Das Sachs-Gästehaus ist am Mittwoch von der Deutschen S & K Sachwert AG, einer Immobilien-Fondsgesellschaft mit Sitz in Frankfurt/Main für 1,7 Millionen Euro ersteigert worden. Ob die AG, die Liegenschaften unter anderem aus Zwangsversteigerungen aufkauft und nach Sanierungen wieder am Markt anbietet, den Zuschlag erhält, ist noch offen.
Der derzeitige Eigentümer, ein wegen Betrugs und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe einsitzender Ex-Vorstand eines Medizintechnikunternehmens, konnte zwangsläufig nicht anwesend sein. Sein Anwalt beantragte einen Aufschub, um sich mit ihm übers Angebot besprechen zu können. Am 30. November um 15 Uhr ist offizielle Verkündung. Es ist aber davon auszugehen, dass die durch ihren Vorstand Jonas Köller vertretene Deutsche S & K Sachwert AG neuer Eigentümer der Nobeladresse wird.
Der Saal 22 in der Friedenstraße platzt aus allen Nähten, als Bernhard Fiehl das Sachs-Gästehaus aufruft. Es werden Stühle beigeschleppt, dennoch müssen etliche stehen. Im Saal sind neben Interessenten zahlreiche Gläubiger, Vertreter der Schweinfurter Immobilienbranche und zahlreiche Neugierige auszumachen.
Die Rechtspfleger Fiehl und Corinna Pabst erläutern im professionellen Zusammenspiel die Regeln: Weil dies der zweite Termin ist, gibt es keine Mindestgrenzen (5/10 und 7/10) vom Verkehrswert 4,47 Millionen Euro. Rein rechnerisch läge das Mindestgebot bei 32 258 Euro, das sind die Gerichtskosten und die Grundsteuer. Weil die Nobeladresse bei einem solchen Betrag aber „verschleudert“ wäre, werde unter 1,5 Millionen Euro kein Zuschlag erteilt. Mit dem Erwerb erlöschen die Grundschulden von mehreren Millionen Euro. Und: Beim ersten Gebot muss eine Sicherheitsleistung von zehn Prozent des Verkehrswertes, also 447 000 Euro hinterlegt werden. Dazu genügt ein Verrechnungsscheck.
Köller, Vorstand der Deutsche S & K Sachwert AG, steigt als Erster in den Ring, eine Million Euro. Mitbieter sind eine Immobiliengesellschaft aus Schweinfurt, eine Bietergemeinschaft und eine GbR aus Würzburg sowie eine Kulturstiftung aus Westfalen. Sie steigt beim schrittweisen Bieten als Erste aus. Übrig bleiben ab dem Zuschlagswert von über 1,5 Millionen Euro die Fondsgesellschaft und die Würzburger Bietergemeinschaft, die reklamiert, dass Köller nur 100 000 Euro Sicherheitsleistung hinterlegt habe. Als die Deutsche S & K Sachwert AG bei 1,7 Millionen Euro die Nase vorne hat, akzeptieren der Vertreter des Noch-Eigentümers und der Genossenschafts- und Hypothekenbank AG Hamburg, die das Zwangsversteigerungsverfahren betrieben hat, die eigentlich zu niedrige Sicherheitsleistung.
Jonas Köller umriss nach dem Termin den Fahrplan: noch nicht sanierte Räume instandsetzen, die Villa im Topzustand wieder anbieten. Er habe nicht im Auftrag gehandelt, es gebe aber Interessenten, die bei der Versteigerung anwesend waren.
Die Villa verlassen muss wohl die Lebensberatungsfirma der Frau des Noch-Eigentümers. Ungeklärt blieb beim Termin, ob ein Mietvertrag existiert. Unabhängig davon werde man „aber nicht mit dem Panzer reinfahren, sondern Gespräche führen“, sagte Köller.