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GOCHSHEIM: Rübenrupfen wie vor 50 Jahren

GOCHSHEIM

Rübenrupfen wie vor 50 Jahren

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    Sie hocken mit Matschhosen am Boden, inmitten der gefühlten eine Millionen Runkelrüben, und rupfen, was das Zeug hält. Überwiegend Frauen sind es, die mühsam eine Rübe nach der anderen aus dem Boden ziehen, ein Mann bündelt immer gut 100 Rüben zu einem Büschel zusammen. Würden wir jetzt das Rad der Zeit um 50 Jahre zurückdrehen, wären das gute Dutzend Mitarbeiter des Gochsheimer Arbeitskreises „Kräuter, Kraut und Rüben“, das sich auf dem Acker bei Gochsheim plagt, eher ein kleiner, versprengter Haufen gewesen.

    „Früher waren hier hunderte, gar tausende Erntehelfer im Einsatz, und die Ernte der Runkelrüben brachte das erste Geld für die Landwirte im Jahr“, berichtet Bernd Karl, Gemüse- und Kräuteranbauer in Gochsheim und mit dafür verantwortlich, dass am Freitag um 11 Uhr der Lehrgarten mit einer feierlichen Zeremonie und anschließendem Bürgerfest eröffnet werden kann.

    Nicht nur Runkelrüben wurden in Gochsheim angebaut. Auf einer Fläche, die durchaus drei Fußballfelder ausmachen könnte, wachsen Petersilienzwiebeln, Lauch, Sellerie, Kohlrabi, Kopfsalat, Kartoffeln, Busch- und Stangenbohnen, Mangold und noch vieles mehr. Das wichtigste Gemüse aber, so Karl, war die Runkelrübe. Die Rüben wurden im milden Gochsheimer Klima in einer geschätzten Stückzahl von mehreren Millionen gezogen und in einem ganz frühen Stadium der Reife geerntet. Ganze Zugladungen gingen in die etwas kälteren Gegenden, in die Rhön oder die Oberpfalz. Dort wurden die Pflanzen von den Landwirten wieder eingepflanzt, und als sie dann ausgereift waren, dienten sie als Futter für das Vieh.

    „Heutzutage braucht kein Mensch mehr Runkelrüben als Viehfutter“, sagt Karl, „es wird Mais gefüttert.“ Noch wichtiger als die Runkelrüben, erzählt Karl weiter, waren die Einlegegurken, die sich ebenfalls im milden Gochsheim wohlfühlten. Tonnenweise gingen die Gurken in die Geschäfte, nicht nur in Unterfranken und in Bayern, „halb Deutschland war gierig auf unsere Gurken“.

    Das alles ist mittlerweile Geschichte, und die soll im Lehrgarten in Gochsheim wieder lebendig werden. Der Arbeitskreis hat mit Unterstützung der Gemeinde, die ihrerseits Mittel aus dem EU-Projekt LEADER, mit dem innovative Projekte im ländlichen Raum gefördert werden, ausschöpfte, einen Lehrgarten angelegt. Ein altes Gewächshaus aus dem Jahr 1920 riss der Trupp ab, baute es wieder auf und reaktivierte einen Feldbrunnen. Der „beste Freund des Gärtners“, ein riesengroßer Regenwurm aus Holz, begrüßt die Besucher des Lehrgartens schon von Weitem. Geplant ist auch ein Museum, in dem neben Fotos aus der guten, alten Runkelrübenzeit auch die dazugehörigen Gerätschaften ausgestellt werden. „Die Leute sollen sehen, wie sich die Landwirte und Erntehelfer seinerzeit geplagt haben, um für ihr täglich Brot sorgen zu können“, sagt Karl. Genau das ist auch der Zweck bei der Eröffnung des Lehrgartens: die historischen Arbeitsbedingungen und die Anbaumethoden des örtlichen Gemüseanbaus von vor 50 Jahren wieder lebendig werden zu lassen. Der Lehrgarten in Gochsheim ist das erste Teilstück des Projekts „Kräuter, Kraut und Rüben“, an dem sich auch Schwebheim und Sennfeld beteiligen. Sie ziehen 2014 nach.

    Eröffnung ist am Freitag, 5. Juli, 11 Uhr, mit der katholischen Kita „Rasselbande“, der Mittelschule Gochsheim und dem Gochsumer Kärwa-Musikanten. Dann gibt es einen Kräuter- und Gemüsestand, einen Infostand mit Brotverkauf des Historischen Förderkreises, eine Ausstellung von historischen Arbeitsgeräten und elf Traktoren. Um 14 und 16 Uhr zeigen die Siebener das „Grenzsteinsetzen“. Außerdem gibt es viele Kinderaktionen. Auf den Beeten sind 30 Gemüsesorten angebaut, dazu gibt es ein Gewächshaus, ein Frühbeet und viele Informationen. Die Mitarbeiter des Arbeitskreises stehen Rede und Antwort, und auf den Tisch kommt natürlich Frisches: unter anderem ein deftiger Eintopf, natürlich mit Gemüse vom Gochsheimer Feld, und ein bunter Salat.

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