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Euerbach: Schlechte Chancen für ein Nahwärmenetz

Euerbach

Schlechte Chancen für ein Nahwärmenetz

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    Von der Biogasanlage des Betriebs Hümmer in Oberwerrn will die Euerbacher Firma Madinger Biogas zum Betrieb eines Blockheizkraftswerks beziehen.
    Von der Biogasanlage des Betriebs Hümmer in Oberwerrn will die Euerbacher Firma Madinger Biogas zum Betrieb eines Blockheizkraftswerks beziehen. Foto: Silvia Eidel

    Die Chancen für die Realisierung eines Nahwärmenetzes in Euerbach stehen schlecht. Eine Umfrage in der Siedlung und in Teilen des Altorts über ein Anschlussinteresse brachte ernüchternde Ergebnisse. Wirtschaftlich sinnvoll wäre so ein Netz nicht zu betreiben.

    In der jüngsten Gemeinderatssitzung erinnerte Bürgermeisterin Simone Seufert an den Ursprung der Idee. Die örtliche Firma Madinger war auf die Gemeinde zugegangen, weil sie zwei Blockheizkraftwerke zur eigenen Stromgewinnung errichten will, gespeist von der Biogasanlage des landwirtschaftlichen Betriebs Hümmer im benachbarten Oberwerrn. Die Abwärme des BHKW für das künftige Baugebiet "Am Steigholz" zu nutzen, war der erste Gedanke.

    Umfrage gestartet

    Angesichts der dort geringen Bedarfsmenge wurde eine Umfrage unter 800 Personen im Ort gestartet, ob Interesse an einer Teilnahme bestünde. Durchgeführt wurde die Befragung vom Institut für Energietechnik (IfE) in Amberg. Deren Mitarbeiterin Pia Meiller erläuterte den Gemeinderäten via Online-Meeting die Ergebnisse.

    Die Rücklaufquote der Online-Fragebögen lag demnach bei 30 Prozent oder 240 Antworten. Davon bekundeten zwei Drittel – 67 Prozent – ein Anschlussinteresse an einem Nahwärmenetz: 156 private und fünf gewerbliche Interessenten.

    Die Daten wurden in eine Karte von Euerbach übertragen, eingeteilt in die Ortsbereiche Nord, Süd und Gewerbegebiet. Sichtbar wurde eine große räumliche Streuung potenzieller Nutzer.

    Das Institut berechnete für jeden der drei Ortsbereiche die maßgebliche Wärmebelegungsdichte (WBD), einen Wert aus dem Nutzwärmeabsatz pro Jahr geteilt durch Trassenmeter. Mit diesem Wert kann beurteilt werden, ob ein Netz sinnvoll betrieben werden kann, so Meiller.

    Demnach läge der Wärmebedarf in den Ortsbereichen Nord und Süd bei je rund 1800 Megawattstunden pro Jahr (MWh/a). Im Bereich Nord wäre ein Leitungsnetz von 4,9 Kilometern nötig, was einen WBD-Wert von 460 ergibt, "ein sehr geringer Wert", wie Meiller sagte.

    Im Bereich Süd wären 8,4 Kilometer Leitung erforderlich, was einen WBD-Wert von 500 ergäbe. "Das ist auch der unterste Grenzwert für eine Förderung nach KfW", erläuterte die Fachfrau. Da in beiden Bereichen Bestandsgebäude stünden, sollte der WBD-Wert "eher bei 1000 bis 1500 liegen", um wirtschaftlich sinnvoll agieren zu können. Denn "man müsste hier große Trassennetze legen".

    Für das Gewerbegebiet würden 550 Meter Leitung gebraucht, die Wärmebelegungsdichte läge bei 780 Kilowattstunden pro Trassenmeter und Jahr, erläuterte Meiller.

    Die Abwärme des Blockheizkraftwerks liegt laut Meiller bei 3200 MWh/a. Den Bedarf im Gewerbegebiet zu decken, wäre damit gut möglich. Anders sieht es im Ortsbereich aus, wo in Spitzenzeiten, also in den Wintermonaten, eine zusätzliche Wärmequelle in den Häusern nötig wäre.

    Das vorläufige Fazit der IfE-Mitarbeiterin lautete, einen großen Wärmeverbund zunächst nicht weiterzuverfolgen. Der Fokus sollte zunächst ausschließlich auf das Gewerbegebiet gelegt werden.

    "Es wäre wünschenswert gewesen, wenn sich bei der Umfrage kein 'Streuselkuchen' ergeben hätte, sondern ein Straßenzug mit geballtem Interesse", resümierte die Bürgermeisterin. Ein großes Nahwärmenetz sei unwirtschaftlich und nicht zu finanzieren. Zumal ein Meter Leitung in bestehenden Straßen etwa 700 Euro koste, bei einer eventuellen Förderung von 60 Euro.

    Kein Beschluss gefasst

    Auf Nachfrage von Jochen Kraft skizzierte Meiller die "kleine Lösung" für das Gewerbegebiet. Über öffentliche Straßen müssten 550 Meter Leitung gelegt werden. Die Firma Madinger müsste sich mit den einzelnen Parteien in Verbindung setzen, die Gemeinde trete nicht in Erscheinung.

    Ob Biogas als Ersatz für Erdgas einfach zu nutzen sei, fragte Jonas Weigand nach. Laut Meiller wäre ein spezielles Blockheizkraftwerk für Biogas notwendig. Biogas könne auch nicht einfach in eine Erdgasleitung eingespeist, sondern müsste aufbereitet werden. Aber falls Mangel an Biogas bestünde, könne das BHKW auch mit Erdgas betrieben werden. Der Gemeinderat fasste aufgrund der vorgestellten Umfrageergebnisse noch keinen Beschluss.

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