimbund? Das sind Assoziationen und Klischees, die über Rotarier kursieren. Über die Frage, was davon stimmt und was nicht und über vieles andere zum Wesen der Rotarier sprach die Main-Post mit dem aktuellen Präsidenten des Rotary-Clubs Gerolzhofen/Volkach, Hubert Zinkl. Anlass: Der Club wird in diesen Tagen zehn Jahre alt.

    Frage: Wie kam es zur Gründung des Rotary-Clubs Gerolzhofen-Volkach?

    Hubert Zinkl: Die Gründungsmitglieder waren Hans-Dieter Backhaus, Ottmar Wolf und Itz Kelber, die, glaube ich auf einer Fahrt nach Kroatien, die Idee entwickelten, einen Rotary-Club für Gerolzhofen und Volkach zu gründen. Die drei waren schon bei den Kitzinger Rotariern. Dort allerdings wurden keine Frauen aufgenommen, ebenso wenig wie in Schweinfurt, bis es dort zur Gründung der Rotarier Peterstirn kam.

    Frage: Bei Ihnen sind also Frauen zugelassen. Wie viele haben Sie in Ihren Reihen?

    Zinkl: Wir sind 30 Freunde, so heißen bei uns die Mitglieder. Davon sind immerhin acht Frauen. Mit Anette Schäflein-Rügamer hatten wir auch schon eine Frau als Präsidentin. Meine Nachfolgerin wird wieder eine Frau sein. Es ist Doris Röder.

    Frage: Sagen Sie uns doch bitte etwas über die Grundsätze der Rotarier.

    Zinkl: Unser Grundsatz ist der selbstlose Dienst – sowohl in der Region als auch in der Welt. Dieser Dienst hat nicht immer mit Geld zu tun, sondern auch mit Zeit. Wir gehen zum Beispiel in Schulen, um mit Schülern Vorstellungsgespräche in einer Firma einzuüben. Finanziell haben wir in den zehn Jahren unseres Bestehens bereits rund 100 000 Euro an Spenden vergeben. Eine Familie mit einem behinderten Kind bekam alleine 25 000 Euro. In Gerolzhofen haben wir die Tafel durch die Bereitstellung eines Fahrzeugs angeschoben. Wir unterstützen auch über die Benediktiner in Münsterschwarzach eine Schule in einem Vorort von Nairobi. Das Gute ist, dass bei uns die Spenden zu 100 Prozent an die Bedürftigen gehen. Da gehen keine Kosten weg.

    Frage: Woher kommen die Mittel für diese Projekte?

    Zinkl: Teils von eigenen Freunden, teils von Aktionen wie dem Bücherflohmarkt bei Festen, zum Teil aber auch über externe Spenden.

    Frage: Wie wird man zum Freund bei den Rotariern?

    Zinkl: Ein Rotarier muss einen neuen Freund vorschlagen. Er soll zu uns passen und soll etwas bewegen können. Über die Aufnahme entscheidet auch seine berufliche Herkunft. Wir wollen nicht, dass es eine Dominanz eines bestimmten Berufs gibt. Wenn wir nur Steuerberater hätten, würden sich alle Gespräche nur um Steuern drehen. Das möchten wir vermeiden.

    Frage: Gibt es so etwas wie Pflichten eines Rotariers?

    Zinkl: Ja. Ein Freund sollte schon regelmäßig zu den Meetings kommen, die bei uns immer montags sind. Zu unseren Zielen gehört auch der regelmäßige Austausch. Wenn da einer nur einmal im Jahr kommt, ist kaum ein Austausch möglich. Der Besuch von etwa 50 Prozent der Meetings wird schon erwartet. Dabei halten Freunde auch Vorträge aus ihrem Berufsfeld, etwa Manfred Klein über Polio oder Ruthard Ott über „Verzeihen und Versöhnen“ oder ich über die Finanzmarktkrise. (Anmerkung: Hubert Zinkl ist einer der beiden Direktoren der VR-Bank Gerolzhofen)

    Frage: Was wird vom Präsidenten eines Rotary-Clubs erwartet?

    Zinkl: Jeder Präsident sollte ein Projekt haben, das er in seiner einjährigen Amtszeit durchzieht. Bei mir ist das der Mallersdorfer Orden, der in Südafrika eine AIDS-Station aufgebaut hat. Dort werden 7000 Familien betreut. Da auch bei uns das Prinzip der Nachhaltigkeit viel bedeutet, wird sich das Projekt über das Ende meiner Amtszeit hinausziehen. Aufgabe eines Präsidenten ist es weiter, sich seine Vorstandsmitglieder zusammenzusuchen. Die spricht man schon mindestens eineinhalb Jahre vor Amtsantritt an und bei der Weihnachtsfeier wird darüber abgestimmt. Ein Präsident legt auch die Schwerpunkte im Jahresprogramm fest. Bei mir war es eine Charity-Veranstaltung mit Kunst, Wein und Schokolade, bei der auch BR–Moderator Tilman Schöberl las. Dabei blieben 1500 Euro übrig, die die Mädchenrealschule Volkach bekam. Eins ist klar: Über viele Jahre ist diese Arbeit neben dem Beruf nicht möglich. Deswegen der jährliche Wechsel bei uns.

    Frage: Was sagen Sie zu den Klischees, die es über die Rotarier gibt?

    Zinkl: Wir sind keine Geheimloge, kein Akademikerverein und auch nicht politisch ausgerichtet. Wir haben uns dem Gemeinwesen verschrieben und sind deshalb sogar bei der UNESCO akkreditiert. Wir wollen auch nicht elitär sein.

    Frage: Wie kommt es, dass sich Menschen aus den sonst eher konkurrierenden Städten Gerolzhofen und Volkach zu einem Club zusammentun?

    Zinkl: Wir tragen dazu bei, dass sich Gerolzhofen und Volkach besser verstehen. Gerolzhofen allein wäre zu klein für einen Rotary-Club. Deshalb haben sich Menschen aus den beiden größten Städten zwischen Schweinfurt, Kitzingen und Würzburg in einem Club zusammengetan.

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