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SCHWEINFURT: Schläft ein Lied in allen Dingen

SCHWEINFURT

Schläft ein Lied in allen Dingen

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    Der Gewinn des Abends war die Erkenntnis, dass jede Situation und jede Zeit in sich ein Lied tragen. Von Beginn an merkte der Zuhörer, dass das Lied den beiden Künstlern des Abends, dem Sänger Christoph von Weitzel und dem Pianisten Ulrich Pakusch, besonders am Herzen liegt. Und so mag es nicht verwundern, dass dieser Liederabend mit dem oft als ,simpel' geschmähten Volkslied zu einem Gang durch die Zeit geriet, vom Anfang bis zum Ende – des Tages und des Lebens.

    Wie viele Male hat man diese Lieder nicht nur gehört, sondern auch gesungen, mehr oder weniger gedankenlos. Mit einem Mal nahmen sie Gestalt an und erlangten eine tiefere Bedeutung. Weitzel spürte dem über weite Strecken gefälligen Text nach und brachte die Schatten und den Hintersinn zutage. Gleich zu Beginn tauchte beim Gang durch „mein Gärtlein“ das „bucklige Männlein" auf. Walter Benjamin hatte dahinter das Prinzip gesehen, das „uns daran hindert, so zu sein wie wir könnten“.

    So ganz nebenbei erfuhr der Zuhörer durch diese Hinführungen Weitzels etwas zur Geschichte des „Volks“-Lieds, von der ersten Nennung des Begriffs bei Georg Friedrich Wilhelm Hegel über die Adaption in das kulturelle Gut eines Volkes und darüber hinaus in die vielen Vertonungen durch Komponisten. Das Motto des Programms „Schläft ein Lied in allen Dingen“ ist der Anfang eines Gedichts von Joseph von Eichendorff, zu dessen Texte im Lauf der Zeit über 5000 Gedichtvertonungen entstanden sind. An diesem Abend war es eine Fassung des Pianisten Ulrich Pakusch. Noch vier weitere Eichendorff-Texte kamen zu Gehör.

    Niemals wurden die meist als Strophenlied aufgebauten Lieder eintönig, was an der Gestaltung Christoph von Weitzels lag. Von tonlos matt bis aufgewühlt reichte die Palette seiner Interpretation, mal sang er fast regungslos, dann wieder geriet er in Rage und ließ sein schauspielerisches Talent aufblitzen. Er ließ den Zuhörern Zeit, die Texte zu verstehen, indem er bisweilen sehr ruhige Tempi wählte.

    Ganz sanft nahm Ulrich Pakusch den Hörer bei der Hand und geleitete ihn mit kurzen Überleitungen zum nächstfolgenden Lied. Seine Begleitung war perlend prägnant, spritzig und frisch.

    Die Zugabe schlug noch einmal den Bogen des Themas in einem einzigen Lied. „Die Uhr“ von Carl Löwe, im Volkston geschrieben, war Bild für den Lebenslauf. Wie das Leben erlischt, so bleibt auch die Uhr nach dem Ende ihres Laufs stehen. Trotz aller neuen Entwicklungen in der Musik ist zu wünschen, dass diese Volkslieder nie vergessen werden.

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