Ende Januar begannen nach jahrelanger Entscheidungsfindung die Bauarbeiten zur Ertüchtigung der Teichkläranlage in Hergolshausen. Seit 27. Oktober arbeitet die zur SBR-Kläranlage (Sequencing Batch Reactor) mit integrierter Mischwasserbehandlung nachgerüstete und erweiterte Anlage bereits im Vollbetrieb. Am Samstagvormittag folgten rund 40 Interessierte der Einladung von Bürgermeister Christian Zeißner, die fertig gestellte Anlage im Rahmen der diesjährigen Bürgerversammlung in Augenschein zu nehmen.
Beim Gang über die Anlage erläuterte der Bürgermeister die Arbeitsweise der Anlage, die Funktion der drei Becken und der weiteren Bauwerke. Der Weg des Abwassers führt über einen neu verlegten 800er Kanal vom Dorf zum Regenüberlauf bei der Kläranlage. Er wurde ebenso wie ein Klärschlammspeicher und ein Vorspeicher, der bei Starkregen auch als Regenüberlaufbecken fungiert, in Betonbauweise neu erstellt. Neu gebaut wurde auch ein Rechengebäude mit Sandfang.
Die drei vorhandenen Teiche wurden zu einem Regenrückhaltebecken, einem Ausgleichsbecken und dem SBR-Becken – die eigentliche Kläranlage – ausgebaut. Die biologische Reinigung und die Nachklärung erfolgen bei dieser Variante des Belebtschlammverfahrens in nur einem Becken, dem sogenannten Reaktor.
Nicht alle sind überzeugt
Für Kritiker Gottfried Zull bleibt die Kläranlage eine Fehlplanung, wie er später im Sportheim bekundet. Aber auch andere sind nicht ganz überzeugt, halten die Anlage im Gespräch für zu groß oder verstehen nicht, warum es zwei Becken für sauberes Wasser braucht. Laut geäußert wird beim Rundgang aber keine Kritik. Spannend bleibt noch die Abrechnung der 2,435 Millionen Euro Investition. Die muss bis zum Jahresende erfolgt sein, macht der Bürgermeister deutlich. Nur dann fließen Zuschüsse von insgesamt 492 000 Euro aus drei Fördertöpfen.
Auf Nachfrage sagte Zeißner, dass die Baukosten "absolut im Rahmen" geblieben seien und die Anlage insgesamt nicht teurer werde. Von den Gesamtkosten müssen die Hergolshäuser 1,55 Millionen Euro über Verbesserungsbeiträge bezahlen. Die größte Rate wurde bereits in diesem Jahr von der Gemeinde erhoben. 2022 und 2023 sind jeweils noch einmal 310 000 Euro fällig.
Froh zeigte sich Bürgermeister Zeißner, dass die Veranstaltung trotz der Corona-Entwicklung noch durchführbar war. Reichte bei der Kläranlage gegenseitiges Abstandhalten, waren an den Tischen im Sportheim allerdings Maskenpflicht und 3-G-Nachweise angesagt. Am 17. und 18. November sollen, so die Planung, noch Bürgerversammlungen in Waigolshausen und Theilheim folgen.
Geburtenzahl stabil
Seinen ausführlichen Bericht zu den laufenden Projekten insbesondere in Hergolshausen startete Zeißner mit der demographischen Entwicklung. Durch Wegzüge sank die Einwohnerzahl der Gemeinde seit 2018 um 16 auf 2705. Waigolshausen zählt aktuell 1437, Theilheim 719 und Hergolshausen 549 Einwohner. Die Geburtenzahl war mit 23, 26 und 24 (2020) in den letzten drei Jahren stabil. Bemerkenswert ist, dass in allen drei Jahren die Zahl der Sterbefälle genau identisch mit den Geburten war.
Anhand der Jahresrechnung 2020 erläuterte Kämmerer PhilippMüller die Finanzsituation der Gemeinde. Demnach betrug die im Verwaltungshaushalt erwirtschaftete Zuführung statt 238 700 Euro im Ergebnis 769 293 Euro. Der Schuldenstand betrug zum Jahresende 1,437 Millionen Euro, was 530 Euro pro Kopf sind.
Außerdem erläuterte der Kämmerer die Neukalkulation der Abwassergebühren, was auch Thema bei der letzten Gemeinderatssitzung war. Heinrich Keller warf ein, dass das Abwasser wohl noch teurer werde, weil die Sach- und Personalkosten bei der Kläranlage "sicher höher" seien. Eventuell müsse dann nach dem ersten Betriebsjahr die Gebühr neu kalkuliert werden, sagte der Bürgermeister.