Am 1. April hat Alex Müller offiziell seinen Schreibtisch in Rom bezogen. Er ist seit diesem Tag beigeordneter Generaldirektor und Leiter des Departments "Sustainable Development" (nachhaltige Entwicklung), einer der acht Abteilungen der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations, im Deutschen bekannt als Welternährungsorganisation oder Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen).
Als Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft zeichnete Alex Müller seit Januar 2001 auch für die deutschen Kontakte zur FAO verantwortlich. Deshalb war er in Rom schon länger kein Unbekannter mehr.
Trotzdem war auch der Grünen-Politiker mehr als überrascht, als er eines Tages den FAO-Generaldirektor, den Senegalesen Dr. Jacques Diouf, höchstpersönlich am Telefon hatte. Der fragte ihn ohne Umschweife, ob er nicht Lust hätte, die Leitung eines der acht FAO-Departments zu übernehmen. "Natürlich konnte ich das nicht alleine entscheiden, sondern ich habe bei der neuen Regierung angerufen, ob die das unterstützt", erzählt der Gerolzhöfer. Das Ja der Merkel-Regierung kam ohne Zögern. "Auch die Vertreter von CDU und CSU haben das unterstützt", freut sich der neue Generaldirektor. Natürlich musste auch noch die Familie ihr Plazet geben. Sie tat es, selbst wenn es künftig längere Zeiten der Trennung geben wird. Ehefrau und die beiden Kinder bleiben in Berlin, während Alex Müller durch die ganze Welt kommen wird, um seine Aufgaben im Dienste der 60 Jahre alten UN-Organisation zu erledigen.
Möglichkeiten gegen den Klimawandel auszuloten, eine bessere Nutzung von Land und Wasser anzustreben, die Bio-Energie noch besser zu nutzen und in der Agrarforschung weiter voranzukommen, das sind Tätigkeitsfelder, auf denen sich Alex Müller künftig bewegen wird. All das wird auf internationaler Plattform geschehen. Am häufigsten wird der neue Generaldirektor dabei in Afrika, Asien und Lateinamerika unterwegs sein, denn dort bestehen die größten Probleme.
Als Deutscher kommt Müller aus dem Land, das drittgrößter Beitragszahler unter den 190 FAO-Mitgliedsstaaten ist. 35 Millionen Euro fließen jährlich von Berlin nach Rom.
Aus dem Amt des Staatssekretärs ist der Grüne, wie er zugibt, mit einem weinenden Auge geschieden. "In meinem Ministerium habe ich fünf ganz intensive Arbeitsjahre verbracht und der Abschied fiel mir schwer. Doch Demokratie bedingt den Wandel", bekennt sich Müller zu den Spielregeln im Lande. Der Gerolzhöfer ist überzeugt, im Ministerium von Renate Künast besonders beim Verbraucherschutz einiges bewegt und geleistet zu haben.
Um den Nachfolger von Renate Künast in sein neues Arbeitsfeld einzuführen, war Alex Müller jüngst drei Wochen mit Horst Seehofer (CSU) unterwegs. "Das ist alles sehr anständig gelaufen", findet der 50-Jährige lobende Worte für einen politischen Konkurrenten.
Auch wenn er nicht mehr sehr oft in Deutschland sein wird, Alex Müller will trotzdem aktiver Grünen-Politiker bleiben. "Ich bin und bleibe durch und durch grün", bekennt er. Bis heute interessiert ihn, was im hessischen Marburg auf lokalpolitischer Ebene passiert. Dort hat seine Karriere begonnen. Klar, dass es ihn freut, dass die Grünen bei der Kommunalwahl am 26. März satte 17 Prozent der Stimmen geholt haben.
Müllers Heimatstadt Gerolzhofen wird trotz der wahrscheinlichen Terminhatz nicht in Vergessenheit geraten. "Wenn es möglich ist, komme ich heim, um Eltern und engere Freunde zu besuchen", verspricht er.
Zur Person
Alexander Müller
Alexander Müller wurde 1955 als Sohn von Hermann und Hildegard Müller in Gerolzhofen geboren. Nachdem er das Abitur am Steiger- wald-Landschulheim Wiesentheid abgelegt hatte, studierte er Rechtswissenschaften und Sozio- logie an der Universität Marburg. Sein Studium schloss er 1985 mit dem Diplom in Soziologie ab. Von 1985 bis 1992 war Müller haupt- amtlicher Stadtrat von Marburg und von 1992 bis 1995 Staatssekre- tär im hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit. 1982 trat er in die Partei Die Grü- nen ein und war von 1995 bis 2001 Mitglied des hessischen Landtags. Im Januar 2001 wurde er dann Staatssekretär im Bundesministe- rium für Verbraucherschutz, Ernäh- rung und Landwirtschaft.