Zahlreiche Kunstinteressierte hatten sich in der Halle des Schweinfurter Rathauses zur Vernissage eingefunden: Malerei und Plastik zweier Künstler aus Franken gibt es hier zu entdecken, Exponate von Ruth Grünbein und Peter Wittstadt. Bürgermeister Klaus Rehberger zeigte sich erfreut darüber, dass die Ausstellungshalle sich nunmehr saniert und verschönert zeige, zudem noch zentral und schwellenfrei direkt vom Marktplatz aus zum Betreten einlade.
Direkt ins Herz der Ausstellung geleitet, fast hineingezogen wird man durch eine auf dem Boden gezogene rote Linie. Folgt man dieser, findet man sich zwischen den Exponaten der Schweinfurterin Grünbein in der linken Hälfte des Raumes und denen des Würzburgers Wittstadt rechts. Gegenüber und dennoch gemeinsam: Mehrmals, so die Kunsthistorikerin Susanne Holst-Steppat in ihrer Einführung, hätten sich die beiden Künstler bereits in diesen spannungsvollen Dialog begeben und ihre Arbeiten gemeinsam präsentiert, geprägt von gegenseitigem Respekt, Akzeptanz und Freundschaft – eine Interaktion, die im Betrachter stets den Drang zum Gegenüberstellen und Vergleichen auslöst.
Ruth Grünbeins großformatige, in Mischtechnik gefertigte Werke faszinieren durch Farbe, Form und Fantasie. Ihre Bilder tragen Titel wie „it's a man's world“ - in dieser Collage treffen Comic-Seiten auf riesige, gemalte Gartenzwerge –, „Vollmond“ – hier trennt den bunt geblümten Hirsch ein strahlender Mond von zwei Jägern – oder „Ken Shou“ – eine zerbrechlich wirkende, in schwarz gehaltene Japanerin umgeben von großen, leuchtend rot-orangen Flächen. Eine lustvolle Erlebnisreise durch Zeiten und Welten sind diese Bilder!
Humor, gar Ironie, so Holst-Steppat, verbinde beide Künstler. Grünbein gehe bei der Arbeit jedoch eher akribisch und bedächtig vor, setze von einem Motiv ausgehend Schicht für Schicht übereinander und stelle auf diese Weise Menschen, Fotos allmählich in neue Zusammenhänge. Für Peter Wittstadt hingegen sei Malen „konzentrierte Spontaneität“, er möchte zügig und direkt arbeiten, JETZT etwas schaffen. Die menschliche Figur und das Tier ziehen sich sowohl in plastischer wie auch zeichnerischer Hinsicht durch sein Schaffen. Seine großzügige Arbeitsweise lässt an Kinderzeichnungen erinnernde Gemälde entstehen, mit Titeln wie „Sonny und Cher“, „Pinker Punk“ oder „Die Versuchung des heiligen Robinson“. Fünf Bronze-Köpfe, die Assoziationen an die imposanten Statuen der Osterinseln auslösen, hat er ebenfalls beigesteuert.
In dieser Ausstellung kann man sich, Klaus Rehberger folgend, von Farbe und Form faszinieren lassen. Man kann in der künstlerischen Auseinandersetzung mit unserer Zeit neue Perspektiven gewinnen und sich auf Neues einlassen - man muss es nur tun. Gelegenheit hierzu hat man noch bis zum 19. September.
Ruth Grünbein & Peter Wittstadt zeigen Malerei und Plastik, Halle Altes Rathaus, Markt 1, Schweinfurt, täglich 14 bis 19 Uhr