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SCHWEINFURT: Schaf und Rind statt Löwe

SCHWEINFURT

Schaf und Rind statt Löwe

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    Ländliche Freunde: Anton Braith, Jungvieh und Ziegen vor einem Hochzeitszug, 1865, Öl auf Leinwand.
    Ländliche Freunde: Anton Braith, Jungvieh und Ziegen vor einem Hochzeitszug, 1865, Öl auf Leinwand. Foto: Foto: mgs

    (sb/krh) In der Tiermalerei des 19. Jahrhunderts, die den Sammler Georg Schäfer als Gegenwelt zum Industriellendasein besonders ansprach, überwiegen Motive aus dem regional geprägten, ländlichen Leben des Menschen mit seinem mehr oder weniger geduldigen Nutztier. Die Ausstellung „Das Tier und der Mensch – Gemälde und Grafik von Wilhelm von Kobell bis Franz Marc“ im Museum Georg Schäfer gibt noch bis 6. November Einblick in diesen Aspekt der Schäferschen Sammlung.

    Georg Schäfer erwarb neben den idyllischen und bäuerlichen (und wenigen dramatischen) Tierstücken Ausnahmewerke der Tiermalerei des 19. Jahrhunderts. Unter den Gemälden befinden sich gleich zahlreiche Szenen kulturgeschichtlichen Gehalts zum Viehhandel, Viehtransport und Viehmarkt, vom bäuerlichen Bayern bis ins städtische Amsterdam. Stark vertreten ist die Genremalerei in der Gattung des Tierstückes. Seinerzeit erreichte sie international große Popularität und Anerkennung. Mit dem Schwerpunkt Jagd- und Pferdedarstellungen – Werken von Albrecht Adam, Franz Krüger und Carl Steffeck – besteht die Sammlung internationale Vergleiche.

    Die Klassiker der akademischen Tierdarstellung in Deutschland, wie sie ein Paul Meyerheim schuf, und die Trendmalerei exotisches Tier interessierten den Sammler weniger. Gegen den exotischen Löwen setzte er das Schaf, das Rind oder die häuslichen Freunde, ob Hans Thomas Kater Peter oder Lovis Corinths Modell Hund Hipp. Georg Schäfer kämmte mit dem Erwerb der narrativen, humoristischen Pointenmalerei eines Johann Mathias Ranftl, Carl Spitzweg oder Johann Friedrich Voltz gerne gegen den Strich des Pathos im 19. Jahrhundert.

    Die Ausstellung entdeckt Perspektiven auf das Tier in der Malerei und Grafik: das Tier als bester Freund des Menschen, als Prestigeobjekt, in idyllischer Landschaft, gejagt und vom Menschen in Dienst genommen, das Tier als Handelsware und als Spiegel eines gesteigerten Naturgefühls, überdies als die unbeweinte Kreatur.

    Über die ausgestellten Werke findet eine Beschäftigung mit der Einbindung der Tiere in den Alltag des 19. Jahrhunderts, mit Anfängen des Tierschutzes und dem Wandel der Wahrnehmung des Tieres – gesellschaftlich und künstlerisch – statt. Ein Teil der Ausstellung widmet sich der Darstellung des Tieres im christlichen und biblischen Kontext. Bilder des späten 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts zeigen neu erwachte Interessen der Künstler an Bewegung und Oberflächendarstellung im Tierbild.

    Zu den spätesten Exponaten der Ausstellung gehören zwei Werke Franz Marcs. Seine Bildsprache entwickelte sich von einer irdischen zu einer kosmischen Welt: Nachdem er den Menschen ausklammerte, sich dem Tier zuwandte und letztlich auch dieses überwand, führten die naturgegebenen Motive schlussendlich ins Immaterielle. Seine Arbeit steht in dieser Ausstellung für die Relativierung des Menschen an sich.

    Die umfangreiche Präsentation zeigt 141 Werke, davon 61 Gemälde und 80 Zeichnungen, Skizzenbücher, historische Fotografien sowie Bücher und Schriften. Der Bestand der Sammlung des Museums Georg Schäfer ist die erste und maßgebliche Quelle dieser Konzeption, bereichert um ausgewählte Sonderleihgaben aus Privatbesitz. Vorgestellt werden an die 100 Künstler, darunter Tier-Spezialisten wie der „Pferde-Krüger“, der „Enten-Köster“ oder der „Katzen-Adam“. Das früheste Gemälde datiert aus dem Jahr 1801 von Friedrich Georg Weitsch, die früheste Grafik aus dem Jahr 1786 von Johann Georg Pforr. Das späteste Gemälde in diesem thematischen Querschnitt aus der Sammlung entstand im Jahr 1915, die späteste Grafik reicht ins Jahr 1920 mit einer Arbeit von Otto Dill.

    Das Tier und der Mensch – Gemälde und Grafik von Wilhelm von Kobell bis Franz Marc, Museum Georg Schäfer, bis 6. November

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