Eine halbe Million würde der junge Mann aus Schweinfurt schon hinlegen für die Sachs-Villa, jenes luxuriöse Anwesen, das sich SKF-Chef Gunnar Wester 1957 hatte bauen lassen und das seit einigen Jahren immer wieder in den Schlagzeilen steht – weil es der Besitzer, ein Schweinfurter Unternehmer, für viel Geld verkaufen wollte oder weil es zwangsversteigert werden sollte. Aber die 500 000 Euro des Bieters reichten bei weitem nicht aus am Mittwochvormittag, beim erneuten Versuch des Amtsgerichts Schweinfurt, das Millionenobjekt unter den Hammer zu bekommen.
Saal 22 des Amtsgerichts war gut gefüllt. Mit Spannung warteten die neugierigen Beobachter auf Gebote. Schließlich handelt es sich um ein prominentes Gebäude und auch das Schicksal seines Besitzers scheint manchen Schweinfurter zu interessieren. Wie berichtet, wurde der ehemalige Vorstandsvorsitzende einer Firma, die Produkte zur Wundversorgung herstellt, im Juni 2009 wegen Betrugs und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vom Landgericht München II zu sieben Jahren Haft verurteilt. Der Mann ließ Rechtsmittel einlegen. 2010 bestätigte der Bundesgerichtshof das Urteil aus erster Instanz. Nun sitzt er seine Strafe ab.
Für viel Geld saniert
Der Unternehmer und seine Frau hatten die Luxusresidenz 2001 erworben und offensichtlich für viel Geld in den Jahren 2003 bis 2005 saniert und umgebaut. Die Fotos im Gutachten gewähren einen Blick auf eine imposante Empfangshalle, auf großzügige Wohn- und Seminarräume, auf Schwimmhalle, Badezimmer und Wellnessbereich im pseudo-griechischen Stil und den parkähnlichen Garten mit japanischem Teich und Pavillon.
2006 wurde die „Exquisite Prominenten Villa“ für neun Millionen Euro angeboten. Obwohl die Summe Verhandlungsbasis war und laut Internetanzeige Brigitte Bardot im ehemaligen SKF-Gästehaus übernachtet haben soll – was nicht stimmt – griff keiner zu. 2007 hatte der Hausbesitzer Ärger mit dem Finanzamt. Die Behörde betrieb eine Zwangsversteigerung der Villa, der Termin wurde aber abgesagt. Damals lag der Verkehrswert bei 10,4 Millionen Euro. Nun hat ein Gutachter das Anwesen mit seinen 1300 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche auf 4,47 Millionen geschätzt.
Betreiber des neuen Verfahrens ist die Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank Hamburg, eine von zahlreichen Gläubigern. Auch eine Schweinfurter Baufirma steht mit 220 000 Euro im Grundbuch, nicht zu vergessen das Finanzamt Schweinfurt mit 470 000 Euro. Ob die Gläubiger beim nächsten Zwangsversteigerungstermin am 23. November eine Chance haben, zumindest einen Teil ihres Geldes zu bekommen, ist fraglich.
Dann gelten zwar die Höchst-Grenzen nicht mehr – diesmal musste ein Gebot mindestens die Hälfte des Verkehrswertes, also 2,235 Millionen Euro betragen – die Chancen, das Anwesen für 500 000 Euro zu ersteigern sind trotzdem nur theoretisch. Es darf nicht verschleudert werden und sollte beim zweiten Termin mindestens ein Drittel des Verkehrswertes erbringen. Kurz vor Ablauf der Frist gab es übrigens noch ein Gebot am Mittwochvormittag. Den 700 000 Euro einer Bau- und Wohngesellschaft wurde der Zuschlag aber auch versagt.
Derzeit hat die Firma der Ehefrau ihren Sitz im Anwesen in der Friedrich-Seyffert-Straße 14. Laut Homepage finden in der Villa auch Ausbildungen statt.